"qualifiziert-engagiert-bw": Landkreis und Sozialorganisationen stellen neue Plattform vor

Auf der Burg Liebenzell trafen sich jetzt die Verantwortlichen der Sozialdezernate des Landkreis Calw und verschiedener Sozial-Organisationen des Kreises zur Vorstellung der Internet-Plattform "qualifiziert-engagiert-bw". Sie will für ehrenamtlich Engagierte Anlaufstelle und Vernetzungsplattform sein.

Bad Liebenzell. Ohne Ehrenamt wäre die Gesellschaft vor allem im sozialen Bereich arm dran. Das ist der Politik wohl bewusst und der lobenden Worte aus Politikermund fallen auch zahlreiche. Es bedarf jedoch zum einen der vielfältigen Vernetzung der Ehrenamtlichen in den unterschiedlichen Bereichen und zum anderen ist die Fortbildung der tätigen Helfer sowie die Ertüchtigung von noch mehr engagierten Bürgern ein Thema, das sich zunehmend mehr in den Vordergrund drängt.

Das landesweite Bildungsportal bietet einen Überblick über die Qualifizierungsangebote in ganz Baden-Württemberg und fördert die Vernetzung über die Landkreisgrenzen hinaus.

Es wird getragen vom Baden-Württembergischen Landkreistag LKT, wie der Leiter des Dezernats Jugend, Soziales und Integration im Landratsamt, Norbert Weiser, erläuterte. "Es war nie die Frage, dass wir an diesem Projekt teilnehmen", so der Dezernent, "denn wir gehören zu den 70 Landkreisen mit über 50 Prozent Ehrenamtlichen." Was wohl auch daran liegt, dass viele Personen in mehreren Bereichen ehrenamtlich engagiert sind, wie Wolfgang Borkenstein vom Jugendreferat weiß. "Es ist eine gute Idee, die Träger der Schulungen für Ehrenamtliche zu vernetzen,", sagte er, "die Seite soll der Kooperation dienen und einen fruchtbaren Austausch bringen."

Den Auftakt für den Kreis Calw habe wie so vieles die Pandemie ausgebremst, weiß Renate Zaiser von der Fachstelle Individuelle Lernbegleitung im Landratsamt, bei der die Organisationsfäden der Plattform für den Kreis Calw zusammenlaufen: "Viele Menschen warten seit eineinhalb Jahren, dass sie wieder in ihrem Ehrenamt tätig sein können."

Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung stehen der Plattform und ihren Möglichkeiten unisono positiv gegenüber, wie sich in den Redebeiträgen zeigte. Sie wollen das Projekt weiter voranbringen und mit Leben füllen. "Wir sind ein Ehrenamtslandkreis und müssen unserem sehenswerten Ehrenamt die Arbeit erleichtern", betonte Weiser.

Auf der Plattform finden sich bereits zahlreiche Schulungen und Bildungsangebote für Ehrenamtliche. Angebote zur Qualifikation, solche, die die Persönlichkeit stärken oder Einblicke in andere Lebensbereiche gewähren bis hin zur wichtigen Anerkennung und Wertschätzung des ehrenamtlich geleisteten Dienstes für die Gemeinschaft. Deshalb "macht es einfach Spaß, sich auf ihr umzuschauen", so Borkenstein. Sie soll jedoch nicht die Homepages der einzelnen Anbieter ersetzen, sondern ergänzen.

Es müsse nicht jeder "das Rädle neu erfinden", sagte Jürgen Prchal, Leiter der Sportkreisjugend Calw. Es gelte Synergieeffekte zustande zu bringen, zum Beispiel könne "der Sport besser Verkehrssicherheitskurse und das DRK dafür Erste-Hilfe-Kurse."

Für Marc Spies, den Leiter der Diakonie-Dienststelle Nagold ist das Portal eine Möglichkeit, die große Bandbreite und Vielfalt im Ehrenamt darzustellen. Carmen Schulz, die Frühe Hilfen im Landratsamt koordiniert, sieht durch die Plattformangebote die Möglichkeit, Ehrenamtliche für weitere Bereiche zu interessieren und hier Überleitungen zu ermöglichen. Integrationsmanager Eberhard Carl hält in seinem Bereich "das Ehrenamt für sehr, sehr wichtig."

Als Kooperationspartner sind sowohl die Volkshochschule Calw wie auch die VHS Nagold vertreten. Deren Chef Mario Gotterbarm sieht mehrere Vorteile darin: "Wir können uns noch besser vernetzen und die Nachfrage stärken übers obere Nagoldtal hinaus."

Der Vorsitzende des Kreisseniorenrats, Dieter Möhle, "will die Vernetzung hervorheben", die der Kreisseniorenrat bisher schon mit dem DRK und dem VdK hat und diese auf weitere Partner ausbauen. Wichtig sei, dass die Plattform-Seite gepflegt wird, sprich stets aktuell ist, betonte Möhle.

Martin Eckhard, Akademieleiter des Internationalen Forums Burg Liebenzell, nennt als Beweggrund für die Beteiligung die Möglichkeit, ehrenamtlich aktive Jugendliche in ihrem Engagement zu stärken. Auf die gesamte Gesellschaft blickend, sagte Eckhard: "Wir sehen aktuell eine Spaltung, der bürgerliche Dialog ist abgebrochen, die einzelnen Lager bleiben im eigenen Saft und der für die Gesellschaft wichtige Austausch bleibt auf der Strecke." Das Ehrenamt könne hier der Kitt sein, um Unversöhnliches wieder zusammenzubringen.