Pfarrer Alexander Köhrer tritt seinen Dienst als „Administrator“ am 1. September an. Für drei Jahre wird er die geschäftsführende Pfarrstelle übernehmen.
Der eine kommt, der andere geht – bei der Evangelischen Kirchengemeinde in Rottweil dreht sich das Personalkarussell weiter. Nachdem Pfarrerin Gabriele Waldbaur als Dekanin nach Leonberg gewechselt ist, ist die geschäftsführende Pfarrstelle zunächst vakant. Doch nicht lange: Am 1. September tritt Pfarrer Alexander Köhrer für drei Jahre seinen Dienst als „Administrator“ in Rottweil an und übernimmt die Geschäftsführung. Er wird sein Büro im Pfarramt Mitte in der Ruhe-Christi-Straße 21 haben, und dort Ansprechpartner sein.
Rottweil ist dem 59-Jährigen, der mit seiner Familie in Rottenburg lebt, nicht unbekannt. „Als der Oberkirchenrat mir sagte, er brauche mich dringend in Rottweil, musste ich schmunzeln. Warum ausgerechnet Rottweil? Rottweil ist die Stadt meiner Väter. Mein Großvater war Franz Köhrer. Er war Landesgerichtsdirektor in Rottweil. Mein Vater wuchs also dort auf, wo ich nun wirken darf. Sie wohnten zunächst in der Königstraße 29. Als die Franzosen das Haus brauchten, zogen sie in die Oberamteigasse um. So also holt mich zugleich Biographisches ein“, erzählt Alexander Köhrer im Interview. Auch bei der Fasnet ist er gerne dabei, wie er sagt. Und er freut sich, jetzt selbst in Rottweil wirken zu dürfen.
Gemeindeleben gestalten
Aber warum eigentlich Administrator? „Über das Wort habe ich auch gestaunt. Inzwischen weiß ich, dass überall dort, wo durch die Veränderungsprozesse der Landeskirche nicht klar ist, wohin die Reise geht, Administratoren eingesetzt werden. Jetzt auch im Dekanatamt Tuttlingen zum Beispiel. Administrator heißt nun konkret: Ich werde die geschäftsführende Pfarrstelle von Rottweil für drei Jahre antreten und gemeinsam mit der Gemeinde und dem Team das Gemeindeleben gestalten – wie das ein Pfarrer tut, eben nur auf Zeit“, erklärt der er.
Alexander Köhrer ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Nach dem Studium der Theologie und Rhetorik in Tübingen und Basel war er Vikar in Esslingen. „Da vollzog sich die erste Erfahrung: Pfarramt kann nur als Team gelingen: Von Mesner, Sekretariat, Diakonin, Kindergartenleitung, Kirchenpflege, bis hin zum Pfarrer und zur Pfarrerin selbst“. Nach dem Pfarrvikariat in Plattenhardt und Dettenhausen wurde er Repetent am Evangelischen Stift in Tübingen. Schwerpunkte hier waren die Themen Predigt und Gottesdienstgestaltung.
Im Jahr 2003 übernahm er das Gemeindepfarramt in Rottenburg. „Hier weiß man, wie wichtig Ökumene ist. Durch Rottenburg ist mir auch die Diasporastruktur in Stadt- und Teilorten sehr vertraut, verteilt auf ein großes Gebiet, so wie in Rottweil. Und auch hier: Ohne den Teamgedanken geht‘s nicht, besonders auch unter den drei Pfarrkollegen“, sagt er.
Gedichtband erschienen
Im Jahr 2013 wurde Köhrer Studienleiter am Pfarrseminar der Landeskirche und war damit für die Ausbildung der Vikare zuständig. Seit 2018 ist er Gemeindepfarrer in Hohenlohe, genauer in Langenbeutingen. Dazu gehörte auch ein Teilauftrag für Cleversulzbach, dem Mörikedorf. „Hier war mein Wunsch, Literatur und Pfarramt zu verbinden. Und das gelang. Jetzt im März ist mein zweiter Gedichtband erschienen. In den vergangenen Jahren war ich zugleich auch immer wieder als Moderator von Veränderungsprozessen gefragt und habe diese jetzt auch direkt mit der Neustrukturierung der Gemeinde Langenbeutingen mit zwei anderen Orten erlebt und mitgestaltet.“ Und ab September wirkt er in Rottweil. „Ich bin sehr gespannt auf das Neue und knüpfe jetzt schon erste Kontakte.“
Wie genau er sein Amt ausfüllen wird, müsse er noch überlegen. Eines steht bereits fest: „Ich werde in Rottenburg wohnen und nach Rottweil pendeln. Vor Ort werde ich mein Amtszimmer haben. Die Erreichbarkeit ist immer gewährleistet. An dieser Stelle vergleiche ich mich mit einem Chefarzt: Er ist für die Klinik ganz da, ohne dabei auf dem Klinikgelände zu wohnen“, plant er.