Sebastian Vettel hat sich im Reifenpoker von China verzockt. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister kam beim Festival der Führungswechsel in Shanghai nicht über Platz vier hinaus und musste seinem Dauerrivalen Fernando Alonso (Foto) den klaren Sieg überlassen. Foto: dpa

Sebastian Vettel hat sich im Reifenpoker von China verzockt. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister kam beim Festival der Führungswechsel in Shanghai nicht über Platz vier hinaus und musste seinem Dauerrivalen Fernando Alonso den klaren Sieg überlassen.

Shanghai - Sebastian Vettel hat sich im Reifenpoker von China verzockt. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister kam beim Festival der Führungswechsel in Shanghai nicht über Platz vier hinaus und musste seinem Dauerrivalen Fernando Alonso den klaren Sieg überlassen. „Complimenti“, funkte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Der spanische Scuderia-Star sicherte sich in seinem 200. Grand Prix am Sonntag überlegen seinen ersten Saisonerfolg vor Kimi Räikkönen im Lotus, Dritter wurde der von der Pole Position gestartete Lewis Hamilton im Mercedes. Trotz des Dämpfers behauptete Vettel Platz eins in der Gesamtwertung.

Der Titelverteidiger war als Neunter gestartet und hatte auf eine andere Reifenstrategie als seine Konkurrenten gesetzt. In der Schlussrunde kam der Hesse noch einmal ganz nah an Hamilton heran, aber nicht mehr vorbei. Der taktische Patzer passte zum schwachen Red-Bull-Wochenende. Nach dem Hauskrach um Vettels Verstoß gegen die Teamorder bei seinem Sieg in Malaysia musste Stallrivale Mark Webber mit seinem frühen Aus erneut einen Tiefschlag verkraften.

Ganz bitter verlief das Rennen auch für Vorjahressieger Nico Rosberg. Nach 23 Runden musste der zweite Silberpfeil-Pilot aufgeben. „Das Auto war komisch zu fahren“, klagte der 27-Jährige. Für Rosberg war es im dritten Saisonrennen schon der zweite Ausfall. „Das ist sehr, sehr schlecht. Das aufzuholen wird immer schwieriger“, befand der Wahl-Monegasse. Auch für den Gräfelfinger Adrian war nach einem Unfall früh Schluss.

Nico Hülkenberg sammelte die ersten Führungskilometer nach seinem Wechsel zu Sauber. Am Ende wurde der Emmericher aber noch auf den zehnten Platz durchgereicht.

Vettel hatte in der Qualifikation am Samstag freiwillig den Kampf um die Pole Position aufgegeben, weil er nicht mit den Mercedes und Ferrari mithalten konnte. Ohne gezeitete Runde im Schlussabschnitt begnügte sich der dreimalige Champion mit Startplatz neun und behauptete diesen dann auch zu Beginn des Rennens. Vorn verteidigte Hamilton zunächst Platz eins. Startverlierer war Räikkönen, der hinter das Ferrari-Duo auf Rang vier rutschte.

Überraschungsmann der Anfangsphase war Hülkenberg

Nun begann der Reifenpoker so richtig. Die Silberpfeile verschlissen die weichen Pneus am schnellsten. Hamilton musste die Führung in der fünften Runde Alonso überlassen und wurde umgehend auch von Felipe Massa im zweiten Ferrari überholt.

Der Überraschungsmann der Anfangsphase war jedoch Hülkenberg. Von Startplatz zehn zwängte er sich früh an Landsmann Vettel vorbei und übernahm in Runde acht sogar die Spitze, weil seine Vorderleute zum Reifenwechsel an die Box mussten. Wie Vettel fuhr auch Hülkenberg auf einer anderen Strategie, bis Runde 15 führte der Rheinländer das Feld an. Ohnehin war es der Tag der Führungswechsel: Massa, Jenson Button im McLaren, Alonso, Vettel - immer wieder leuchtete ein neuer Name auf Position eins auf.

Die Aufholjagd des bisherigen WM-Dritten Webber war hingegen früh beendet. Nach einem Benzinproblem in der Qualifikation war Vettels Stallrivale aus der Boxengasse gestartet. In Runde 15 knallte er in den Toro Rosso von Jean-Eric Vergne. Wenig später musste der Australier endgültig aufgeben, weil er beim Zurückrollen an die Box auf der Strecke ein Rad verlor.

Auch Räikkönen kam nicht unbeschadet durch. Der Finne fuhr auf den McLaren von Sergio Perez auf und fluchte: „Was zum Teufel macht der?“ Trotz eines Lochs in der Frontpartie seines Lotus konnte der Weltmeister von 2007 aber weiter mit der Spitze mithalten.

Zur Rennmitte setzte sich Alonso auf Platz eins fest, Vettel kämpfte sich mit großem Rückstand auf den zweiten Platz vor. Um den Sieg ging es für den Deutschen da aber ohnehin nicht mehr, weil seine Rennstrategie nicht ganz aufging. Vielmehr musste er im Kampf um einen Podiumsplatz auf die Verfolger Räikkönen, Hamilton und Button achten.

Fünf Runden vor Schluss wechselte Vettel zum letzten Mal die Reifen und kam als Vierter zurück auf die Piste. Rasant holte er noch einmal auf Hamilton auf, aber es war zu spät. Die große Party feierten stattdessen Ferrari und Alonso - der dritte Sieger im dritten Rennen des Jahres.