VfB-Trainer Huub Stevens gibt sich nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz gelassen. Foto: Bongarts/Getty Images

Schlusslicht der Bundesliga, schlechteste Heimbilanz aller Clubs: Für den schwächelnden VfB Stuttgart wird es immer enger. Trainer Huub Stevens bleibt dennoch ruhig.

Stuttgart - Die aktuelle Lage ist besorgniserregend, die Perspektiven sind düster: Angesichts der niederschmetternden Heimbilanz und des allenfalls durchschnittlichen Kaders droht dem dauerkriselnden VfB Stuttgart der Absturz in die Zweite Liga. Aber davon wollte Huub Stevens nach dem 0:2 (0:1) gegen den an diesem Samstag keinesfalls übermächtigen FC Bayern München nichts wissen.

„Natürlich ist das enttäuschend“, sagte der niederländische Trainer-Routinier zum Sturz auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. „Aber es ist nicht wichtig, wo wir jetzt stehen.“ Entscheidend sei, wo der VfB am 34. Spieltag lande. Stevens will in dieser extrem kritischen Situation mit seinem verhaltenen Optimismus und seiner Gelassenheit die verunsicherte Mannschaft, das Club-Umfeld und die verzweifelten Fans aufrichten. „Ich glaube an die Spieler“, versicherte er trotz des nächsten, allerdings wenig überraschenden Rückschlags. „Ich kann nicht jammern, ich muss Vertrauen ausstrahlen.“

Schlechteste Heimbilanz aller Clubs

Noch wichtiger als eine positive, kämpferische Einstellung ist aber wohl, dass Stevens seinen Schützlingen die eklatante Heimschwäche austreibt. Sonst bleibt es zappenduster. Mit nur fünf Punkten und 4:19 Toren weist der VfB die mit Abstand schlechteste Heimbilanz aller Clubs auf. Der letzte - und bislang einzige - Sieg in der Mercedes-Benz Arena gelang am 27. September (1:0 gegen Hannover). Seit nunmehr 554 Minuten traf hier zudem kein Stuttgarter mehr.

Ausschlaggebend für die Misere ist nicht nur Stevens’ primär auf eine stabile Defensive ausgerichtetes System. Nach seinem legendären Motto „Die Null muss stehen“ legt er den Schwerpunkt auf Torverhinderung. Angesichts von 35 Gegentreffern nach 20 Spielen verständlich.

Der bunt zusammengewürfelt erscheinende Kader bringt offensichtlich nicht die Qualität auf, um - wie zu Saisonbeginn erhofft - im oberen Drittel mitmischen zu können. Für den angeknacksten Traditionsclub kann es nur noch darum gehen, den Abstieg zu verhindern und dann unter dem neuen Sportvorstand Robin Dutt und dem künftigen Trainer - Stevens’ Zukunft ist offen - einen systematischen Neuaufbau einzuleiten.

Gentner: Stehen bis zum 34. Spieltag unter Druck

Der Mannschaft ist die prekäre Lage bewusst. „Wir haben zu wenig Punkte“, betonte Kapitän Christian Gentner. „Wir werden wahrscheinlich bis zum 34. Spieltag unter Druck stehen. Darauf sind wir aber vorbereitet.“ Keeper Sven Ulreich versicherte: „Wir wissen, wo wir stehen. Wir müssen die Spiele gegen die direkte Konkurrenz gewinnen.“

Dabei hätte es schon gegen den alles andere als titelwürdig auftretenden Rekordmeister mit etwas Glück zu einem Punkt und damit einer Überraschung reichen können. 40 Minuten boten die Stuttgarter dem souveränen Spitzenreiter bei diesem schwachen Süd-Schlager im erstmals in dieser Saison ausverkauften Stadion Paroli. Zudem hatte Linksverteidiger Gotoku Sakai mit einem raffinierten Schlenzer an den Außenpfosten Pech (28. Minute).

Dann aber machten Arjen Robben bei der ersten Bayern-Chance mit einem Kunstschuss (41.) und David Alaba mit einem fantastischen Freistoß (51.) die insgesamt 26. VfB-Heimpleite gegen die Münchner perfekt. „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt nicht viel zugelassen“, trauerte Ulreich der verpassten Chance nach. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Und der strenge Stevens urteilte milde: „Ein großes, großes Kompliment an meine Mannschaft. Sie hat gekämpft und gut gestanden. Wir dürfen jetzt den Kopf nicht hängen lassen.“