VfB-Trainer Thomas Schneider. Foto: Pressefoto Baumann

Die Tendenz unter Trainer Thomas Schneider ist positiv, doch dem VfB Stuttgart fehlt oft noch die Abgebrühtheit.

Hamburg/Stuttgart - Als die dritte Halbzeit in Hamburg läuft und Trainer Thomas Schneider den kleinen Marathon vor den TV-Mikrofonen und Notizblöcken absolviert, sagt er immer wieder dieses eine Wort, das den Zustand des VfB so treffend beschreibt: aber.

Gut gespielt, aber eben nicht gewonnen. Tolle Kombinationen vorne, aber zu viele Fehler hinten. Nach Rückschlägen immer wieder zurückgekommen – aber dem Gegner genau das durch eigene Patzer auch ermöglicht. Ja, aber! Das ist Schneiders Duktus nach dem 3:3 beim HSV – einem Spiel, das er „als Spiegelbild für unseren derzeitigen Zustand“ beschreibt.

In den sechs Ligapartien seit Schneiders Dienstbeginn als Trainer ist der VfB noch ungeschlagen, die Tendenz ist positiv – aber in den vergangenen beiden Spielen gegen Werder Bremen (1:1) und beim HSV verpasste der Club aus Cannstatt den Sprung auf Platz vier. Zwei Siege wären drin gewesen. Stattdessen gab es nur zwei Punkte.

Was dem VfB noch fehlt, ist die Abgebrühtheit in den entscheidenden Phasen. „Wir haben es in den wichtigen Momenten nicht geschafft, das Geschehen zu beruhigen“, sagt Schneider und meint damit die Phasen, in denen der VfB beim HSV in der zweiten Hälfte zweimal in Führung lag: „In solchen Momenten müssen wir dahin kommen, dass wir unseren Plan umsetzen und durchspielen“, ergänzt der Coach.

„Das Verhalten in der Viererkette hat in Hamburg nicht immer gestimmt“

Statt kühlen Kopf zu bewahren, lief der VfB stattdessen heiß und wurde hektisch, statt nach einer Führung sicher hinten zu stehen, bei Ballbesitz die Kugel in den eigenen Reihen zu halten und so den Vorsprung zu verteidigen, ließ sich das Team auf einen Schlagabtausch mit den ebenfalls völlig entfesselten Hamburgern ein. Die Folge waren Gegentreffer. Der VfB ist noch auf der Suche nach der Gelassenheit und der Abgebrühtheit – ob und wann er sie findet, ist offen.

Der Fokus in der Trainingswoche vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) wird laut Schneider auf dem Defensivverhalten liegen. Der Coach will die Abläufe automatisieren und die Abstimmung verbessern – er will seinen Spielern ein solides Rüstzeug zur Hand geben, damit sie in der Hitze des Gefechts sicherer werden und die Ruhe bewahren. „Das Verhalten in der Viererkette hat in Hamburg nicht immer gestimmt“, sagt Schneider, „die Kompaktheit war in der zweiten Halbzeit oft nicht mehr da, es gab zu große Lücken. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir uns, nachdem wir in Führung gegangen waren, etwas zu sehr in Sicherheit gewiegt haben.“

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Das soll sich in den nächsten Wochen ändern, und schon der 1. FC Nürnberg soll es zu spüren bekommen – ebenso wie die tollen Kombinationen des VfB rund um den Strafraum des Gegners. Wo zum Ende der Amtszeit von Ex-Coach Bruno Labbadia noch spielerische Armut herrschte, lässt der VfB um den immer besser aufspielenden Regisseur Alexandru Maxim die Kugel mit Tempo laufen und kommt so immer wieder gefährlich vors Tor .

Allerdings – wenn der Gegner dem VfB wenig Raum zur Entfaltung lässt, schafft er es oft nicht, sich bis an den Sechzehner zu kombinieren. Der Spielaufbau gehört nicht zu den Stärken des defensiven Mittelfeldmanns William Kvist. Und wenn der Gegner das Zentrum dicht macht, tut sich auch Christian Gentner schwer, die Kugel nach vorne zu bringen. Auch an den Offensivabläufen wird Schneider mit Nachdruck arbeiten. Auch, damit er das Wort „aber“ bald aus seinem Vokabular streichen kann.