Carlos Konz und der VfL Nagold verspielen in der zweiten Halbzeit ihren deutlichen Vorsprung. Foto: Oehler

Nach nicht mal 20 Minuten lag der bis dato ungeschlagene Gastgeber 0:3 zurück. Und so wie der VfL Nagold auftrumpfte, schien es, als drohte dem SVS eine Lehrstunde. Die erlebten dann allerdings die Gäste, die nach der Pause nicht mehr auf Touren kamen.

SV Seedorf – Ein wahrlich verrücktes Fußballspiel sahen die 200 Zuschauer in Seedorf.

VfL Nagold 3:3 (0:3). Die Vorgabe der SVS-Spielertrainer Bea und Heizmann, einen frühen Rückstand vermeiden, den Gegner, auf Distanz zu halten, wurde geradezu pulverisiert. Der VfL erzeugt derart Druck, dass Timmy Haag ein Eigentor zum 0:1 (7.) unterlief und im Anschluss an einen Freistoß zeigte sich die Abwehr der Gastgeber nicht im Bilde.

So hatte Chris Wolfer leichtes Spiel, auf 2:0 (11.) für den Gast zu erhöhen. Doch auch die Gastgeber kamen zu Chancen. So durch Mario Grimmeißen per Freistoß und Marco Lenz, der nur das Außennetzt traf. Die ungewohnt offene SVS-Defensive ließ sich in der 18. Minute ein drittes Mal überrumpeln, Chris Wolfer traf zum 3:0 für den VfL Nagold.

Mit intensiver Laufbereitschaft drängten die Gäste den SV Seedorf immer wieder in dessen Hälfte fest, und erspielten sich ein deutliches Chancenplus. Die seltenen Entlastungsangriffe des SV Seedorf sahen im Ansatz vielversprechend aus, doch es scheiterte meist am letzten Pass. Nach Umstellungen konnte man zumindest in den letzten Minuten vor der Pause das Spiel offener halten.

Nach Wiederbeginn hatte der VfL Nagold vieles seiner Dominanz eingebüßt. Im Gegenzug wurde der SV Seedorf mutiger und stärker. Bei den Gästen fehlte nun die nötige Konsequenz. Plötzlich waren die Gastgeber tonangebend. Nach schöner Vorarbeit von Tobias Heizmann gelang Tom Ritzel das 1:3 (58.) Auch das rüttelte die Gäste nicht auf. Im Vergleich zum ersten Durchgang war der SVS nicht wiederzukennen, zog immer wieder gefährliche Angriffe auf. So in der 64. Minute, als eine Kombination über Heizmann und Rafal Szopa zu Timmy Haag zur Ecke geklärt wurde. Nach einem weiteren Standard konnte VfL-Torhüter Bubacarr Sanyang den Ball nicht festhalten und Tobias Heizmann konnte aus kurzer Distanz auf 2:3 (66.) verkürzen.

Nun bekam der SV Seedorf richtig Aufwind, verstärkte die Offensive mit der Einwechslung von Jonas Haag. Die Gäste aus Nagold fanden kaum noch Zugriff auf das Geschehen. Nach einem Foul unweit der linken Eckfahne lieferte Hendrik Berg einen Freistoß scharf vor das VfL-Tor. Der eingewechselte Marius Gutekunst zeigte seine Torjägerqualitäten und wuchtete per Kopf zum 3:3 in der 80. Minute ein. Zwei Minuten später kam auf der Gegenseite Luka Kravoscanec über links frei zum Abschluss, doch SVS-Keeper Marc Kost klärte glänzend zur Ecke. Bis in die Nachspielzeit fighte der SV Seedorf und verdiente sich einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt.

Tore: 0:1 (7./Eigentor) Timmy Haag, 0:2 (11.) und 0:3 (18.) Chris Wolfer, 1:3 (58.) Tom Ritzel, 2:3 (66.) Tobias Heizmann, 3:3 (80.) Darius Gutekunst.

Schiedsrichter: Florian Guth. Zuschauer: 200.

Trainerstimmen

Armin Redzepagic (VfL Nagold): "Es gibt keine Erklärung außer Dummheit. Das 1:3, als Bubacarr den Ball fallen lässt, kann man bekommen, muss man aber auch wegstecken können. Nach dem 2:3 wird es eng, auch vom Kopf her, nach unseren letzten Ergebnissen. Nach einem 3:0 auswärts, was besseres kann uns nicht passieren. Das muss normal reichen. Aber nach dem 2:3 bekommt der Gegner Auftrieb. Zwei, drei Minuten nach der Pause hat man gesehen, dass wir ein bisschen Arroganz drin hatten, das hat mir nicht gefallen. Da hatte ich in der Kabine davor gewarnt."

Tobias Heizmann und Tobias Bea (SV Seedorf): "Wenn in unserer Situation so eine Halbzeit drin ist, sind wir dennoch ruhig geblieben. Dass es dann so läuft, da gehört auch ein Stückweit Glück dazu. Durch die Aggressivität und Laufbereitschaft haben wir den Punkt auch verdient."

"Bis dahin hat uns Nagold an die Wand gespielt. Wir sind nicht zwei sondern drei Schritte zu spät gekommen. Mit dem Anschlusstreffer kippt das Spiel, wir haben in der zweiten Halbzeit das gemacht, was wir am besten können: rennen und kämpfen."

Mannschaften

SV Seedorf: Marc Kost (Tor), Marvin Roth (75. Jonas Haag), Tobias Bea, Yannik Scheck, Marco Lenz, Tobias Heizmann (70. Janik Gapp), Mario Grimmeißen (60. Darius Gutekunst), Hendrick Berg, Timmy Haag, Tom Ritzel, Dennis Rothkranz (46. Rafal Szopa).

VfL Nagold: Bubacarr Sanyang (Tor), Carlos Konz, Frederic Fleischle, Marco Quiskamp, Niklas Schäuffele, Luka Kravoscanec, Lysander Skoda (68. David Weinhardt), Chris Wolfer, Burak Tastan, Johannes Fleischle (71. Marsel Cicak), Walter Vegelin.