Mitch Langerak (li./neben Martin Harnik) gibt sich selbstkritisch Foto: Baumann

Vier Fehler in Serie reduzieren die ansonsten gute Leistung des VfB-Schlussmanns gegen Hannover auf eine einzige Szene. Über das törichte Reklamieren einer angeblichen Schwalbe hatte er das Weiterspielen vergessen.

Stuttgart - Es ehrt Fußballprofis, auch dann ihren Mann zu stehen, wenn es mal nicht so läuft. Martin Harnik ist ein lobenswerter Vertreter dieser Spezies. Sechs Jahre lang stellte er sich in Diensten des VfB Stuttgart auch nach den bittersten Niederlagen den Kamerateams und Reportern und stand zumeist aufrichtig Rede und Antwort.

Umso mehr genoss er am Montagabend nach seinem Treffer gegen den VfB und dem 2:1-Sieg seiner Hannoveraner das große Interesse an seiner Person. Ein paar Meter davon entfernt fand sich Timo Baumgartl in umgekehrter Rolle wieder. Der Stuttgarter Abwehrspieler musste neben der unnötigen Niederlage auch noch seine Rote Karte (90./Handspiel) erläutern, die ihm mindestens ein Spiel Sperre einbringen wird.

Die bei Niederlagen populäre Schiri-Schelte verkniff sich Baumgartl jedoch. Er könne „dem Schiedsrichter nicht böse sein“, vermied es der Abwehrspieler, die Schuld bei Anderen zu suchen. Auch wenn bei objektiver Betrachtung eine gelbe Karte zumindest nicht als grobe Fehlentscheidung in die Geschichte des Spiels eingegangen wäre.

Auch Mitch Langerak gab sich selbstkritisch – und bekannte sich zu seinem spielentscheidenden Fauxpas. „Das hat uns einen Punkt gekostet. Es tut mir leid für die Mannschaft“, murmelte der sonst so fröhliche Schlussmann geknickt vor sich hin.

„Ich dachte, der Schiedsrichter pfeift Elfmeter“

Seine Erklärung der Szene in der 87. Minute: „Ich dachte, der Schiedsrichter pfeift Elfmeter.“ Langerak ging von einem Strafstoß aus, nachdem er Kenan Karaman am Fuß getroffen hatte. Über das törichte Reklamieren einer angeblichen Schwalbe vergaß der 28-Jährige das Weiterspielen – mit dem folgenschweren Ende. An dessen Anfang sich schon eine lange Fehlerkette reihte. „20 Sekunden, die ich am liebsten aus dem Spiel löschen würde“, wie Trainer Hannes Wolf zerknirscht anmerkte. Zunächst Langeraks missglückter Abstoß. Alexandru Maxim hätte den Ball besser ins Seitenaus gelassen, statt ihn unter Bedrängnis anzunehmen und zum eigenen Schlussmann zurückzuspielen. Langerak zögerte erst beim Herauslaufen, spielte dann Foul und schließlich nicht mehr weiter. Dass sich auch noch drei Abwehrspielern in Weiß und Rot die Chance bot, den anschließenden Torschuss zu vereiteln, machte die Szene vollkommen skurril.

Am Ende war aber Langerak der Tor im Tor. Auch wenn seine Kameraden dem Rückpasser Maxim zumindest eine Teilschuld attestierten. Und auch wenn der australische Nationaltorhüter seinem Job zuvor ohne Fehl und Tadel nachgegangen war – wie auch schon über weite Strecken der bisherigen Saison. Der 1:1-Ausgleichstreffer bei Union Berlin war bis dahin das einzig selbst verschuldete von 18 Gegentoren. Langerak hat seine Stärken klar auf der Linie. Er strahlt Selbstsicherheit aus, bei hohen Bällen bekommt er dafür des Öfteren Probleme.

Auch das vom Trainer gewünschte schnelle Aufbauspiel von hinten heraus stellt Langerak bisweilen vor Schwierigkeiten. Sein missratener Abstoß gegen Hannover dient als leidvoller Beleg.