Diese Chihuahuas wurden im vergangenen Jahr im Raum Stuttgart aus einer Wohnung gerettet. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Immer wieder gibt es Fälle von Animal Hoarding, bei denen Dutzende Tiere aus viel zu kleinen Wohnungen völlig verwahrlost gerettet werden. Die Pressesprecherin des Kreises Calw erklärt die Lage und die Konsequenzen für die Halter.

Es ist eine vermeintliche Liebe, die für die vielen Tiere vor allem eines bedeutet: Qualen. Dutzende Katzen, Hunde oder Vögel auf engstem Raum, oft krank, verwahrlost und ohne ausreichend Versorgung. Das Horten von Tieren, auch „Animal Hoarding“ genannt, beginnt meist schleppend und endet oft in Leid – für Mensch und Tier. Doch was verursacht dieses Horten von Lebewesen und wie sieht die Lage im Kreis Calw aus?

 

Das Sammeln von Tieren ist meist Ausdruck einer psychischen Erkrankung

Betroffene halten eine unverhältnismäßig große Anzahl an Tieren, ohne deren artgerechte Versorgung gewährleisten zu können. Sie sind überzeugt, ihren Tieren Gutes zu tun, erkennen aber nicht den tatsächlichen Zustand der Haltung und die daraus resultierenden Probleme. Mangelnde Hygiene, unzureichende medizinische Betreuung und unkontrollierte Vermehrung – oft mit Inzucht und Missbildungen – sind typische Folgen. Auch das Lebensumfeld der Halter selbst verwahrlost häufig.

Ein Trend ist das Phänomen nicht, vielmehr eine ernsthafte Krankheit. Genaue Zahlen für den Landkreis gibt es nicht, da nicht jeder tierschutzrechtliche Fall automatisch als Animal Hoarding eingestuft werden kann. Allerdings sei das Problem keineswegs neu, sondern existiere vermutlich schon seit Jahrzehnten, wie die Pressesprecherin des Landkreises Calw Mara Müssle nach Rücksprache mit dem Veterinäramt erklärte.

Hunde,Katzen und Vögel am meisten betroffen

Laut dem Deutschem Tierschutzbund wurden 2023 in Deutschland 115 Fälle mit insgesamt 6691 betroffenen Tieren dokumentiert – die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, da keine amtliche Statistik existiert.

Besonders Hunde, Katzen, Vögel und Kleintiere sind von Animal Hoarding betroffen. Wenn Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vorliegen, kann das Veterinäramt einschreiten und Maßnahmen anordnen – in schweren Fällen sogar die Auflösung der Haltung, erklärt die Pressestelle. Doch genau das gestaltet sich oft schwierig. Denn die Unterbringung der beschlagnahmten Tiere stellt Behörden und Tierschutzorganisationen vor große Herausforderungen.

Im Nachbarkreis wurden 115 Katzen in einer kleinen Wohnung gehalten

Zudem wehren sich viele Halter gegen die Maßnahmen, da sie ihr Verhalten nicht als problematisch wahrnehmen. Je nach Schwere der Verstöße drohen Bußgelder oder sogar strafrechtliche Konsequenzen.

Ein drastischer Fall ereignete sich Anfang 2025 im benachbarten Landkreis Böblingen: In einer kleinen Wohnung wurden 115 Katzen gehalten. Das Veterinäramt musste die Haltung auflösen – ein erschreckendes Beispiel für die Ausmaße, die Animal Hoarding annehmen kann.

Während offizielle Stellen keinen klaren Trend erkennen, kommen solche Fälle immer wieder vor – und die Tendenz scheint steigend.