Der Anspruch auf frühkindliche Versorgung im Landkreis Rottweil ist gewährleistet. Foto: Strobel

Die Personalsituation ist angespannt. Doch im Landkreis Rottweil stehen genügend Betreuungsplätze für Ein- bis Dreijährige zur Verfügung. Auch der Tagesmütter- und Elternverein gibt Entwarnung.

Kreis Rottweil - "Was sich bewährt hat, ändern wir nicht", kommentiert Landrat Wolf-Rüdiger Michel den Beschlussvorschlag für den Kreistag im Jugendhilfeausschuss zum Betreuungsbedarf von Kleinkindern im Alter zwischen ein und drei Jahren, der einstimmig angenommen wurde.

Was wurde verhandelt? Die Städte und Gemeinden im Landkreis Rottweil haben der Kreisverwaltung den Betreuungsbedarf für ein- bis dreijährige Kleinkinder zum Stichtag 31. Juli 2022 übermittelt. Das Ergebnis: 1179 Plätze (37,25 Prozent) werden benötigt. Die vorhandenen Betreuungsplätze – insgesamt 1625 – sind rein zahlenmäßig ausreichend. Von diesen 1625 Plätzen sind 900 in Kinderkrippen, 544 in altersgemischten Kindergartengruppen, 165 bei Tagespflegepersonen und 16 anderweitig untergebracht.

Fachkräftemangel bereitet Sorgen

Weiter soll zudem der Bestand an Kindertagespflegeplätzen im Landkreis Rottweil in Zusammenarbeit zwischen dem Jugend- und Versorgungsamt Rottweil, den Städten und Gemeinden und dem Tagesmütter- und Elternverein Rottweil erhalten und ausgebaut werden. Das ist auch Angela Jetter, Leiterin des Kreissozialamtes wichtig: "Gerade durch die Situation mit Flüchtlingskindern muss die Kindertagesbetreuung sichergestellt werden."

Das Problem: Fachkräftemangel stellt die Behörden auch im Kreis Rottweil vor Probleme, offene Stellen zu besetzen. SPD-Kreisrat Klaus Schätzle schlägt in der Sitzung daher vor, nichtpädagogische Tätigkeiten in den Einrichtungen anderweitig zu besetzen. "Es ist nicht gut für die individuelle Entwicklung unserer Kinder, wenn Personalmangel herrscht."

Mindestbedarfsquoten schwanken stark

Michels Meinung: "Da machen wir ein Fass auf, das Zukunft hat." Die Entscheidung liege aber nicht auf Kreisebene, sondern eine politische Ebene darüber. "Da bewegt sich etwas. Die Diskussion ist im Gange."

Interessant ist auch ein Blick auf die ermittelten Mindestbedarfsquoten der einzelnen Kommunen im Landkreis: Weist in diesem Segment die Stadt Rottweil einen Wert von 58 Prozent auf, so gibt Oberndorf nur 18 Prozent an. Woran das liege, will Schätzle wissen. Jetter hat auf diese Frage keine Antwort. Sicher aber ist: "Wir vertrauen den Kommunen. Diese können den Bedarf und die Situation vor Ort am besten bewerten", so Michel.

Anspruch auf frühkindliche Förderung

Zum Hintergrund der Bedarfserhebung: Ab Vollendung des ersten bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres besteht für alle Kinder ein Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Kindertageseinrichtung. Im Landkreis Rottweil leben zum Stichtag am 1. März 2022 insgesamt 1472 Kinder unter einem Jahr und 3165 Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren.

Die Aussicht: Bereits rund 237 neue Betreuungsplätze sind im Kreis Rottweil in Planung. Der angesetzte Betreuungsbedarf für Ein- bis Dreijährige ist also mit 58,86 Prozent mehr als erreicht.

Grundqualifizierung erfordert mehr Unterricht

Damit dieser Umstand erhalten bleibt, wird der Tagesmütter- und Elternverein im Landkreis Rottweil, der die Qualifizierung, Fortbildung, Beratung und Vermittlung von Kindertagespflege-Personen übernimmt, weiter von der Kreisverwaltung bezuschusst. Dabei muss künftig aber tiefer in die Tasche gegriffen werden. Der Grund: Die Verwaltungsvorschrift Kindertagespflege wurde zum 7. April 2021 geändert – statt 160 Unterrichtseinheiten müssen angehende Tagesmütter und -väter nun 300 dieser Einheiten für die Grundqualifizierung absolvieren.

Die dadurch entstehenden höheren Personalkosten fordern eine Erhöhung der beantragten Bezuschussung auf 164 910 Euro. 2022 erhielt der Verein lediglich 117 860 Euro aus der Kreiskasse. Immerhin: Der Tagesmütter- und Elternverein sieht sich nun auch wieder in der Lage, das gestiegene Pensum zu schultern – noch am 28. September hatte Anneliese Bendigkeit, Vorsitzende des Vereins, mitgeteilt, dass keine Fachkraft gefunden werden könne, die die 300-Stunden-Ausbildung übernimmt.

Erfreuliche Wendung

Dann aber die 180-Grad-Wende im Oktober: Mit Beate Distler konnte eine erfahrene Sozialpädagogin mit Erfahrung für den Posten vorgestellt werden. Jetter betont: "Wichtig ist, dass diese Lücke geschlossen werden konnte und die Versorgung sichergestellt ist."