Der Deal ist komplett: Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen und die Europäischen Zentralbank die Übernahme geprüft haben, gehört das Wolfacher Bankhaus Faisst jetzt der türkischen Privatbank Yapi Kredi.
Die Meldung, dass der Kauf nun in trockenen Tüchern ist, tauchte schon vor ein paar Tagen in einigen deutschen Wirtschaftsnachrichten auf. Am Mittwoch war der Vorgang dann auch Thema in der türkischen Finanzwelt. So schrieb „Independant Türkçe“: „Die Yapı Kredi Bank hat den Kauf aller Anteile des deutschen Bankhauses Faisst für ihre zweite Tochtergesellschaft abgeschlossen.“ Auch das Bankhaus gab unser Redaktion die unterschriebenen Verträge bekannt.
Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte Geschäftsführer Peter Ludwig den Verkauf an die türkische Bank bekannt gegeben. Den Schritt begründete das Bankhaus damals mit der Wettbewerbsfähigkeit der kleinen Privatbank, die sich auf die Finanzierung ländlicher Regionen und die Beratung privater Landwirtschaftsbetriebe spezialisiert hat und einer Bilanzsummer von rund 61 Millionen Euro aufweist.
Die Anforderungen bei der Aufsichtsregulation und die EDV-Kosten würden immer höher, die Ausbildung der Mitarbeiter und auch für Wirtschaftsprüfer seien in den vergangenen Jahren mit einem erheblichen Aufwand verbunden gewesen, hieß es 2022.
„Wenn wir weiterhin vernünftige private Finanzdienstleistungen bringen wollen, müssen wir einen anderen Weg gehen. Die Grundkosten und Programme sind einfach für Banken gemacht, die hundert Mal größer sind als wir. In Genossenschaften wird fusioniert, aber diesen Weg kann eine Privatbank nicht gehen“, hatte Ludwig beim damaligen Pressegespräch erklärt. Die Entscheidung für die türkische Bank fiel, da ein „soliderer Käufer kaum vorstellbar wäre“, so Ludwig.
Für die Kunden sollte sich nichts ändern
Für die Kunden des Wolfacher Bankhauses sollte nach der Übernahme alles beim Alten bleiben, versprach die Geschäftsführung, und der Standort Wolfach, der Name und auch der Mitarbeiterstab sollten erhalten werden.
Nach den abgeschlossen Übernahmegesprächen mussten die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) und die Europäischen Zentralbank (EZB) den Verkauf noch prüfen. Das dauerte mit zwei Jahren ungewöhnlich lange – 2022 hatte die Beteiligten noch mit einer Prüfungsdauer von rund einem Jahr gerechnet. Wie „Finanzwelt“ berichtet, hatten die verschiedenen Aufsichtsbehörden wiederholt umfangreiche Nachfragen bei den Beteiligten. Erst Ende des ersten Quartals 2024 waren diese zufrieden und bestätigten die Vollständigkeit aller eingereichten Unterlagen.
Gökhan Erün, CEO von „Yapı Kredi“, spricht in türkischen Medien von einer „starken Lösungspartnerschaft in Deutschland, sowohl für unsere Bankdienstleistungen als auch für unsere Unternehmen“. Als mitverantwortliche Manager der Geschäftsführung von „Yapı Kredi Deutschland“ und damit auch für das Bankhaus Faisst wurden demnach Abdullah Kutucu und Didem Öget beauftragt. Die Kaufverhandlungen zwischen „Yapı Kredi“ und dem Bankhaus Faisst seien demnach mit einer Einigung über rund 7,5 Millionen Euro abgeschlossen worden. Weitere Details zum Verkauf des Bankhauses Faisst sollen bei einem Pressegespräch am Donnerstag bekannt gegeben werden. Wir werden noch berichten.
Das ist der Käufer
Die türkische Yapı Kredi Bank (Koc Holding) gab für 2023 einen Gewinn von 68,08 Milliarden Lira (2,07 Milliarden Euro) an. Das Institut gab in seiner Bilanz für 2023 einen um 29 Prozent höheren Gewinn als im Vorjahr bekannt. 2023 verzeichnete es einen Gewinn von 68,08 Milliarden Lira (2,07 Milliarden Euro). Ein Jahr zuvor lag der Gewinn noch bei 52,7 Milliarden Lira (1,6 Milliarden Euro).