Die Regionalfraktion fordert eine leistungsfähige Verbindung zur Autobahn. Foto: dpa

Die Regionalfraktion fordert leistungsfähige Verbindung für den Rems-Murr-Kreis zur Autobahn.

Stuttgart - Im Ringen um eine leistungsfähige Verkehrsverbindung im Nordosten der Landeshauptstadt wollen die Freien Wähler in der Region nicht klein beigeben. Bei einer Fraktionssitzung in der vom Dauerstau besonders geplagten Stadt Remseck am Neckar forderten sie die grün-rote Landesregierung auf, ihre ablehnende Haltung zum Straßenbau zu überdenken – und vor allem dem weit im Verkehrsschatten liegenden Rems-Murr-Kreis einen vernünftigen Anschluss an die A 81 zu verschaffen.

„Mit Blick auf die hohe und weiter wachsende Bedeutung des Güterverkehrs ist das Fehlen einer leistungsfähigen Anbindung ein Standortnachteil, der dringend beseitigt werden muss“, erklärte Andreas Hesky, Oberbürgermeister in Waiblingen und Fraktionschef der Freien Wähler in der Region.

Gesprächsrunde mit Verkehrsminister Hermann

Um Unternehmen wie den Motorsägenhersteller Stihl in der Region halten zu können, sei eine Wiederaufnahme der Planungen für eine Nordostumfahrung Stuttgarts geboten. Ob die Verbindung zur A 81 über die von Naturschutz und den angrenzenden Kommunen skeptisch beäugte Andriof-Brücke oder auf einer anderen Trasse erfolgen soll, ist für die Freien Wähler zweitrangig. „Wichtig ist erst mal, dass ein Konzept in der Schublade liegt, wenn es finanzielle Mittel für den Bau einer regional bedeutsamen Straßenverbindung gibt“, betonte Bernhard Maier, ehemaliger Böblinger Landrat und verkehrspolitischer Sprecher der Freien-Wähler-Fraktion.

Begrüßt wird deshalb das Treffen, das Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit den Nachbarkommunen Ludwigsburg, Fellbach, Remseck, Waiblingen und Kornwestheim angekündigt hat. Allerdings steht bisher noch kein Termin für die Gesprächsrunde mit Hermann fest.

Die rot-grüne Landesregierung hatte die Planungen für die nach dem ehemaligen Stuttgarter Regierungspräsidenten Udo Andriof benannte Neckarbrücke Anfang März für gescheitert erklärt und betont, dieses umstrittene Vorhaben nicht weiterverfolgen zu wollen. Eine Lösung für die Verkehrsprobleme zwischen dem Kreis Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis liefert der Stopp der Überlegungen aus Sicht der Freien Wähler allerdings nicht. „Eine Verbesserung durch verkehrslenkende Maßnahmen ist nicht zu erwarten“, heißt es jetzt in einem Positionspapier.

Nur Bau einer kreuzungsfreien neuen Straße verbessert Anbindung

Auch die möglichen Optimierungen bei der Ampelschaltung seien ausgereizt. Ohne den Bau einer kreuzungsfreien neuen Straße könne die Anbindung des Remstals an die A 81 nicht verbessert werden. Dass sich vor allem der Schwerlastverkehr ohne leistungsfähige Alternativrouten durch Ortschaften wälzt, ist gerade in Remseck ein Dauerproblem.

Über die bestehende Neckarbrücke in der geografischen Mitte der Kommune rollen an einem Werktag knapp 33.000 Autos und Lastwagen. Der Anteil von Lastzügen und Sattelschleppern beträgt laut Remsecks Beigeordnetem Karl-Heinz Balzer mittlerweile fast zwölf Prozent. Um den Verkehr aus der Ortsmitte zu bannen, denkt die Stadt Remseck nach dem Scheitern der Andriof-Planung an den Bau einer neuen Brücke 400 Meter neckaraufwärts.

Die Freien Wähler in der Region halten von der sogenannten Billinger-Variante freilich herzlich wenig. Eine großräumige Verkehrslösung ist aus ihrer Sicht durch die neue Flussquerung nicht zu erwarten. „Das wird lediglich eine lokale Entlastung bringen, aber nicht die regionalen Probleme lösen“, ist sich Fraktionsvize Alfred Bachofer sicher. Sein Kollege Bernhard Maier spricht gar von „Arbeitsverweigerung“ durch das Land – weder auf der Straße noch auf der Schiene werde geplant, selbst beim Ausbau der Neckarschleusen werde die Region abgehängt.