Gassigehen in Lahr –­ hier am LGS-See – ist nur mit Leine möglich. Der Sinn einer Hundewiese besteht darin, den Tieren in der Stadt auch mal freien Auslauf zu verschaffen. Foto: Schabel

Die Stadt ist weiterhin nicht gewillt, eine Hundewiese in Lahr einzurichten. Das geht aus der Stellungnahme der Verwaltung zu einem Antrag der Linken Liste/Tierschutzpartei hervor, der am Montag, 16. Januar, im Hauptausschuss behandelt wird.

Lahr - Das Thema ist nicht neu, schon im Herbst 2019 hatte es im Technischen Ausschuss Debatten dazu gegeben, aber keine einhellige Zustimmung. Rechtliche Fragen und jene nach der Betreuung des Areals hatten für kontroverse Meinungen in dem Gremium gesorgt.

Die Vorgeschichte: Nach der Wortmeldung eines Hundeliebhabers im Juni 2020 im Gemeinderat schien dann Bewegung in die Sache zu kommen, denn die Verwaltung kündigte an, das Thema eingehend zu prüfen. Das Ergebnis machte die Stadt auf Nachfrage unserer Redaktion im Mai 2022 öffentlich. Tenor: Die Chancen, dass die Stadt so eine Hundewiese einrichtet, sind gleich Null.

Der Antrag: Diese abschlägige Antwort, veröffentlich in der Lahrer Zeitung, veranlasste dann wiederum die Linke Liste/Tierschutzpartei im Juni 2022, die Einrichtung einer Hundespielwiese zu beantragen. Darin bemängelte die Fraktion, dass Hundehalter mit ihren Tieren in Lahr keine ausreichenden Möglichkeiten hätten, ihr Tier frei, ohne Leine, laufen zu lassen. Dafür solle eine Fläche mit angemessener Abgrenzung und integriertem Hundeklo erbaut werden.

Die Reaktion der Stadt: Bereits 2019 habe man sich ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt, heißt es aus dem Rathaus Dabei habe sich gezeigt, dass rund 75 000 Euro für eine Hundewiese fällig wären. "Diese Investitionssumme sowie die Folgekosten stehen für die Verwaltung nicht im Verhältnis zur Akzeptanz und zum öffentlichen Nutzen einer Hundewiese", schreibt die Stadt in ihrer aktuellen Ausschussvorlage. Mittel in dieser Höhe würden in der mittelfristigen Finanzplanung bis 2026 auch nicht zur Verfügung stehen.

Beispiele aus anderen Städten: Nach dem Antrag der Linken Liste/Tierschutzpartei habe man die Städte Karlsruhe und Rastatt kontaktiert, die Hundespielwiesen unterhalten, heißt es aus dem Lahrer Rathaus. Die dort erhaltenen Auskünfte haben der Stadt offenbar wenig Mut gemacht: In Karlsruhe habe es massive Beschwerden über Hundegebell gegeben, weshalb eine Anlage verlegt und mit einem 1,2 Meter hohen Zaun umgeben werden musste. In Rastatt gebe es Hundewiesen ohne Zaun, die nur durch Schilder gekennzeichnet sind und etwas abseits liegen würden. 

Das Nein der Stadt: Auch in Lahr könne man auf nicht als öffentliche Grün- und Erholungsanlagen deklarierten Flächen einen Hund bereits heute frei laufen lassen, sofern der Vierbeiner in Begleitung einer Person sei, die per Zuruf auf ihn einwirken kann, so die Stadt. Solche Flächen würden sich etwa im Elendsgarten oder im Rückhaltebecken in Kuhbach finden.

Die Erfahrung in Karlsruhe zeige, dass es vor allem bei größeren Hunden einen Zaun brauche, der mit erheblichen Kosten verbunden sei und darüber hinaus eine Genehmigung erforderlich mache, die im Außenbereich ohne Bauplanungsrecht nicht erteilt werden könne. Werde die Fläche aber nicht umzäunt, dürfe sie nicht in der Nähe von stark frequentierten Anlagen oder Verkehrswegen liegen.

Wer hebt den den Hundekot auf?

Auch auf einer Hundewiese müssten die Halter indes den Hundekot beseitigen. "Ehrenamtliches Engagement ist hier nicht zu erwarten", so die Stadt. Bei der Standortwahl müsse man aufpassen, dass Nachbarn nicht durch Hundegebell gestört werden.

Eine einzelne Hundewiese in Lahr reiche nicht für alle Hundehalter in der Stadt. Würden aber zum Bespiel Hundehalter aus Reichenbach nach Lahr fahren, und ihr Tier für eine Stunde laufen lassen, werde zusätzlicher Straßenverkehr erzeugt. Außerdem macht die Stadt auf Haftungsrisiken – "zum Beispiel großer Hund beißt kleinen Hund" – aufmerksam, die auf sie zukommen könnten, sollte sie eine Fläche offiziell als Hundespielwiese ausweisen. Deshalb empfehle die Verwaltung, auf die von der Linken Liste/Tierschutzpartei geforderte Hundespielwiese zu verzichten.

Der Haupt- und Personalausschuss tagt am nächsten Montag, 16. Januar, ab 18 Uhr im Rathaus II. Außer um die Hundewiese geht es noch um die Erneuerung der Bepflanzung im Fahrbahnteiler der B 415 in der Stadtdurchfahrt. Dafür sind im Haushalt 10 000 Euro veranschlagt. Da die Maßnahme aber größer als ursprünglich geplant ausfalle und weitere Flächen entsiegelt werden müssten, werde das Ganze nun 80 000 Euro kosten, heißt es in der Vorlage. Der Mehrbedarf von 70 000 Euro müsse überplanmäßig gedeckt werden.