Sie sollen Autofahrer vor Staus warnen, aktuelle Fahrzeiten in die City oder zum Neckarpark mit der Stadtbahn vergleichen, zum Umsteigen animieren: Verkehrsleittafeln der neuen Generation. Doch aller Anfang ist schwer.
Achtung, Autofahrer! Wegen eines Unfalls auf der Neuen Weinsteige beträgt die Fahrzeit in die Innenstadt 30 Minuten. Empfohlene Lösung: Ausfahrt Parkhaus Albstraße, umsteigen, die Stadtbahn fährt alle drei Minuten ab. Fahrzeit neun Minuten. Oder: Die Parkplätze auf dem Cannstatter Wasen fürs Fußballspiel sind belegt. Empfehlung: Ausfahrt Parkhaus Albstraße, umsteigen...
So sieht sie aus, die Vision der städtischen Verkehrsplaner, die 500.000 Euro in die neue Generation von dynamischen Verkehrsanzeigen einsetzen. Die ersten Tafeln stehen seit Mittwoch an der Bundesstraße 27 kurz vor Degerloch. Am heutigen Donnerstag macht sich ein Bautrupp daran, eine Anzeigetafel an der A831 vor dem Johannesgrabentunnel zu montieren. Autofahrer sollen ins P+R-Parkhaus Österfeld gelotst werden, wenn auf der B14 am Schattenring nichts mehr geht. Eingeschaltet werden die Tafeln voraussichtlich Ende Februar.
Die Umsteigeidee ist nicht neu. Schon zur Internationalen Gartenbauausstellung (Iga) 1993 war vor Degerloch ein Parkhaus-Leitsystem installiert worden, um Autofahrer auf dem Weg in die Innenstadt abzufangen. Die Auslastung des Parkhauses Albstraße, bei dem ein Parkticket auch als Fahrschein gilt, soll bei 60 Prozent liegen.
System vorerst nur in abgespeckter Version
Mit der neuen Technik wird die Reichweite der Integrierten Verkehrsleitzentrale mit Sitz in Bad Cannstatt ausgebaut. Das Besondere: Auf der B27 zwischen Degerloch und der Innenstadt sind fünf Kameras montiert, die Autokennzeichen erfassen und so die Reisezeit der Fahrzeuge zwischen Degerloch Tränke und Charlottenplatz ausrechnen.
Kein Verstoß gegen den Datenschutz, wie Wolfgang Hertkorn, Leiter der Dienststelle Verkehrsmanagement beim Tiefbauamt, betont: "Da werden keine Kennzeichen fotografiert, sondern verschlüsselte, anonymisierte Zeichenketten verwendet", sagt er. Sobald das Fahrzeug den Streckenabschnitt verlasse und die Fahrzeit berechnet sei, werde der Zeichencode gelöscht.
Vorerst hat das neue System gehörige Startprobleme. Die Tafeln sollten schon im vergangenen Jahr aufgestellt werden, jedoch hatte der Hersteller der Leuchtdioden Lieferschwierigkeiten. Um die Tafeln mit der Cannstatter Leitzentrale zu verkabeln, sind zusätzliche Tiefbauarbeiten nötig.
Das System wird vorerst auch nur in einer abgespeckten Version in Betrieb gehen. Die Reisezeit-Berechnung ist ausgebremst. Nicht, weil die Liberalen im Gemeinderat das Scanning von Kennzeichen ablehnen und auf eine entsprechende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts verweisen. Vielmehr hat der Landesdatenschutzbeauftragte noch kein grünes Licht gegeben. "Ihm liegen schon länger alle Informationen vor", sagt Hertkorn, "aber bisher gab es noch keine Reaktion."