Dekanatsreferent Achim Wicker, Diana Schrade-Geckeler von der Diakonie, Pfarrer Wolfgang Braun, Christine Sentz von der Caritas und Pfarrerin Birgit Wurster (von links) freuen sich über die gelungene Vesperkirche. Foto: Reich

Zum zehnten und letzen Mal in diesem Jahr fand am Dienstag vor dem Gemeindehaus der katholischen Kirche Heilig Geist in Balingen eine Vesperkirche statt. Die Veranstalter ziehen eine durchaus positive Bilanz, auch wenn die Resonanz zu Beginn der Reihe eher verhalten war.

Balingen - "Miteinander – Essen – Reden – Leben": So lautete das Motto der ökumenischen Vesperkirche. Zehn Mal waren die Balinger eingeladen, sich bei der Heilig-Geist-Kirche zu treffen, miteinander zu essen und ins Gespräch zu kommen. Denn darum ging es bei dem Begegnungsprojekt: Bedürftige, aber auch ganz normale Bürger zusammenzubringen, Menschen, die von Armut oder Einsamkeit betroffen sind, einen Ort der Begegnung und ein warmes Essen in Gemeinschaft zu ermöglichen.

"Wir sind froh, dass wir es gemacht haben", sagt Achim Wicker, Dekanatsreferent und Geschäftsführer des katholischen Dekanats. Er ist Initiator der Balinger Vesperkirche und hat Erfahrung, denn er hat bereits 13 Jahre lang in Horb solch ein Projekt organisiert. "Wir sind sehr zufrieden, dass das Thema in der Stadt ist", sagt Wicker, denn das Ziel war ein ökumenisches Vorhaben, das sich im Kreis in der kalten Jahreszeit etablieren soll und der Dekanatsreferent ist sich sicher, dass so viel Ökumene hier schon lang nicht mehr war.

Jeder gibt, was er kann

An Stehtischen konnten sich die Menschen treffen und sich an warmen Mahlzeiten von Mariaberg aus Gammertingen laben. Zudem gab es Kaffee und Kuchen.

Das Ganze lief auf Spendenbasis, diskret waren mehrere Kässchen aufgestellt. Dabei galt das Motto: Jeder gibt, was er kann. "Aber wenn einer nichts geben kann, ist es auch ok", findet Wicker. Mitfinanziert wird das Projekt durch Spenden von Firmen und Banken aus der Region sowie durch Einzelspenden. Getragen wird die Vesperkirche vom Katholischen Dekanat Balingen, der katholischen Kirchengemeinde Heilig-Geist, der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Balingen, der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau und der Diakonischen Bezirksstelle Balingen.

"Wir haben einen guten Geist", urteilt Diana Schrade-Geckeler, Leiterin der Diakonischen Bezirksstelle Balingen, im Hinblick auf das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer, die zum Gelingen der Vesperkirche beigetragen haben. Und Achim Wicker ergänzt: "Wir haben Vieles richtig gemacht."

Neben einem warmen Essen und Kaffee und Kuchen gab es jeweils auch ein geistliches Wort im Gemeindesaal. Am letzten Tag der diesjährigen Vesperkirche oblag dies Pfarrerin Birgit Wurster von der evangelischen Stadtkirchengemeinde.

Stehtische sind nicht optimal

Dennoch gibt es auch manches, was das Team noch optimieren möchte. So war es Corona-bedingt nicht möglich, die Vesperkirche im Gemeindesaal stattfinden zu lassen. Die Alternative war, dass sich die Menschen im Freien an Stehtischen trafen. Doch gerade das Essen im Stehen ist für manche Senioren beschwerlich, hat Wicker beobachtet. Auch die Resonanz war zunächst verhalten, doch das sei normal, weiß er. In Horb habe es drei Jahre gebraucht, bis die Vesperkirche richtig angekommen sei.

Auch für die kommenden Vesperkirchen in Balingen hat das Organisationsteam Ideen. So wünschen sich die Betilgten, dass ein Frisör hinzukommt und Bedürftigen die Haare schneidet und dass sich ein Arzt um medizinische Belange kümmert. Auch ein Kinderprogramm ist angedacht.

Manche kommen nur zum Aufwärmen

30 Vesperkirchen gibt es im Land. Besonders in den großen Städten sind sie Anlaufstellen für Menschen, die auf der Straße leben. Auch in Balingen sind beispielsweise ostdeutsche Straßenmusikanten zum Aufwärmen in den Gemeindesaal gekommen, berichtet Wicker.

Die Idee der Vesperkirche stammt von Diakoniepfarrer Martin Fritz aus Stuttgart. Er rief sie im Jahr 1995 für wohnsitz- oder mittellose Menschen ins Leben. Von ihm stammt ein Zitat, das sich auch Achim Wicker auf die Fahne geschrieben hat und für die Willkommenskultur des Projekts steht: "Sie dürfen kommen, wie sie geworden sind, und so dürfen sie auch gehen."