Vor der Kreuzung Hebelstraße/Wehrer Straße könnte es in den Augen der Verkehrsbehörde zu Problemen führen, wenn die Hebelstraße an dieser Stelle wieder in beide Richtungen geöffnet würde. Foto: Anja Bertsch

Ob Öffnung der Hebelstraße in beide Richtungen oder Durchfahrt unter der Lenk-Plastik: Die Stadt Schopfheim erteilt den Forderungen von CDU und Gewerbeverein (erneut) eine Abfuhr.

Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister in Schopfheim haben zu kämpfen. Daraus macht der Gewerbeverein keinen Hehl – und führt die baustellenbedingt schwierigen Verkehrsverhältnisse im Städtchen als einen der Hauptschuldigen ins Feld. Akut geht es dabei vor allem um die halbseitige Sperrung der Hauptstraße bei der Uehlin-Baustelle, die wenige Meter weiter am Sparkassen-Kreisel in der Komplettsperrung mündet (allerdings nur noch wenige Tage).

 

Sofortmaßnahmen

Nach einem vom Gewerbeverein in Richtung Bürgermeister Dirk Harscher formulierten Brandbrief hatte die CDU-Fraktion drei „Sofortmaßnahmen“ formuliert und gefordert, diese im Gemeinderat abstimmen zu lassen. Alle drei zielen darauf ab, motorisierte Besucher einfacher in die Innenstadt, und am besten direkt bis auf den Marktplatz zu lotsen.

Durchfahrt nur stadtauswärts möglich: die Hebelstraße, hier an der Kreuzung Hauptstraße Foto: Anja Bertsch

Aus dem Rathaus indes gibt es daraufhin nun drei Absagen, zwei davon als reine Mitteilung für die Gemeinderatssitzung kommenden Montag formuliert: „Aus fehlender sachlicher Zuständigkeit“ könne das Gremium die zur Debatte stehenden Änderungen in Sachen Verkehrsführung gar nicht beschließen; weisungsbefugt gegenüber der städtischen Verkehrsbehörde sei allein das Regierungspräsidium in Freiburg, stellt die Stadt klar.

Gefahr bei Öffnung

Die Absage wird zumindest im Fall Hebelstraße ausführlich begründet. Zur Erinnerung: Gewerbeverein und CDU hatten gefordert, die Hebelstraße zwischen Wehrer Straße (Ecke Hirschen-Apotheke) und Hauptstraße in beide Richtungen zu öffnen; aktuell sind die betreffenden etwa 50 Meter eine stadtauswärts führende Einbahnstraße. „Die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung wäre aller Voraussicht nach mit einem erhöhten Unfallrisiko verbunden“, schreibt das Rathaus – und malt ein Krisenszenario bis hin zum Zusammenstoß von Autos und Zügen auf dem Bahnübergang aus.

Probleme an Kreuzung

Dabei sieht die Verkehrsbehörde weniger das kurze Stückchen (Nicht-)Einbahnstraße selbst als Problem, als vielmehr den Kreuzungsbereich an der Ecke Hirsch-Apotheke: Die geltende abknickende Vorfahrt von Hebel- auf die Wehrer Straße bedeutet, dass Autos, die auf der Hebelstraße aus Richtung Bahnhof/Bahnübergang geradeaus Richtung Innenstadt fahren wollen, eben keine Vorfahrt haben. Das berge die Gefahr, dass sich der Verkehr von hier aus bis zur nächsten Kreuzung Hebelstraße/Bahnhofstraße und darüber hinaus staut – im Zweifel bis weit in die Bahnhofstraße hinein, beziehungsweise über die Gleise hinweg.

Krisenszenario

Selbst wenn man nicht den „Worst Case“ – Auto auf Gleisen – annimmt: „In jedem Fall entstünde durch den haltebedingten Rückstau eine unübersichtliche und damit unfallgeneigte Verkehrssituation“; mit „Schäden an Körper, Gesundheit, Leben und bedeutenden Sachwerten wäre zu rechnen“.

Keine Durchfahrt

In ihrem Krisenszenario sieht sich die Stadt von einer Stellungnahme des Regierungspräsidiums und des Busunternehmens bestärkt, das unter anderem an dieser Ecke mit Gelenkbussen unterwegs ist. Vergleichsweise kurz fällt die Absage an die Idee aus, die (Nicht-)Durchfahrt unter der Lenkplastik für den Autoverkehr zu öffnen – auf dass Autofahrer von der Hauptstraße aus den Marktplatz-Parkplatz ansteuern können, ohne die kleine Extraschleife an der Uehlin-Baustelle vorbei zu drehen. Das Lichtraumprofil entspreche nicht den für den Durchfahrtsverkehr geforderten 4,50 Metern, erklärt die Stadt. Sprich: Die Durchfahrt ist zu niedrig.

Zu niedrig, zu belebt – und sicher nicht für den Autoverkehr geeignet: die Durchfahrt unter der Lenkplastik am Marktplatz Foto: Anja Bertsch

Weniger Gratisparken

Zudem sei die Fläche zugunsten der Aufenthaltsqualität formal und praktisch längst keine öffentliche Verkehrsfläche mehr, argumentiert die Stadt weiter und verweist auf die dortigen Sitzbänke, die bestens frequentierten Außengastronomien und „rege Fußgängerbewegung“. Eine dritte „Sofortmaßnahme“ könnte der Gemeinderat selbst beschließen – sollte das aber dennoch nicht tun, so die Empfehlung der Verwaltung. Die CDU hatte gefordert, die Gratis-Parkdauer auf dem SBG-Parkplatz (Hebelstraße) von derzeit acht auf maximal drei Stunden zu begrenzen, „um eine höhere Verfügbarkeit für Kunden und Besucher sicherzustellen und Dauerparker zu vermeiden“; im Visier dabei Berufsschüler und Rathausmitarbeiter.

Tatsächlich wurde die Parkdauer auf dem SBG-Parkplatz ja gerade erst verlängert, um die baustellenbeingeschränkten Parkmöglichkeiten insbesondere an der Bismarckstraße auszugleichen. Das will sich die Stadt nicht nehmen lassen und warnt: „Bei einer Verkürzung der Parkdauer ist damit zu rechnen, dass im gesamten Umfeld die Straßen derart zugeparkt werden, dass es zu Verkehrsbehinderungen oder gar -gefährdungen kommen kann.“