Der VfB Stuttgart gewährt seinen Profis Nicolas Gonzalez und Clinton Mola die Möglichkeit, ihre Verletzungen trotz Coronapandemie in ihren Heimatländern behandeln zu lassen. Ein kalkuliertes Risiko.
Buenos Aires/Stuttgart - Wenn Fußballer auf Reisen gehen, ist das in diesen aufgeregten Zeiten ein sensibles Thema. Siehe Bayern München und Katar, siehe die Debatten um den Champions-League-Ausweichort Budapest. Sollten sich während einer Pandemie nicht alle in ihren Reiseaktivitäten besser zügeln?
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Eine Frage, die sich aktuell auch mit Blick auf die Reisen zweier Profis des VfB Stuttgart stellt. Nicolas Gonzalez hat sich Anfang vergangener Woche nach Argentinien aufgemacht, Clinton Mola nach England. Der Trip in die Heimatländer der beiden Profis dient demselben Zweck: Sie sollen vor Ort ihre Verletzungen auskurieren. In heimatlichen Gefilden, so begründet es VfB-Sportdirektor Sven Mislintat, „können sie genauso schnell genesen – vielleicht sogar schneller, weil der Kopf freier ist.“
Gonzalez und Mola absolvieren Reha in der Heimat
Zur Erinnerung: Angreifer Gonzalez zog sich bei der 2:5-Niederlage bei Bayer Leverkusen am 20. Spieltag einen Muskelfaserriss an der Rückseite des Oberschenkels zu. Seine Ausfallzeit wird auf fünf bis sechs Wochen taxiert. Wann der 19-Jährige Mola wieder unter Volllast trainieren kann, steht indes in den Sternen. Dem Engländer, in der vergangenen Zweitligasaison noch zeitweise Stammkraft auf der linken Abwehrseite, machen seit Monaten Probleme mit der Hüfte zu schaffen.
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Beiden hat der Club nun das Recht eingeräumt, ihre Verletzungen in der Heimat behandeln zu lassen, beziehungsweise auszukurieren. Gonzalez wird für mindestens zehn Tage in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires weilen, je nach Einschätzung der Ärzte auch länger. Der 22-Jährige absolviert die Reha bei der argentinischen Nationalmannschaft, wo ihn die medizinische Abteilung seines Vereins gut aufgehoben sieht.
Für Mislintat steht dabei noch etwas anderes im Vordergrund: „Nico hat die Möglichkeit, sich mit dem Team der argentinischen Nationalmannschaft auch über Inhalte auszutauschen.“ Etwas, das im hektischen Alltagsgeschäft zwischen Fußball-Bundesliga und kurzen Abstechern zur Nationalmannschaft meist auf der Strecke bleibt. Seit geraumer Zeit gehört der Angreifer aus Belén de Escobar vor den Toren der argentinischen Hauptstadt zum festen Kreis der Albiceleste. In fünf Länderspielen erzielte er zwei Tore. Ende März stehen zwei WM-Qualifikationsspiele gegen Uruguay und Brasilien an. Selbstredend, dass der nationalstolze Argentinier da gerne dabei wäre – genauso wie bei der Copa America im Sommer.
Direkter Kontakt zu Lionel Scaloni
Neben dem direkten Kontakt zu Nationalcoach Lionel Scaloni geht es den VfB-Verantwortlichen grundsätzlich aber noch um etwas anderes. „Wir wollten den Spielern auch ermöglichen, ihren Heimaturlaub nachzuholen und so aus einer schlechten Situation noch das Beste zu machen“, erläutert Mislintat. Die Winterpause im deutschen Profifußball währte dieses Mal bekanntlich nur wenige Tage, Abstecher in die Heimat waren deshalb nicht möglich. Gerade für junge Spieler wie Gonzalez und Mola sei es wichtig, die Familie wenigstens gelegentlich zu Gesicht zu bekommen. Bei einer vorangegangenen längeren Verletzung durfte Gonzalez schon einmal nach Argentinien fliegen.
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Nur gab es damals noch kein Corona. Der VfB bekräftigt, sich an alle Regeln zu halten. Tatsächlich unternimmt niemand etwas Verbotenes, auch wenn Argentinien zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern zählt und als Risikogebiet eingestuft wird. Genauso wie England, das seit Wochen mit Virus-Mutationen von sich reden macht. Die Verantwortlichen beim VfB sind sich der Risiken bewusst, setzen aber auf die bislang bewährte Teststrategie.
So wurden Nationalspieler in der Vergangenheit bereits vor der Rückkehr von einer Länderspielreise getestet und nach der Ankunft direkt ein zweites Mal. So wird es auch dieses Mal wieder sein. Schlussendlich können sie beim Bundesligisten aber nur darauf hoffen, dass Corona weiter einen Bogen um die Mercedesstraße macht. Als einer von wenigen Clubs hatte der VfB bislang keinen einzigen positiven Fall in der Mannschaft.