Bad Liebenzells Hauptamtsleiter Werner Komenda hatte am Mittwoch seinen letzten Arbeitstag. Foto: Zoller

Eine Ära geht zu Ende: Zum 28. Februar 2022 geht Bad Liebenzells Hauptamtsleiter Werner Komenda in den Ruhestand. Durch Urlaubsansprüche ist nun für den 65-Jährigen schon vor Weihnachten Schluss. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nimmt er nach 47 Jahren im öffentlichen Dienst seinen Abschied.

Bad Liebenzell - "Ich darf gehen", so der Tenor des 65-Jährigen, der im Rathaus der Bäderstadt in seinem Arbeitszimmer schon alle Akten und Unterlagen an sein knapp 20-köpfiges Team verteilt hat und sich mental auf den nun folgenden (Un)-Ruhestand vorbereitet. "Nach 37 Jahren als Hauptamtsleiter in Bad Liebenzell hätte ich mir gewünscht, bis zum Herbst mein Amt auszuführen, aber nach einem Wechsel an der Spitze der Gemeinde möchte ich mich nun nicht mehr auf einen neuen Bürgermeister einstellen", berichtet Komenda. In seiner Laufbahn hat er nach eigenen Aussagen immer ein sehr gutes Verhältnis zu den Stadtoberhäuptern gepflegt und so einiges für die Gemeinde bewegt.

Abwechslungsreiche Jahre

Der Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte fällt positiv aus. Die abwechslungsreichen Jahre, die der Liebenzeller unter Helmut Schiek, von 1984 bis 1989 verbringen durfte, bezeichnet der Liebenzeller als spannend, zumal er 1987 seine Ehefrau Maryvonne Guilbault kennenlernen durfte.

Ihre Liebe verdankt Komenda der Städtepartnerschaft ihrer Heimatgemeinden, die Bad Liebenzell mit der französischen Gemeinde Villaines la Juhel 1992 geschlossen hat. "Wir sind uns zum ersten Mal 1987 bei meinem Besuch in ihrer Heimat begegnet", berichtet Komenda. Nach den 900-Jahr-Feierlichkeiten der Bäderstadt unter Rathauschef Volker Bäuerle (1989-2013) schloss er dann auch 1994 mit der gebürtigen Französin den Bund fürs Leben.

Wichtige Projekte vorangebracht

Geboren in Schwäbisch Gmünd, war Komenda zunächst in Schorndorf tätig, "aber mein auserkorenes Ziel war immer die Tätigkeit als Hauptamtsleiter, weil man in diesem Amt vieles bewegen kann." Und das war es dann auch in Bad Liebenzell. "Ich konnte alle drei Bürgermeister bei vielem unterstützen und mich um wichtige Projekte kümmern", so Komenda, der 2013 den Bürgermeisterwechsel zu Dietmar Fischer als "besonders befruchtend für die Verwaltung" bezeichnet. "Wir haben eine Wellenlänge und das hat mich immer inspiriert. Fischers großes Ziel galt der Zukunftsfähigkeit der Gemeinde, die in seiner Amtsperiode immerhin fast 1000 neue Einwohner dazugewonnen hat."

Die acht Jahre an der Seite von Fischer haben für den Scheidenden eine besondere Bedeutung. Das ist zu spüren. Die Bereiche Verwaltung und Personal haben sich nach seinen Aussagen ebenso wie Kultur und Tourismus zu Teamplayern entwickelt, die "gemeinsam an einem Strang ziehen." Auserkorenes Ziel, so Komenda, sind die Zukunftsaufgaben, die Impulse für die weitere Entwicklung der Stadt geben. "In den vergangenen Jahren haben wir den Kindergartenbedarf geregelt und erst vor wenigen Tagen die Zusage mit immensen Zuschüssen seitens des Landes erhalten." Neben der Sanierung der Schulen sei nicht nur der Glasfaser- und Breitbandausbau forciert sowie die Erweiterung des Gewerbegebietes in die Wege geleitet worden, sondern auch mit der Eröffnung des Sophi Parks und dem Ankauf des Thermenhotels ein neues touristisches Ziel in Bad Liebenzell geschaffen worden.

Bürger-Ruf-Auto initiiert

Die Arbeit als Hauptamts-Chef machte Komenda nicht nur Freude, sie befriedigte ihn auch. Und das betrifft nicht nur die Jugend und das Jugendparlament, sondern auch die Senioren. Nicht ohne Stolz berichtet Komenda über das Bürger-Ruf-Auto, das durch ehrenamtlich Aktive zum Leben erweckt werden konnte. "Das ist eine tolle Einrichtung, die die Verwaltung initiiert und unterstützt, aber nicht selbst leisten kann", so Komenda, der am vergangenen Samstag selbst einen Fahrdienst übernommen hat, um Senioren bei ihren Einkäufen zu unterstützen und dann auch mal die Lebensmittel und Weihnachtsgeschenke bis in den dritten Stock hinaufträgt, um alleinstehenden Menschen zu helfen. "Das ist nicht allein die Aufgabe des Stadtseniorenrates", so Komenda, der sich als Bürger der Stadt auch nach Feierabend engagiert, um Zukunftsaufgaben zu übernehmen.

Perfekt soll nun auch die Zeit im Ruhestand werden. "Ich hätte ja noch länger arbeiten können, aber nun werde ich neue Schwerpunkte setzen." Er will seine Sprachkenntnisse verbessern und die Partnerstädte in Frankreich und Portugal – seit 2019 gibt es die Städtepartnerschaft mit der portugiesischen Stadt Lourinhã – besuchen. Neben der Zusage, für das Berufsförderungswerk auch weiterhin als Lehrkörper mit Unterrichtseinheiten in der Kommunalverwaltung und Recht zur Verfügung zu sehen, steht seinem Un-Ruhestand also nichts mehr im Wege.