Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder (von links) ließ sich von Bürgermeister Armin Jöchle, Karl-Heinz Kramer (Aktionsgruppe Verkehrsberuhigtes Eutingen), den Gemeinderäten Rainer Himmelsbach und Winfried Seele sowie Sabine Brandauer (Aktionsgruppe Verkehrsberuhigtes Eutingen) die Problematik "Bundesstraße durch Eutingen" zeigen. Foto: Feinler

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder kam zu einem Besuch nach Eutingen, um sich mit Bürgermeister Armin Jöchle über die Verkehrsbelastung auszutauschen. Eine Lösung scheint aber nicht näher gekommen zu sein.

Eutingen - Stundenlang nahm sich Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder für den Austausch mit den Vertretern der Gemeinde Eutingen und der Aktionsgruppe Verkehrsberuhigtes Eutingen am Donnerstag Zeit. Lösungsansätze für Probleme an der Bundesstraße hatte sie jedoch nur wenige.

 

Nach über zwei Stunden Austausch kam Bürgermeister Armin Jöchle aus dem Sitzungssaal des Rathauses. Vor dem Rathaus fasste er nochmals zusammen, was die Vertreter der Gemeinde und der Aktionsgruppe mit Sylvia M. Felder in einer kleinen Runde durchdiskutiert hatten. "Hier hört man uns noch gut, das wird sich oben an der Bundesstraße ändern", betonte Jöchle.

Gemeinderat hatte einer Südumfahrung zugestimmt

Die Regierungspräsidentin erklärte, dass sie die Eutinger Bundesstraße von ihrer Zeit in Tübingen kenne und sich auch mit der Geschichte zur geplanten Umfahrung und zu Alternativen vertraut gemacht hatte. Dass die Gemeinde die Umfahrung nicht wollte, konnte Jöchle so nicht stehen lassen. 2001 habe der Gemeinderat einer Südumfahrung zugestimmt, die 2004 dann aber nicht nach Berlin geschickt wurde. "Wenn die Hochbrücke da ist, wird der Schwerlastverkehr über die Autobahn nach Horb geleitet und nicht über Eutingen und Bildechingen", hatte er damals die Information bekommen.

Als Alternative wurde daher die Planung für eine Kreisstraße um Eutingen herum aufgenommen, aber der Landkreis habe kein Geld dafür. "Warum bauen Sie die nicht alleine?" hakte Sylvia M. Felder nach und erhielt von Armin Jöchle prompt eine Antwort: "Das kostet 30 Millionen Euro." Selbst bei einer hohen Fördersumme habe die Gemeinde mit der Sanierung von Großprojekten wie dem Rathaus, der Weitinger Halle und Planungen zu Kindergartenerweiterung und vielem mehr nicht genügend Geld.

Schäden an der Bundesstraße

Er wünschte sich Unterstützung und zeigte anhand der Schäden der Bundesstraße auf, dass diese schnellstmöglich erfolgen müssten. Aktuell ist die Bundesstraße aufgrund des Horber Hochbrücken-Baus die Umleitungsstrecke für den Verkehr, der an der Ausfahrt Horb in Richtung Schwarzwald abfährt. Daher können Sanierungsmaßnahmen erst nach 2024 umgesetzt werden.

Auf der Höhe des "Angels of Beauty and Hairstyles" blieb die Gruppe stehen und Armin Jöchle zeigte auf die Vertiefung und die Risse der B28: "Hier sieht man die gelben Striche noch. Angezeichnet war, passiert ist nichts." Bevor die B28 Umleitungsstrecke war, hätte diese Setzung geflickt werden sollen. Warum das nicht geschehen ist, dazu habe die Gemeinde bisher keine nachvollziehbare Antwort bekommen.

Unerträglicher Lärm

Jöchle betonte, dass tagsüber der Verkehr "normaler" über die Bundesstraße fließe, aber nachts würden einige Lkw-Fahrer nicht die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometer einhalten. Er wünschte sich, dass während seiner Ausführung ein Lkw-Transport mit Autos vorbeifahre, denn der Lärm sei unerträglich. Doch alleine schon die Lkw mit leeren Anhängern reichten, um die Ausführungen des Bürgermeisters nicht mehr zu verstehen. Sylvia M. Felder konnte nur mit der Achsel zucken und immer wieder ihr Verständnis ausdrücken.

Auch B28-Anwohner Karl-Heinz Kramer zeigte die Problematik auf der Höhe seiner Hofauffahrt auf. Die Nachbarn hatten vor rund 20 Jahren das Haus gekauft, damals sei es noch ruhiger gewesen. Nun würden sie es gerne verkaufen, aber würden kaum noch etwas dafür bekommen.

Jöchle deutete auf den Schachtdeckel am Boden der Bundesstraße hin und merkte an: "Den haben wir letztes Jahr gemacht. Jetzt schauen Sie sich den an, den können wir 2022 wieder machen." Dass laute Geräusche über 85 Dezibel zu hören sind, wenn so mancher Schwerlastverkehr über den Schachtdeckel rollt, hatte Karl-Heinz Kramer gemessen. "Das ist wie ein Donnerschlag und das ist so schädlich fürs Gehör", betonte er.

Flüsterasphalt wurde nicht genehmigt

Jöchle verstand die Welt nicht mehr, wieso daher der gewünschte Flüsterasphalt von Seiten des Bundes nicht genehmigt werde. Die Regierungspräsidentin sah jedoch eine Genehmigung: "Davon gehe ich im Moment aus, kann ihnen aber keine feste Zusage für 2026 machen. Aber das Problem mit dem Kanaldeckel werden Sie trotzdem immer wieder haben."

Jöchle hatte in einer Studie gelesen, dass ein Lkw die Straße so schädige wie 1000 Pkw, die darüber rollen würden. Die Umgehung sei kein kurzfristiges Ziel, er wünsche sich aber eine neue Verkehrswegeplanung. Wenn der Lkw-Verkehr über die Autobahn gelenkt werde, würde das den Bewohnern schon sehr helfen.

Ohne Planung kein weiterer Schritt

Die Regierungspräsidentin betonte immer wieder, wie wichtig ein Verkehrsplankonzept durch die Gemeinde Eutingen ist. Nach der Begehung der B28, auf Höhe der Metzgerei bis zur Bushaltestelle "Brobeil", wurde klar, dass ohne die Planung kein weiterer Schritt erfolgen wird. Die Regierungspräsidentin werde nochmals nachschauen, warum in ihren Unterlagen 30 Stundenkilometer durch ganz Eutingen, von Ortsschild zu Ortsschild, enthalten ist, dies aber nicht der Fall ist, denn an den Ortseingängen gelte noch kurze Zeit 50 Stundenkilometer. Ansonsten konnte sie der Gruppe aber keine weiteren Zugeständnisse machen und bis auf die Erstellung des Verkehrsplankonzepts Lösungen anbieten. Sie versprach jedoch, für Fragen zur Verfügung zu stehen.