Auch das Land soll der 57-Jährige betrogen haben
Die Spender würden davon nichts erfahren, so der Vorwurf, sie würden im Glauben gelassen, dass ihre Spenden fast vollständig (die "Stiphtung" hat nur eine Mitarbeiterin) dem jeweils versprochenen Zweck zu Gute kommen. Sonntag selbst habe dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen, weil er ehrenamtlich für seine "Stiphtung" arbeite und daher glaube, sich dort auch mal bedienen zu können. Als Beleg dafür führen sie unter anderem ein Schreiben Sonntags aus dem Jahr 2016 an seine damalige Steuerberaterin an.
Damals musste Sonntag zum einen das Problem handhaben, dass zwei ehemalige Mitarbeiter offenbar mithilfe seiner "Stiphtung" Förderbetrug begangen hatten. Sie kassierten in den Jahren 2014 und 2015 laut Sozialministerium über die landeseigene Förderbank (L-Bank) EU-Gelder für "Qualifizierungsberatung und Personalentwicklung" sowie für Coaching in der "Stiphtung" in Gesamthöhe von 17 520 Euro. Christoph Sonntag zahlte dieses Geld am 25. August 2016 zurück und beteuerte, dass er mit dem Betrug nichts zu tun habe. Die beiden Mitarbeiter Sonntags, die im Jahr 2016 verstarben, hatten offenbar auch mit fingierten Rechnungen Geld aus Sonntags "Stiphtung" gezogen.
Sonntag berichtete damals gegenüber seiner Steuerberaterin von mehr als 100 000 Euro an fragwürdigen Zahlungen, aber ein eventueller Schaden sei durch ihn gedeckt. Er arbeite nämlich seit 2007 ehrenamtlich für die "Stiphtung". Nehme man alles zusammen, so steckten mehrere Hunderttausend Euro in der "Stiphtung", die er hätte in Anspruch nehmen können, argumentierte Sonntag damals.
Auch das Land Baden-Württemberg hat der Kabarettist den Vorwürfen zufolge betrogen: Rund 211 000 Euro an Steuergeldern kassierte er von Sommer 2018 bis Sommer 2019, um Jugendlichen die Demokratie näherzubringen. Nach Schätzungen seiner Frau war der tatsächliche Aufwand allenfalls halb so hoch. Ein Großteil des Geldes soll demnach über andere Firmen entweder dem Privathaushalt von Sonntag oder seiner Künstler GmbH zugutegekommen sein.
Offiziell wurden lediglich 200 Bücher gedruckt
Unter anderem flossen rund 50.000 Euro an die Firma seiner Noch-Ehefrau laut Sonntag deswegen, damit er den Auftrag nicht ausschreiben musste. Laut seiner Noch-Ehefrau wurden mit einem Teil des Geldes Rechnungen für das Projekt beglichen. Der Rest sei in den Privathaushalt der Familie Sonntag geflossen. Der Kabarettist hingegen behauptet, seine Frau habe die verabredete Arbeit für das Projekt nicht erledigt, und fordert das Geld von ihr zurück.
Auch Steuerhinterziehung wird Sonntag zur Last gelegt: Seine Noch-Ehefrau behauptet, er sei zuletzt dazu übergegangen, seine Bücher schwarz drucken zu lassen und schwarz zu verkaufen. Offiziell seien nur 200 Bücher gedruckt und bei Veranstaltungen verschenkt worden. Tatsächlich seien es 1000 Bücher gewesen, und Sonntag habe zehn Euro pro Buch verlangt. Von dem Schwarzgeld habe die Familie Sonntag (mit drei minderjährigen Kindern im Haushalt) zum Teil gelebt, weil die Tour-Erfolge und somit die Einnahmen Sonntags im Jahr 2018 eingebrochen seien, sagte Sonntags Frau.
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