Die junge ukrainische Künstlerin Iryna Dybach (Zweite von rechts) mit Kunstmuseumsleiter Kai Hohenfeld, Anette Ganter vom Verein Tal-Gang-Art und Übersetzerin Anastasyia Tverdokhlib (von links). Foto: Hans Raab/Hans Raab

Großen Zulauf hatte die Vernissage einer Ausstellung der ukrainischen Künstlerin Iryna Dybach in der Ebinger August-Sauter-Fabrik. Sie thematisiert in ihrem Werk Putins Krieg gegen die Ukraine – und gegen die ukrainischen Frauen.

Die Vernissage der Ausstellung „Das weibliche Gesicht des Krieges“ – die nicht von ungefähr am Vorabend des Internationalen Frauentags eröffnet wurde – begann mit einer Ansprache von Anette Ganter: Die Vertreterin des veranstaltenden Vereins Tal-Gang-Art sprach darin die Rollen der Frau in der Kunst ein – Motiv, Modell, Muse, Gefährtin des Künstlers und – historisch spät und wenig beachtet – auch Künstlerin. „Bis heute werden Frauen im Kunstbetrieb benachteiligt.“

 

Unter den Gästen waren neben zahlreichen Einheimischen auch viele Ukrainerinnen und Ukrainer, sowohl Geflüchtete als auch solche, die schon vor Kriegsbeginn in Deutschland lebten.

Gut besucht war die Vernissage von Iryna Dybachs Ausstellung in der Ebinger August-Sauter-Fabrik. Foto: Hans Raab

Kai Hohenfeld, Leiter des Kunstmuseums Albstadt, führte anschließend in die Ausstellung ein. Der Krieg in der Ukraine, merkte er an, erreiche als mediales Ereignis auch Deutschland, doch das individuelle Leid der Menschen in der Ukraine und ihrer Angehörigen, welche geflohen sind, bliebe den meisten Deutschen verborgen – auch und gerade das der Frauen, die in besonderem Maße unter der russischen Gewalt zu leiden hätten. Ihnen gebe die junge Malerin Irina Dybach eine Gestalt und ein Gesicht. Allerdings nicht unmittelbar: Dybach porträtiere keine Zeitgenossinnen, sondern schaffe Personifikationen der Weiblichkeit.

Iryna Dybach ist 25 Jahre alt und stammt aus Antonivka Berezne, einem Dorf in der Westukraine. Sie hat an der Staatlichen Universität Rivne Freie Kunst, Kunstgewerbe und Restaurierung studiert und einen Masterabschluss erworben. Im vergangenen Jahr ist sie aus der Ukraine geflüchtet und nach dem Zwischenaufenthalt in Meßstetten in Albstadt geblieben. Dybach malt gegenständlich; sie malt auch ganz unbefangen „schön“, aber die Schönheit soll kein Selbstzweck sein, sondern den weiblichen Gestalten auf ihren Bildern eine Würde verleihen, an der alle Versuche, sie durch direkte oder indirekte Gewalt gegen das weibliche Geschlecht anzutasten, zuschanden werden.

Hoffnung auf eine freie und glückliche Zukunft

Andere Bilder stehen für Stärke und Hoffnung stehen – auf ihnen symbolisiert die Frau eine freie und glückliche Zukunft für die Ukraine. Was für eine Kunst wird Iryna Dybach nach dem Krieg schaffen? Sie weiß es nicht – fest steht nur, dass sie immer versuchen wird, ihrem Innersten Ausdruck zu verleihen, aber wer kann wissen, wann und wie der Krieg endet und was die Zukunft für die Ukrainerinnen, geflüchtete und zu Hause gebliebene, noch bereit hält? Sie fühle sich wohl in Albstadt, sagt sie – doch oft müsse sie durch das Lächeln der Menschen, denen sie begegne, daran erinnert werden, „dass ich auch ein Lächeln habe“.

„Was packst du in deinen Koffer?“

Zum weiteren Programm der Vernissage zählten Klavierspiel von Davyd Baido, der kurzfristig für die erkrankte Pianistin Kateryna-Sofiia Shyk eingesprungen war, ein Tanz von Alexandra Hurzhij – ihre interaktive Performance hat den Titel „Was packst du in deinen Koffer in der Sekunde des Abschieds?“ – und eine Friedens-Installation von Svetlana Atagulyants. Ukrainische Spezialitäten gab es auch.

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. März samstags von 10.30 bis 12.30 Uhr und sonntags 14 bis 16 Uhr zu sehen.

Tanzte eine interaktive Performance: Alexandra Hurzhij Foto: Raab