Fredi Bobic Foto: Baumann

Die Zeit der Rivalität zwischen den Blauen und Roten ist vorbei - zur Freude auch von Fredi Bobic.

Stuttgart - Er gilt als Favorit auf den Managerposten beim VfB Stuttgart. Doch der Vollzug steht nach wie vor aus. Deshalb wird Fredi Bobic beim heutigen Duell (19 Uhr) seiner Ex-Vereine Stuttgarter Kickers und VfB auch nicht im Gazistadion dabei sein. "Schön aber, dass es das Derby wieder regelmäßig gibt", sagt Bobic.

Es wird nichts werden mit einem Amtsantritt beim Derby. Fredi Bobic war gestern schon auf dem Weg nach Kössen/Tirol. Dort befindet sich sein bulgarischer Club Chernomorets Burgas von heute an zehn Tage im Trainingslager. Ob die Kontakte zum VfB vertieft wurden? "Es gibt nichts Neues", sagt Bobic. Mehr ist ihm nicht zu entlocken. Auch VfB-Sportdirektor Jochen Schneider hielt sich gestern bedeckt: "Nach wie vor gilt: Qualität geht vor Zeit. Die Personalie ist zu wichtig, als dass wir etwas überstürzen würden."

Bobic sieht die Sache gelassen. Er hat noch einen Vertrag in Burgas bis 2014. Dass der 38-Jährige dennoch gerne nach Stuttgart zurückkehren würde, ist ein offenes Geheimnis. Hier ist er aufgewachsen, hier spielte er die längste Zeit Fußball. Erst beim VfR Cannstatt, dann beim VfB (1980 bis 1984 und 1994 bis 1998) und den Kickers (1984 bis 1990 und 1992 bis 1994). "Die Derbys waren ganz heiße Kisten, sie haben uns regelrecht elektrisiert", sagt Bobic im Rückblick auf die Duelle Blau gegen Rot.

"Auf dem Platz ging es immer zur Sache"

Im Kampf um Punkte hat er sie nur in der Jugend erlebt. Doch auch die kleinen Derbys hatten es in sich. Denn damals waren die Kickers im Nachwuchsbereich noch auf Augenhöhe mit dem VfB. 1990 feierten die Roten die deutsche A-Jugend-Meisterschaft, Bobic holte mit den Blauen den DFB-Pokal. Die Duelle gegen Jens Keller, Marc Kienle oder Thomas Schneider wird Bobic nie vergessen. "Auf dem Platz ging es zur Sache, aber außerhalb haben wir uns glänzend verstanden", erinnert er sich.

Danach ging die Schere zwischen den beiden Clubs immer weiter auseinander. Das letzte Punktspielderby bei den Aktiven datiert vom 2. Mai 1992. Damals schoss der VfB die Kickers durch ein 3:1 zurück in die zweite Liga - und holte den Titel. Warum die Blauen bis in die vierte Liga abstürzten? Bobic wird nachdenklich: "Nach der Ära Dünnwald-Metzler gab es keine Kontinuität in der Chefetage, dafür wurden zu viele Nebenkriegsschauplätze eröffnet", lautet seine Ferndiagnose. Das Hauen und Stechen in der Führungsspitze der Blauen gehört der Vergangenheit an. Was ein Problem bleibt, ist die nicht mehr erfolgreiche Jugendarbeit. Bobic: "Hier müssen die Kickers wieder zulegen, hier liegt ihre Zukunft."

Guido Buchwald und Jürgen Klinsmann machten ihre Ausbildung einst in Degerloch, packten später ihre Köfferchen, zogen über den Neckar zum VfB und reiften dort zu Nationalspielern. Genauso wie vor ihnen Rolf Geiger, Horst Haug, Walter Kelsch oder Karl Allgöwer, die den innerstädtischen Farbenwechsel ebenfalls vollzogen hatten. Die Wechsel hatten etwas von kaltem Glaubenskrieg. Heute trennen die beiden Vereine drei Spielklassen, der VfB II spielt eine Liga über den Kickers I. Die Clubs haben den gleichen Trikotsponsor, sie planen ein gemeinsames Fan-Projekt. Die Rivalität hält sich in Grenzen. "Ist doch klasse, dass sich die beiden Vereine näherkommen - und jedes Jahr ein Derby austragen", findet Bobic. Sollte er VfB-Manager werden, könnte er maßgeblich daran mitwirken, die Kontakte weiter zu vertiefen.