Dagmar Schäfer (von links), Brigitte Faller und Renate Schäfer-Tatan vom Organisationsteam der Vesperkirche Plus sind glücklich. Die Ausgabe der Vespertaschen klappt wieder reibungslos. Foto: Bombardi

Soziales: Ausgabe in der Friedenskirche an mittlerweile 120 Menschen / Helferteam sucht Verstärkung

Es ist wohl eines der wenigen Angebote, dessen Nachfrage in Pandemie- oder Urlaubszeit nicht sinkt: Die "Vesperkirche Plus" versorgt einmal im Monat Bedürftige mit kostenlosen Lebensmitteln.

VS-Schwenningen. Jeden letzten Samstagmorgen im Monat ist in der evangelisch-methodistischen Friedenskirche eine emsige Betriebsamkeit zu beobachten. Es ist wieder "Vesperkirche Plus"-Zeit, die auch in Zeiten der Pandemie stattfindet und im ständigen Wandel der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften einer noch strukturierten Vorbereitung bedarf, als in früheren Zeiten.

Dies alles hielt und hält das inzwischen auf 40 Mitglieder angewachsene Helferteam nicht davon ab, einmal monatlich rund 120 prall gefüllte Stoffvespertüten zu packen. Sie werden im Dienst der Nächstenliebe zum Großteil an Menschen übergeben, die für dieses Angebot stets dankbar sind.

Jeder Vesperkirche-Plus-Tag beginnt für die Helfer bereits frühmorgens mit dem Einkauf. Diverse Helfer sind damit beschäftigt, bei den umliegenden Einzelhändlern, in den Supermärkten und auf dem Markt reichlich Grundnahrungsmittel, Obst und Gemüse, Frischwaren, Süßwaren und andere Nahrungsmittel einzukaufen, die im Anschluss auf einem großen Tisch in der Mitte der Friedenskirche ausgebreitet werden.

Unmittelbar danach schließt sich das Bepacken der Vespertaschen an, in denen soviel Waren Platz finden, dass viele der Abholer über eine Woche davon zehren können. Renate Schäfer-Tatan vom Leitungsteam der Helfer ist froh, dass es möglich ist, die Aktion Vesperkirche Plus auch in den Zeiten der Pandemie fortzuführen. Das persönliche Gespräch, der Kontakt und die Geselligkeit sind zwar nicht in derselben Intensität möglich, aber zumindest bleibt auf diese Weise der Charakter der Vesperkirche erhalten.

Schneider macht Wechsel von Plastik- zu Stofftaschen möglich

Und dennoch ist ein kleiner persönlicher Austausch während der Übergabe möglich. "Zu Beginn der Pandemie waren es 40 Vespertaschen die wir packen mussten, rasch stieg deren Zahl um das Dreifache an", freut sich Schäfer-Tatan über die Resonanz auf das Angebot. "Inzwischen sind wir auch auf Stoffvespertaschen umgestiegen und haben uns von den umweltschädlicheren Plastiktüten verabschiedet."

Schäfer-Tatan erläutert, dass inzwischen rund 400 Stofftaschen im Umlauf sind, die vor dem erneuten Befüllen stets gewaschen werden. Wer eine Vespertasche abholt, bringt uns seine alte zurück. So bleibt der Kreislauf erhalten. Der Umstieg auf Stofftaschen war nur möglich, weil sich der Syrer Samo Hajy auf Anhieb bereit erklärte, sie kostenfrei in seiner Änderungsschneiderei anzufertigen. "Wir besorgten den Stoff, der Rest lief wie von selbst."

Schäfer-Tatan ergänzt, dass es kaum möglich ist, auszudrücken wie groß die Dankbarkeit gegenüber Menschen ist, die die Vesperkirche Plus auf diese Weise unterstützen. Damit spricht sie einen weiteren Grundbaustein an, ohne den die Aktion nicht realisierbar wäre. Es sind die unzähligen Spenden aus Wirtschaft, Einzelhandel, Dienstleistungsbetrieben, Handwerk und von Einzelpersonen, die seit Jahren den Fortbestand der Vesperkirche garantieren.

Der eigentliche Abholtermin der 120 Vespertaschen ist erst der letzte Akt einer jeden Ausgabe. In Zeiten der Pandemie gibt das Helferteam die Vespertaschen dabei etappenweise ab. Um eine größere Menschenansammlung zu vermeiden, bekommen alle Interessierten ein Zeitfenster mitgeteilt, in dem sie ihre Tasche abholen können. In jedem Fall ist eine Anmeldung erforderlich, die telefonisch oder aber auch vor Ort möglich ist, damit der Einkauf der Lebensmittel geplant werden kann.

Auch auf die üblicherweise zu Beginn jeder Vesperkirche Plus gehaltene Andacht müssen die Menschen nicht ganz verzichten. Jeder Vespertüte ist im Namen von Pastor Hans-Ulrich Hofmann und des Helferteams ein Schreiben beigelegt, das zum Nachdenken anregen soll.

Mit durchschnittlich 120 Interessenten ist die Aktion Vesperkirche Plus momentan an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind jederzeit willkommen. Wer Interesse an einer Mithilfe hat, erhält weitere Informationen unter Telefon 0157/38 14 50 04 oder zu den Öffnungszeiten der Friedenskirche in der August-Reitz-Straße 22.