Der Ettenheimer Impfstützpunkt wurde am Montag eröffnet. Der Andrang war bereits am ersten Tag groß. Um die Eröffnung fristgerecht zu ermöglichen, musste das Ortenau-Klinikum Platz schaffen – und entsorgte 16 Krankenhausbetten. Foto: Decoux-Kone

Als "unausgegorene Planung" kritisiert ÖDP-Mitglied Robert Krais die Verschrottung von 16 Pflegebetten, die für den neuen Ettenheimer Impfstützpunkt weichen mussten.

Ettenheim - Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle kommt dem Impfen eine zentrale Rolle zu. Dieser Verantwortung sind sich auch die Gemeinden der südlichen Ortenau bewusst. So hat etwa die Stadt Ettenheim in enger Zusammenarbeit mit Ettenheimer Ärzten, der Feuerwehr, dem DRK Ettenheim und dem Ortenau-Klinikum vergangene Woche beschlossen, einen Impfstützpunkt in der ehemaligen Augenstation des Krankenhauses einzurichten. Am gestrigen Montag wurde er eröffnet (siehe Info).

Doch nicht für alle ist das ein uneingeschränkter Grund zur Freude. So mahnt etwa ÖDP-Mitglied Robert Krais in einem Brief an die Lahrer Zeitung die "wegen Fehlplanung entstandene Kollateralschäden" an, "die mit dieser Jubel-Eröffnung zusammenhängen".

Konkret geht es Krais um die Entsorgung von 16 Pflegebetten, die "völlig intakt, kaum gebraucht und teils vom Krankenhausförderverein gespendet worden waren". Er beobachtete, wie diese am Freitagnachmittag aus der ehemaligen Augenstation auf den Hof des Krankenhauses gebracht und dort von einer Schrottfirma "mit Abrissbirne samt ihrer ganzen Elektronik auf den Lkw gehievt und von dort wohl auf die Müllhalde gebracht" wurden.

Krais bemängelt, dass die Betten nicht gespendet wurden

"Dies zu Zeiten, wo Heime, Behinderteneinrichtungen und viele Privatleute solche Pflegebetten dringend gebrauchen könnten, wo coronabedingt die Betten knapp werden und wo alle von Nachhaltigkeit reden", kritisiert das ÖDP-Mitglied. In seinen Augen sei die Verschrottung der Betten "ein erneuter Beweis unausgegorener Planungen des Ortenau-Klinikums, insbesondere was Nachhaltigkeit betrifft; denn in das Ettenheimer Haus soll ja mal eine Pflegestation, wo all diese Betten neu gekauft werden".

Aus Klinik-Sicht stellt sich der Vorgang allerdings anders da: Um die Einrichtung des Ettenheimer Impfstützpunktes zu unterstützen, habe das Ortenau-Klinikum "Räume im Klinikum zur Verfügung gestellt, in denen unter anderem Klinikbetten gelagert worden sind. Für die Einrichtung des Impfstützpunktes mussten diese Räume zeitnah leergeräumt und gereinigt werden", erklärt Klinikumssprecher Christian Eggersglüß auf Anfrage der Lahrer Zeitung.

Doch warum war es notwendig, die Betten gleich zu verschrotten? Laut Eggersglüß habe sich bei den "aussortierten und ordnungsgemäß entsorgten" 16 Betten um solche gehandelt, "die seit zehn Jahren in Gebrauch waren, inzwischen abgeschrieben sind und für den Klinikbetrieb nicht mehr benötigt werden." Die Betten seien "für einen künftigen Reha-Betrieb im Zentrum für Gesundheit Ettenheim nicht geeignet" gewesen.

Klinikum betont Dringlichkeit des Impfstützpunktes

In der Vergangenheit habe das Ortenau-Klinikum "ausgemustertes, nicht mehr benötigtes medizinisches Material immer wieder an Krankenhäuser im Ausland gespendet. So weit dies die Umstände ermöglichen, wird das Ortenau-Klinikum auch in Zukunft mit dieser Praxis fortfahren." Im Falle der aussortierten 16 Betten sei dies jedoch "aufgrund mangelnder Lagerkapazität und der besonderen zeitlichen Dringlichkeit nicht möglich" gewesen, macht Eggersglüß deutlich: "Die Einrichtung des Impfstützpunktes hat für das Ortenau-Klinikum oberste Priorität."

Der Ettenheimer Impfstützpunkt ist seit dem gestrigen Montag täglich von 16 bis 10 Uhr geöffnet. Ab sofort sind Covid-Impfungen am Ortenau Klinikum in Ettenheim möglich. 120 Impfdosen stehen täglich zur Verfügung. Am Eröffnungstag am gestrigen Montag bildete sich bereits ab 15 Uhr eine lange Schlange vor dem Klinikum. Wer sich frühzeitig in die Warteschlange einreihte, bekam für den gleichen Tag noch einen Laufzettel mit. An die anderen Impfwillige wurden Termine vergeben. Verimpft wird der Wirkstoff von Moderna, erklären die beiden Ärzte Theo Vetter und Boris Weber.