Für die Verantwortlichen des VfB Stuttgart war die Mitgliederversammlung alles andere als eine positive Veranstaltung. Foto: Pressefoto Baumann

Mit Infografik - 3,1 Millionen Euro Verlust: Die Bilanz des VfB Stuttgart ist Wasser auf die Mühlen von Bernd Wahler. „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache – für eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung“, sagt der Präsident.

Stuttgart - Als Herr der Zahlen weiß Ulrich Ruf über jeden Cent Bescheid, der beim VfB umgedreht wird. Sein Werk, das er Jahr für Jahr den Mitgliedern vorstellt, ist hieb- und stichfest. Nur die Summe, auf die es ankommt, ist relativ. Egal, wie hoch unterm Strich der jeweilige Gewinn oder Verlust ist – die Zahl ist eine Frage der Perspektive.

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So ist der Fehlbetrag von 3,088 Millionen Euro für das Kalenderjahr 2013, das die Rückrunde 2012/13 und die Hinrunde 2013/14 umfasst, gering – verglichen mit dem Minus von 9,7 Millionen Euro im Jahr 2012. Immens ist er aber für diejenigen, die ihn aktuell ausgleichen müssen. Solange der Verein in der Verlustzone spielt, bleibt dieses Unterfangen ein Balanceakt.

Verlust des VfB

Noch geht es gut, noch hat der VfB keine Kontokorrent-Kreditlinien in Anspruch nehmen müssen. Aktuell ist der Gesamtumsatz mit 114,8 Millionen Euro seit vier Jahren auf ähnlich hohem Niveau konstant, die Verschuldung ist von 2,8 auf 5,1 Millionen Euro gestiegen und das Vereinsvermögen von 11,8 auf 8,7 Millionen Euro gesunken – andererseits ist Ulrich Ruf angesichts liquider Mittel von 13,8 Millionen Euro nicht bange. „Der VfB ist finanziell nicht klamm, aber wir haben ein Ertragsproblem. Wir müssen unsere Erträge in allen Bereichen nachhaltig steigern“, sagt der Vorstand.

Das geht am einfachsten über den sportlichen Erfolg – und ist zugleich am schwersten umzusetzen. Denn vor dem Gewinn von Schalen und Pokalen steht der Schweiß – und davor der Einsatz von beträchtlichen finanziellen Mitteln. Die herkömmlichen Quellen sind weitgehend ausgeschöpft, die Zuwendungen von Sponsoren sollen 2014 ohnehin schon um rund zehn Prozent steigen, auch Erlöse aus dem einen oder anderen Transfer können die Lage noch lindern. Weshalb Bernd Wahler bei der Mitgliederversammlung am Montagabend der wichtigste Part zukam – er plädierte nachdrücklich für die geplante Ausgründung der Lizenzspielerabteilung in eine Aktiengesellschaft. „Die Zahlen in unserer Bilanz sprechen klar dafür“, sagte er. Denn nur mit zusätzlichem Geld kann die Profimannschaft so verstärkt werden, dass sie sportlich wieder mit den Konkurrenten mithalten kann, die sie in der vergangenen Saison überholt und abgehängt haben. „Wenn wir nachhaltigen sportlichen Erfolg haben wollen, müssen wir auch etwas dafür tun“, appellierte Ulrich Ruf an die Mitglieder – und hielt ein Trostpflaster bereit, was die aktuelle Bilanz betrifft. Tenor: Sie sieht schlimmer aus, als sie ist.

Und „schuld“ ist der FC Bayern.

Weil der Rekordmeister Ende 2013 an der Club-WM teilgenommen hat, konnte der VfB sein im Dezember angesetztes Heimspiel gegen die Münchner erst im Januar 2014 austragen. Deshalb flossen in der Hinrunde 2013/14 erstmals nur die Einnahmen aus sieben statt acht Heimspielen in die Bilanz. Beim Topspiel gegen die Bayern macht das gleich rund 2,5 Millionen Euro aus – dieser Betrag geht in die Bilanz 2014 ein. „Mit diesem Geld wäre der Verlust 2013 nur bei rund 600 000 Euro gelegen“, sagt Ulrich Ruf. Das Aus in der Qualifikation zur Europa League ergab einen Fehlbetrag von rund drei Millionen Euro. Die Auflösung von Trainerverträgen, allen voran mit Bruno Labbadia und Eddy Sözer, kam ähnlich teuer.

Andererseits haben die Profis die Bilanz in der Rückrunde 2012/13 deutlich aufpoliert. So brachte der Vorstoß bis ins Pokalfinale 2013 zusätzlich rund 6,6 Millionen Euro, die Teilnahme an der Europa League rund 3,1 Millionen Euro ein.