Familie Subasi hat einen Roller ersteigert: Halid, Metin und Kevser Subasi (von links). Foto: Zabota

Am Samstag versteigerte die Stadt Fundsachen. Da kamen Dutzende von Leuten ins Rathausfoyer und machten das eine oder andere Schnäppchen.

Nagold - Das Glück kommt manchmal recht unscheinbar daher. Zum Beispiel in Form eines alten braunen Pappkartons. Der Inhalt: ein paar ganz süße Kuscheltiere, drei lila Wollknäuel, ein Spielzeugauto und zwei Bücher, eines davon trägt den Titel "Entdeckungsreise Deutschland". Und dann der Preis: ein Euro, der ganze Karton. Da muss man sich doch freuen!

Und das war nicht der einzige Glücksmoment am Samstag bei der Versteigerung von Fundsachen im Rathausfoyer. Norbert Kiefer, der Leiter des Bürgeramtes, schlüpfte in die Rolle eines Auktionators und brachte unter die Leute, was im Laufe des Jahres liegengeblieben, aufgefunden oder abgegeben worden ist.

Und was da diesmal alles zusammenkam: eine Querflöte, ein Messingkännchen, ein Übertopf, Bekleidung kistenweise, Schuhe und Schlittschuhe, viele Fahrräder, jede Menge Mäppchen und Geldbeutel…

Die Auktion startete meist bei einem Euro

Einen dicken Geldbeutel oder eine goldene Kreditkarte brauchte man nicht mitzubringen. Die Auktion startete meist bei einem Euro und ging selten über zehn Euro. Und zwar meist für den ganzen Karton. "Handtücher, zwei Euro, die ganze Schachtel, da mach‘ ich nicht lang rum", rief Kiefer. "Zwei Euro zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten, na also". David Sattler, Auszubildender bei der Stadt, kam gleich zum Kassieren, in bar, versteht sich.

Wenn bei solchen Auktionen was weggeht wie warme Weckle, dann sind das Fahrräder. Normalerweise. "Bei den Fahrrädern läuft’s heute etwas zäh", sagte Kiefer: "Hat jemand Interesse an diesem Damenrad?" Mit Einkaufskorb, Mindestgebot drei Euro? 21 Stück waren es am Anfang, sechs blieben am Schluss noch übrig. Dabei machten diese Räder teilweise einen recht guten Eindruck. Die meisten muss man nur aufpumpen, ein paar Tropfen Kettenöl wären gut, aber Schrott war das gewiss nicht, was da am Samstag nach neuen Besitzerinnen und Besitzern suchte.

Der meistverlorene Gegenstand der Welt

In die Kategorie "Fahrzeuge" fielen zwei City-Roller, ein blauer und ein schwarzer, der schwarze wohl elektrisch. Und für den gingen die Gebote doch recht schnell nach oben. Bei 35 Euro erhielt die Familie Subasi den Zuschlag. Das Ehepaar Metin und Kevser Subasi war mit ihrem Sohn Halid da. Der freute sich über einen neuen Roller.

Wer so eine Versteigerung beobachtet, dem tun sich dann doch ein paar Fragen auf. Zum Beispiel: Wem kommt ein Mikrowellengerät abhanden? Neuwertig, originalverpackt. Norbert Kiefer weiß es auch nicht, es wurde halt abgegeben und fand an diesem Samstag für zehn Euro ein neues Zuhause.

Anderes Beispiel: Mäppchen. Dem Anschein nach der meistverlorene Gegenstand der Welt. Kiefer versteigerte sie nicht einzeln, sondern immer fünf oder so gleichzeitig. Ein Euro. "Und die Tupperdose da, ist auch ein Mäppchen, da sind Stifte drin." Offensichtlich kommen Stifte im heutigen Schulbetrieb nicht mehr gar so oft zum Einsatz. Ist die Digitalisierung schon so weit fortgeschritten? Schreiben schon alle am Tablet? Fällt es den Schülerinnen und Schülern folglich gar nicht auf, wenn das Mäppchen fehlt?

Hat bei jemandem eine Spontanheilung stattgefunden?

Und welches Wunder hat sich denn da ereignet? Wahrhaftig, eine Krücke! Hat bei jemandem eine Spontanheilung stattgefunden, so dass sie oder er die Krücke plötzlich nicht mehr brauchte? Leider ist es häufiger umgekehrt: Plötzlich fährt’s einem rein und man braucht eine Gehhilfe. Am Samstag zu erwerben, für einen Euro, gleich im Set mit einem Paar Walkingstöcke und einem Gehstock.

In eine vergleichbare Kategorie fallen auch die Schirme. Große stockartige, kleine zusammenfaltbare Knirpse, schwarze, rote, blaue, ein weißer mit dem Logo der Stadt Nagold – wer lässt denn so ein Prachtstück liegen? – und alle, alle funktionsfähig, versicherte Norbert Kiefer. "Die nicht funktionsfähigen haben wir schon vorher aussortiert."

Nach etwa eineinhalb Stunden lichteten sich die Reihen. Was von Wert schien, war weg – ein wenig Schmuck war tatsächlich auch dabei – jetzt ist die Zeit der Kartons. Kartons, auf denen stand "Schuhe" oder "Jacken" oder "Sportkleidung Kinder". Ausgepackt wird nicht, die braunen Pappkartons gingen komplett weg, teilweise ungeöffnet, ein Glück. Rund 700 bis 1000 Euro kommen üblicherweise zusammen, ein Glück für die Stadtkasse.