Was sind die Trainingstage des VfB Stuttgart unter der spanischen Sonne wert? Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Fußball ist ein Sport der Fakten – aber auch von emotionalen Faktoren abhängig. Vor allem nach einer langen Vorbereitung suchen die Kicker nach dem richtigen Gefühl. Wo steht diesbezüglich der VfB Stuttgart?

In ihren komplett schwarzen Vereinsklamotten haben die Profis des VfB Stuttgart am Freitagnachmittag Spanien verlassen. Nach zwölf Tagen Trainingslager in Marbella ging es zurück nach Stuttgart. Trauer trugen die Kicker allerdings keineswegs. Aber: Auch uneingeschränkte Zuversicht schwang nicht mit rund eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt gegen den 1. FSV Mainz 05.

 

Mit dem Gefühl nach einer Vorbereitung und vor dem Ernstfall ja immer so eine Sache. Man bemüht sich, die positiven Dinge herauszustreichen, will aber auch jenes nicht außer Acht lassen, was es noch zu verbessern, also auch zu thematisieren gilt. Zwischen diesen Polen bewegt sich nun auch der VfB Stuttgart.

Als „vollen Erfolg“ wertete Fabian Wohlgemuth zuletzt das Trainingslager der Weiß-Roten in Spanien – und bezog die lobenden Worte vor allem auf die Tatsache, dass die Mannschaft die ihr auferlegte hohe Intensität ohne großes Murren angenommen hat. „Wir wollten nicht nur von Bereitschaft reden, sondern sie auf dem Platz sehen“, sagte der Sportdirektor des VfB Stuttgart.

Die Bereitschaft passt

Die neue (auferlegte) Lust am Fleiß macht die Verantwortlichen zuversichtlich, dass im Kreise der Mannschaft verstanden worden ist, dass man mehr Punkte auch durch mehr Aufwand erreichen kann. Spiegelt sich das auch in den Pflichtspielen wider, hat der VfB künftig vielleicht nicht in fast jeder Partie die schwächere Laufleistung als der jeweilige Gegner.

Dass der Tross aus Stuttgart nicht ausnahmslos mit positiven Gefühlen abgereist ist, liegt aber daran, dass es in vielen Dingen, die Bruno Labbadia bislang angepackt hat, auch noch viel Luft nach oben gibt. Gerade im taktischen Bereich. Auf die Frage, ob er denn hinter den einen oder anderen Bereich schon einen Haken setzen könne, lachte der Coach denn auch nur. „Das war“, sagte er, „nur der Anfang.“

Das dritte und letzte Testspiel am Donnerstag gegen Sparta Prag (0:2) wirkte durchaus als Dämpfer, auch wenn Labbadia auf die Umstände hinwies: bissiger und guter Gegner, fehlende Frische, einige Improvisationen in der Abwehr. Über ein positives Ergebnis, das war dem Trainer anzusehen, hätte er sich dennoch gefreut. Nach harten Einheiten hätte ein weiterer Sieg durchaus als Bestätigung des eingeschlagenen Wegs gut getan. „Wir hätten gerne gewonnen“, sagte Labbadia, „wir haben billige Gegentore kassiert, das wirft einen zurück.“

Alles soll erst der Anfang sein

Innerhalb dieser Partie galt das, der Coach aber weiß: Ein Rückstand kann auch in der Bundesliga passieren. Da braucht es das Selbstvertrauen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und dennoch auf eigene Stärken zu vertrauen.

„Viel Input“ haben Labbadia und sein Trainerteam in die Mannschaft gegeben, „jeder Tag war nützlich bisher. Und die Mannschaft ist den Weg gut mitgegangen.“ Nach zwei Tagen Erholung übers Wochenende, geht es ab Montag um die direkte Vorbereitung auf die Partie am Samstag (15.30 Uhr) gegen den 1. FSV Mainz 05. Und darum, aus dem Mix aus gewonnener Zuversicht und noch vorhandener Sorgen auch mental eine gute Mischung hinzubekommen.

Weil gleich zwei englische Wochen anstehen, muss das Team nun nämlich nicht nur körperlich Frische entwickeln, sondern auch geistig. In den vielen Spielen nach Wiederbeginn zählt jeder Punkt, gleichzeitig wird der Coach eine weitere Entwicklung in den wenigen Trainingstagen dazwischen verlangen. „Wir haben viele Themen angestoßen und uns eigen Grundstock erarbeitet“, sagte Labbadia und kündigte an: „Die müssen wir nun weiter bearbeiten, aber auch schnellstmöglich Ergebnisse liefern.“

Er selbst will dabei vor allem eines zeigen: „Fingerspitzengefühl“ in der Trainingsarbeit. Denn der erfahrene Coach weiß: Im Fußball kommt es viel auf Fakten und Trainingsdaten an. Aber eben auch auf das richtige Gefühl.