Laut, voller Abgase und an grauen Tagen sehr trist: So präsentiert sich die Horber Kernstadt oft – und das ärgert einige Gemeinderäte seit Jahren. Foto: Hopp

Die Vision einer vom Auto- und Lkw-Verkehr befreiten Horber Kernstadt ist nicht neu und taucht immer wieder mal in den kommunalpolitischen Diskussionen auf. Jetzt stellt die OGL einen Antrag, und die CDU-Fraktion des Gemeinderats plädiert für eine "offene Diskussion ohne Vorfestlegungen".

Horb - Ein Rückblick: Ende des Jahres 2013 bringen die Horber Christdemokraten eine Idee für die Umgestaltung des Verkehrs-Engpasses in der Kernstadt vor: die Sperrung der Neckarstraße. Der heutige City-Manager und damalige CDU-Stadtverbands-Vorsitzende Thomas Kreidler sagte: "Wenn wir in der Kernstadt das erreichen wollen, was uns vorschwebt, müssen wir auch über die Verlegung der Neckarstraße diskutieren." Mit der Sperrung zwischen Belle Arti und der Kreuzung zum Weinhaus Dörr könnte die Neckarstraße dann zu einer Fußgängerzone werden.

2014 legten die Städtebau-Wettbewerber ihre Pläne zu den Umbauten rund um den Fruchtkasten vor. Darin war eine weitere Verkehrsberuhigung der Neckarstraße nicht enthalten – zum Bedauern einiger Stadträte.

Alte Ideen

Einen weiteren Vorstoß gab es zur Neckarstraße zwischen dem heutigen Haipt-Gebäude (ehemals Drogerie Müller) und dem Ihlinger Tor. Die Idee, diesen Bereich der Neckarstraße zur Fußgängerzone umzugestalten, reicht noch in die Zeit von Oberbürgermeister Theurer zurück. Doch zurück in die Gegenwart: Die Offene Grüne Liste (OGL) startet einen neuen Versuch, um den Verkehr weitgehend aus der unteren Kernstadt zu verbannen. Die OGL fordert in einem Antrag an die Stadt Horb ein Verkehrskonzept für die Unterstadt.

Neue Argumente

Das Ziel: Nach Fertigstellung der Hochbrücke die Unterstadt "weitgehend vom Autoverkehr freizuhalten und dadurch eine optimale Aufenthaltsqualität für Bewohner, Besucher und Radfahrer zu erreichen". Die OGL begründet, dass mit dem Bau der Hochbrücke endlich die Chance besteht, die Kernstadt vom Verkehr zu beruhigen und eine Wohn-, Einkaufs- und Aufenthaltsqualität zu erreichen, die der historisch geprägten Unterstadt gerecht wird. "Die Chance für eine solche Entwicklung wird vertan, wenn immer noch täglich 10 000 Fahrzeuge durch die Unterstadt fahren. Es besteht durch verkehrsleitende Maßnahmen die Möglichkeit, nur noch wenige Verkehrsbeziehungen über die B 32 in die Unterstadt zu führen. Der größte Teil kann über die Brücke geleitet werden", heißt es in der Begründung. Der Innerstädtische Wettbewerb um den Fruchtkasten herum, das Radverkehrskonzept und ein neu zu erstellendes Verkehrskonzept könnten zusammen erarbeitet werden und ein tragfähiges Gesamtentwicklungskonzept darstellen, so die Meinung der OGL.

Michael Keßler, Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion, weist im Namen seiner Fraktion darauf hin, dass diese Überlegungen bereits frühzeitig von der SPD- und der CDU-Fraktion in den politischen Diskurs eingebracht wurden.

Offene Fragen

"So stellte die SPD bereits 2013 einen Antrag zur Erstellung eines gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes. Die CDU beantragte dann in 2016, konkret zur Unterstadt Überlegungen zur nachhaltigen Verkehrsentlastung anzustellen. Beide Anträge sind ergebnisoffen formuliert. Der Gemeinderat beschloss, beide Anträge gemeinsam anzugehen. Hierfür sind detaillierte Aufarbeitungen zu verschiedenen Fragen notwendig."

Hier listet Keßler folgende Fragen auf: Soll die Neckarstraße komplett verkehrsberuhigt werden? Reicht die Hochbrücke auch zur Umfahrung der Innenstadt? Wird ein Bypass zur Entlastung benötigt? Wie entwickelt sich das Sanierungsgebiet Fruchtkasten? Keßler berichtet: "Im derzeitigen Gremium war man sich bereits nach der Kommunalwahl einig, diese Thematik in einer Klausur intensiv zu diskutieren. Coronabedingt wurde diese leider – ebenfalls im Konsens – verschoben. Diese Klausur soll nun nach der Sommerpause stattfinden. In Kenntnis dieses Zeitplans erstaunen uns die aktuell eingebrachten Anträge. Wir plädieren doch sehr dafür, die Thematik offen und ohne Vorfestlegungen zu diskutieren."