Die Unternehmer-Familie Pleva spendete auch in diesem Jahr 2000 Euro für die Vesperkirche. Von links: Kathrin Pleva, Axel Brandauer, Regine Pleva, Bärbel Engel, Ursel Nagel und Nadine Uhde. Foto: Morlok

Freitag, kurz nach 13 Uhr, ging die 14. Horber Vesperkirche zu Ende. Weit mehr als 500 Essen, wenn man die vegetarischen Varianten mitrechnet, gingen in den sechs Tagen, an denen die Türen der Freiluft-Vesperkirche offenstanden, über den Ausgabetresen.

Horb - Nach dem relativ bescheidenen Auftakt am vergangenen Sonntag, an dem insgesamt nur 30 Essen abgeholt wurden, konnten die Verantwortlichen rund um das "Zentrum des Zuhörens" in Horb mit seinen drei Trägern, dem katholischen Dekanat, der Caritas und der katholischen Spitalstiftung sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde doch noch ein einigermaßen zufriedenstellendes Ergebnis verbuchen.

Steigerung der Einnahmen

"Wir konnten in diesem Jahr mehr Essen als 2021 ausgeben und haben zudem eine Einnahmensteigerung", freute sich Dekanatsreferentin Nicole Uhde in ihrer kleinen Rückschau. Die leicht gestiegenen Einnahmen aus den Spendentöpfen, die gut sichtbar an den Ausgabetischen aufgestellt waren, begründete Uhde damit, dass in diesem Jahr mehr Solidaritätsesser vor Ort waren als wirklich arme Leute, die froh waren, eine warme Mahlzeit ergattern zu können, ohne dafür auch noch bezahlen zu müssen.

"In diesem Jahr fehlte eine Großzahl der echt Bedürftigen", stellte auch Bärbel Engel von der katholischen Spitalstiftung fest, die sich schon seit Gründung dieser Aktion in der Vesperkirche engagiert. Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren, doch die Verantwortlichen wollen sich mit diesem Ergebnis auf jeden Fall auseinandersetzen und eventuell 2023 neue Wege gehen.

Ort steht auf dem Prüfstand

Fest steht auf jeden Fall, dass man die 15. Vesperkirche 2023 nicht wieder an einem Sonntag eröffnet. "Vielleicht starten wir mitten in der Woche und hören an einem Sonntag auf", so eine erste Überlegung. Auch stellt man den Ort, das Steinhaus, auf den Prüfstand, indem sich die Verantwortlichen darüber Gedanken machen, ob sie nicht auf den Flößerwasen umziehen sollten und dort die Infrastruktur der Markthalle mitnutzen.

"Wir müssen uns auch fragen, wie wir die Bedürftigen erreichen, wenn die Armut immer weiter steigt und sich die Leute weder eine Tageszeitung, noch das Internet leisten können", so eine weitere Aufgabenstellung, über sich das Nachdenken im Rahmen eines Auswertungstreffens lohnt.

Auch denkt man schon laut darüber nach, ob man nicht auf den Bahnhofsvorplatz umziehen soll. "Direkt dorthin, wo sich die armen Leute meistens treffen", so ein pragmatischer Lösungsansatz.

Auch 2023 soll es die Vesperkirche geben

Bei der Ausführung ist also nichts in Stein gemeißelt, doch eines ist schon heute sicher: Auch 2023 wird es die Vesperkirche geben. Nur wo, wann und wie lange, das ist wieder von der Coronalage abhängig, doch die Tradition "Vesperkirche" bleibt in Horb bestehen.

Es ist eine Tradition, die sich ebenso fortsetzt wie die Unterstützung durch die "Pleva GmbH", die erneut für die Horber Vesperkirche spendete. Seit 2013 unterstützt der Hersteller für Sensoren und Messgeräte aus Empfingen bereits die Vesperkirche und das damit verbundene Motto "Miteinander. Essen. Leben. Reden."

Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie und in Zeiten, in denen oft von Spaltung die Rede ist, sei es umso wichtiger, dass es Orte zum Austausch und zur Gemeinschaft gibt, so Regine und Kathrin Pleva. Mutter und Tochter erachten es für wichtig dieses Engagement weiterhin zu unterstützen, denn die wertvollen Botschaften der Vesperkirche sollen auch noch lange weitergelebt und erhalten bleiben, erklärten die beiden Unternehmerinnen, die extra für die symbolische Spendenübergabe ein kleines Zeitfenster in ihrem vollen Terminkalender freischaufelten. "Im nächsten Jahr hoffe ich, mehr Zeit zu haben", sagte Regine Pleva zum Abschied zur Vesperkirchen-Mitorganisatorin Ursel Nagel "und dann kann ich hier wieder tatkräftig mit anpacken".

Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer

Tatkräftig mit angepackt haben auch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, ohne die so eine besondere Sozialaktion sicher nicht möglich wäre.

Ihnen gebührt der Dank des Organisationsteams ebenso wie den drei Horber Gastronomen sowie der Spitalküche, die das Essen für die Vesperkirche gekocht haben. "Wir hoffen, dass auch im kommenden Jahr alle wieder mit dabei sind, dass wir dann unsere Gäste wieder an Tischen bedienen und auch wieder unseren Unterhaltungsabend anbieten können", so der Wunsch des Horber Vesperkirchen-Teams für das kommende Jahr.