Sechs Bundesliga-Clubs sind derzeit vom Absturz bedroht Foto: Fotolia/StN-Bearbeitung

Im Tabellenkeller herrscht das große Zittern – Freiburg und Nürnberg im Aufwind, Bremen, der VfB und Hamburg im Sinkflug.

Stuttgart - Noch 14 Spieltage, dann kommt Licht in den Tabellenkeller. Der Kampf gegen den Abstieg ist in vollem Gange, und wohl erst nach der letzten Runde am 10. Mai wird Klarheit darüber herrschen, wer den Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss. Fakt ist: Viele Clubs zittern – und selbst 1899 Hoffenheim und Eintracht Frankfurt, die zurzeit auf Rang elf und zwölf in der Tabelle stehen, sind noch nicht alle Abstiegssorgen los. Das Tabellenbild kann sich nach einer Serie eines Teams schnell ändern – mit dem SV Werder Bremen, der zurzeit 13. ist, beginnt allerdings die gefährliche Zone in der Bundesliga. Sechs Teams stehen am Abgrund – der Abstiegs-Check:

Werder Bremen

Werder Bremen (Tabellen-13., 20 Punkte, 24:45 Tore): Immerhin – an der Weser halten sie trotz der Misere mit nur einem Punkt aus den ersten drei Rückrundenspielen zusammen. Sportchef Thomas Eichin steht wie eine Eins zu Trainer Robin Dutt, und die Fans stehen wie eine Eins hinter der Mannschaft. Der ruhmreiche Traditionsclub muss einen Sparkurs fahren, und das Umfeld akzeptiert die gesunkene Erwartungshaltung. Allerdings gibt die Mannschaft selbst kaum Anlass zur Hoffnung. Unter Robin Dutt, der die Werder-Ikone Thomas Schaaf im Sommer ablöste, ist kein Fortschritt zu erkennen. Die Abwehr hat ihren Namen kaum verdient, und vorne weht allenfalls ein laues Lüftchen an der Weser. Allerdings: Dutt hat mit dem SC Freiburg bereits positive Erfahrungen im Kampf gegen den Abstieg gesammelt. „Ich weiß, wie es geht“, sagt er, „ich trainiere nicht den ersten Verein in einer schwierigen Situation.“ Prognose: Der SV Werder muss bis zuletzt um den Klassenverbleib zittern. Ob er ihn schafft, hängt von Dutts Händchen ab.

VfB Stuttgart

VfB Stuttgart (Tabellen-14., 19 Punkte, 33:41 Tore): Was für Werder Bremen gilt, gilt auch für den VfB – noch. Die Fans sind ruhig, und die Clubspitze steht hinter dem Trainer. Das alles kann sich ändern – wenn das Team nach den vier Niederlagen aus den ersten vier Spielen im Jahr 2014 nicht schleunigst die Kurve bekommt. Thomas Schneider setzt auf die Jugend. Die große Frage wird sein, ob die Jungspunde um Timo Werner das Zeug dazu haben, im nervenaufreibenden Kampf gegen den Abstieg zu bestehen. Schneider, als Trainer selbst noch unerfahren im Kampf um den Klassenverbleib, steht vor einem Balanceakt. Er will auf die Jungen setzen. Wenn das aber nicht funktioniert, muss er reagieren und doch auf die Routiniers bauen, was wiederum Konfliktpotenzial im Kader birgt. Prognose: Der VfB schafft den Klassenverbleib, weil die Qualität im Kader trotz der Fünf-Spiele-Sperre für Rotsünder Vedad Ibisevic ausreicht.

SC Freiburg

SC Freiburg (Tabellen-15., 18 Punkte, 20:36 Tore): Die missratene Vorrunde des Sportclubs war geprägt von der ungewohnten Dreifachbelastung mit der Liga, dem DFB-Pokal und der Europa League. Nun kann sich das Team von Trainer Christian Streich wieder ganz auf den Liga-Alltag konzentrieren, was sich positiv bemerkbar macht. „Endlich können wir unter der Woche wieder Dinge einüben“, sagt Streich, der ein Meister darin ist, einer Mannschaft im Alltag seine (Offensiv-)Philosophie einzutrichtern. Obendrein herrscht an der Dreisam Ruhe, das gesamte Umfeld weiß, dass es für den SC mit den begrenzten finanziellen Mitteln von vornherein nur um den Klassenverbleib gehen konnte. Die Schweizer Neuzugänge Admir Mehmedi und Gelson Fernandes entwickeln sich zu starken Säulen im Team. Beste Voraussetzungen für den Sportclub – wenn da nicht die ständigen Abwanderungsgerüchte um Torhüter Oliver Baumann und Abwehrmann Matthias Ginter wären, die die Ruhe noch stören könnten. Prognose: Der SC Freiburg hat gute Chancen auf den Klassenverbleib.

1. FC Nürnberg

1. FC Nürnberg (Tabellen-16., 17 Punkte, 24:36 Tore): „Der Glubb is a Depp“, sagt der leidgeplagte FCN-Fan gerne fatalistisch über seinen Herzensverein – nun gibt es aber Hoffnung. Schon zum Ende der Vorrunde ließ die Mannschaft mit starkem Offensivfußball aufhorchen, nun fährt das Team unter Trainer Gertjan Verbeek auch Punkte ein. Der Niederländer setzt voll auf Angriff, dazu kämpft das Team um jeden Zentimeter Boden. Die Mischung im Kader scheint zu stimmen – kampferprobte Routiniers wie Raphael Schäfer oder Javier Pinola treffen auf talentierte, aufstrebende Profis wie Stürmer Josip Drmic, die in der Bundesliga unbedingt Fuß fassen wollen. Allerdings muss der Club den Ausfall der Stammkräfte Daniel Ginczek (Kreuzbandriss) und Timothy Chandler (Außenmeniskusriss) verkraften. Verbeek sieht’s gelassen: „Es werden sich schon zwei andere Spieler finden.“ Prognose: Der 1. FC Nürnberg muss bis zuletzt zittern, bleibt aber erstklassig.

Hamburger SV

Hamburger SV (Tabellen-17., 16 Punkte, 33:47 Tore): Es läuft schief, was schieflaufen kann. Die Mannschaft gibt Wochenende für Wochenende ein jämmerliches Bild ab, die Fans attackieren die eigenen Spieler, und der ganze Club versinkt im Chaos. Zuletzt entschieden sich die Aufsichtsräte nach achtstündiger Sitzung dafür, dass nichts entschieden ist, weshalb der Vorstand und Trainer Bert van Marwijk vorerst weitermachen dürfen. Der Name Felix Magath macht an der Elbe die Runde – möglicherweise soll die HSV-Ikone bald als Heilsbringer beim Liga-Dino einspringen. Ob dieser HSV allerdings überhaupt noch zu retten ist, muss stark bezweifelt werden. Prognose: Der HSV braucht ein Wunder, um in der ersten Liga zu bleiben.

Eintracht Braunschweig

Eintracht Braunschweig (Tabellen-18., 12 Punkte, 11:37 Tore): Gut, das Team von Trainer Torsten Lieberknecht hat den VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen geschlagen, und gegen Borussia Dortmund (1:2) hätte es zuletzt zumindest einen Punkt verdient gehabt. Dennoch: In schöner Regelmäßigkeit beweist das Schlusslicht, dass es kein Erstliga-Niveau hat. Der Kader ist zu schwach für die höchste Spielklasse – Zusammenhalt, Teamgeist und ein innovativer Trainer reichen nicht aus, um den Klassenverbleib zu schaffen. Für Eintracht Braunschweig ist die Bundesliga ein Abenteuer, das im Mai höchstwahrscheinlich zu Ende geht. Prognose: Die Eintracht bekommt die Kurve aller Voraussicht nach nicht mehr.