Georg Niedermeier spürt beim VfB Stuttgart wieder den Kampfeswillen Foto: dpa

VfB-Profi Niedermeier ist überzeugt vom Klassenverbleib – ein Ruck sei durchs Team gegangen.

Stuttgart - Nach zwei Siegen in Folge ist das Selbstvertrauen zu den VfB-Profis zurückgekehrt. Der Glaube an den Klassenverbleib ist da - ebenso wie das Bewusstsein, was jeder Einzelne dafür tun muss. "Jetzt haben es wirklich alle kapiert", sagt Abwehrspezialist Georg Niedermeier. Heißt im Umkehrschluss: Bis vor kurzem war das noch nicht jedem VfB-Spieler klar. "Einige haben sich viel zu lange aus der Verantwortung gestohlen", bemängelt Niedermeier. In welch prekärer Situation der VfB steckt, sei zwar jedem klar gewesen. Was der Einzelne tun muss, um aus ihr herauszukommen, anscheinend nicht.

Den Knackpunkt für die Wende sieht der Innenverteidiger allerdings nicht im Spiel bei Eintracht Frankfurt, das die Roten in Unterzahl mit 2:0 gewannen. "Die Augen hat uns die Niederlage gegen Nürnberg geöffnet", sagt er. Nach der bitteren 1:4-Pleite am 22. Spieltag im eigenen Stadion haben die Spieler klare Worte gefunden. Die Mannschaft - ohne Trainer Bruno Labbadia und Manager Fredi Bobic - hat sich zusammengesetzt. Es ging nicht immer leise und höflich zu. Danach aber war man sich einig. "Jeder hat gemerkt: Wenn wir so weitermachen, dann wird das nichts. Dann gehen die Lichter aus und wir landen in der zweiten Liga", sagt Niedermeier, der derzeit den rotgesperrten Matthieu Delpierre ersetzt. Eine Erkenntnis, die spät kam. Zu spät? Das glaubt der Verteidiger nicht. "Wenn wir nun immer 100 Prozent abrufen, werden wir erfolgreich sein", sagt er. Und, wenn jeder seine eigenen Eitelkeiten hintenanstellt.

"Das sind Emotionen, das brauchen wir"

Denn das, sagt Niedermeier, sei lange Zeit das Problem gewesen. Jeder habe sich auf den anderen verlassen. "Wir haben die Dinge passieren lassen. Jeder hat geglaubt, irgendetwas bringt den Stein schon ins Rollen", sagt Niedermeier. Jetzt übernimmt jeder Verantwortung. Es wird mehr gesprochen, auf und neben dem Platz. "Wir können uns alle die Meinung sagen, Fehler ansprechen. Dabei ist es egal, ob ein Junger einen Älteren kritisiert, oder umgekehrt. Jeder muss das eigene Ego zurückstellen", sagt Niedermeier, der sich am Mittwoch im Vormittagstraining selbst die Kritik von Teamkollege Timo Gebhart gefallen lassen musste - nachdem er zwei-, dreimal hart gegen den Mittelfeldspieler eingestiegen war. "Das sind Emotionen, das brauchen wir", sagt der Verteidiger, "danach geben wir uns die Hand, und es geht weiter." Ob im Training oder im Punktspiel.

Am Sonntag im Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli (17.30 Uhr/live auf Sky und Liga total) muss der VfB nun nachlegen. Es ist nur eines von neun Endspielen im Kampf um den Klassenverbleib. In den folgenden fünf - gegen Pauli, Wolfsburg (20. März), Bremen (2. April), Kaiserslautern (9. April) und Köln (16. April) - trifft der VfB auf direkte Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg. "Diese Spiele sind enorm wichtig, die darf man nicht verlieren", sagt Niedermeier. Angst vor dem angeschlagenen Gegner St. Pauli hat er nicht. Auch nicht vor seinem Gegenspieler Gerald Asamoah. "Selbst wenn der mich mal ausspielen sollte - wovon ich nicht ausgehe -, ich weiß, dass hinter mir noch jemand steht, der meinen Fehler ausmerzen kann." Weil beim VfB endlich wieder alle gemeinsam kämpfen.