Die Lärmaktionsplanung sehen viele als Gängelung der Autofahrer. Für andere geht es um die Verbesserung der Lebensqualität und um eine Chance für die Stadt. Viel Lärm um nichts?
Die Schilder zur Geschwindigkeitsreduzierung mit dem Zusatz „Lärmschutz“ gehören mittlerweile zum Stadtbild. Um die vierte Stufe der Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie ging es am Mittwochabend in der Sitzung des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses (UBV).
In den Reihen der Rottweiler Stadträte gehörte das Thema in der Vergangenheit nicht gerade zu den beliebten. Der momentane Flickenteppich mit unterschiedlichen erlaubten Geschwindigkeiten und unterschiedlichen Gültigkeitszeiten sorgt nicht nur bei den Bürgern für Missmut. Zudem gibt es wenig Handlungsspielraum.
Auch Oberbürgermeister Christian Ruf machte in der Sitzung seinem Ärger Luft: „Das Verfahren ist für mich Ausfluss einer Bürokratie, die ich nicht mehr nachvollziehen kann.“
Für den Entwurf zur vierten Stufe hat erneut das Ingenieurbüro Koehler & Leutwein die Berechnungen aufgestellt. Die bisherigen Maßnahmen zeigten dabei durchaus Wirkung, wie sich den Daten entnehmen lässt. Dass mittlerweile eine neue Berechnungsmethode angewandt werden muss, führt nun zur einzigen Neuerung im Stadtgebiet: Mit dem neuen Verfahren soll nun auch auf der Ortsdurchfahrt Bühlingen Tempo 30 eingeführt werden – von 22 bis 6 Uhr.
Auf der etwas mehr als einen Kilometer langen Strecke seien 225 Anwohner nachts durch Verkehrslärm über 55 dB(A) betroffen, tagsüber noch 47 (65 dB(A)) – und damit knapp weniger als die eigentlich vorgegebenen 50 Betroffenen, die eine Geschwindigkeitsreduzierung notwendig machen würden.
Zusätzliches Wirrwarr?
Monika Hugger (CDU) befürchtet deshalb ein neues Wirrwarr. Während im Bereich des Rottenmünsters tagsüber Tempo 30 gelte, nachts aber Tempo 50, solle es auf der Bühlinger Ortsdurchfahrt genau andersrum gelten? Für sie nicht nachvollziehbar.
Bei ihren Ratskollegen sieht es kaum anders aus. Harald Sailer (FDP), Elke Reichenbach (SPD+FFR), Gabriele Schneider (Grüne) oder auch Hermann Breucha (FWV) sprachen sich ebenso gegen eine Ausweitung des Flickenteppichs aus – auch mit Blick auf den Wunsch aus Bühlingen, für die Ortsdurchfahrt generell Tempo 30 auszuweisen – also nicht nur nachts.
Einen kleinen Handlungsspielraum nahmen sich die Ausschussmitglieder deshalb am Mittwochabend: Entgegen der nüchternen Zahlen empfiehlt das Gremium dem Gemeinderat, Ende des Monats dem Bühlinger Wunsch zu entsprechen: Tempo 30 in 24/7. Die Offenlage muss zeigen, ob das durchgesetzt werden kann.