Völlig überfüllt: die Straßen in Richtung Süden. Foto: Marian Weyo/ Shutterstock

Schlimmstes Stau-Wochenende steht bevor. Badener zieht es in den Süden, Schwaben in die Region. Wir geben Tipps!

Region - Mit Baden-Württemberg und Bayern starten diese Woche auch die letzten beiden deutschen Bundesländer in die Sommerferien. Damit sind Urlauber aus allen Bundesländern auf den Straßen unterwegs. Der ADAC spricht sogar vom "schlimmsten Stauwochenende" des Jahres.

Wo machen die Menschen im Land Urlaub?

"Die Badener zieht es überwiegend nach Süden", erklärt Carl Heinz Schneider vom ADAC Südbaden in Freiburg und ergänzt: "Gardasee, Lago Maggiore und das Mittelmeer sind gefragte Reiseziele." Weniger weit weg fährt dagegen der Schwabe. Da mit Allgäu, Bodensee und Schwarzwald auch in der Region attraktive Urlaubsziele locken, relaxen viele in Heimatnähe - erst recht bei gutem Wetter. Denn: "Der Württemberger macht extrem gerne Urlaub", weiß Reimund Elbe vom ADAC Württemberg in Stuttgart.

Wann ist die Staugefahr am größten?

Ob nah oder fern: Auf den Straßen ist zu Ferienbeginn auf jeden Fall mit viel Verkehr zu rechnen. Höhepunkt soll am Freitag (27. Juli) sein. "Da kommen sowohl Fern- und Berufsverkehr als auch Urlaubsreisende zusammen", so Reimund Elbe. Hinzu kämen Kurzentschlossene, die wegen des schönen Wetters spontan einen Trip geplant hätten. Erst am Freitagabend gegen 19.30 Uhr entspanne sich erfahrungsgemäß die Lage auf den Straßen. Wer könne, solle für die Fahrt den Abend oder die Nacht nutzen oder am Samstag frühmorgens starten. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass man gut ausgeruht sei, denn "nachts fahren erfordert noch mehr Konzentration."

Auch in Baden werden in Richtung Süden am 27. und 28. Juli sowie am 3. und 4. August besonders viele Staus erwartet. Wem es möglich sei, der solle bis Sonntag warten, ehe er sich ins Auto setzte - laut Carl Heinz Schneider sogar besser noch bis Dienstag oder Mittwoch.

Die Stau-Warnungen des ADAC fürs Wochenende:

Auf welchen Strecken drohen die meisten Staus?

Reisende in Baden-Württemberg sollten laut ADAC mit Behinderungen rechnen auf der A 5 Hattenbacher Dreieck bis Basel, A 6 Mannheim bis Nürnberg, A 81 zwischen Stuttgart und Singen und der A 8 Karlsruhe bis München. Auf der A 99 rund um München wird in beiden Richtungen hohes Verkehrsaufkommen erwartet, außerdem auf der A 95 und auf der A 8 bis Salzburg.

Ähnliches ist auf den Bundesstraßen zu erwarten. Die meisten Probleme drohen laut Reimund Elbe auf der Strecke zwischen Stockach und Lindau sowie auf den Straßen im Allgäu - "eben auf allen Straßen, die in Richtung Süden führen." Die Straßen werden aktuell nicht nur von Baden-Württembergern und Bayern genutzt, sondern auch vermehrt von Verkehrsteilnehmern aus dem nördlicheren Deutschland sowie von Niederländern, die es in den Süden zieht.

Blechlawinen drohen auch im benachbarten Ausland. In Österreich betroffen sind die West-, die Tauern-, die Inntal- und die Brenner-Autobahn. In Italien staut es sich vor allem auf der Brenner-Autobahn, der A 23 zwischen Villach und Udine und der A 4 zwischen Verona und Triest. In der Schweiz betroffen sind die A 1 zwischen St. Gallen und Bern, die A 2 (Gotthard-Route) und die A 13 (San-Bernardino-Route). Den Gotthard-Tunnel passieren laut ADAC Südbaden an Hauptreisetagen bis zu 40.000 Fahrzeuge.

Aufgrund der Grenzkontrollen an den Grenzen zwischen Österreich und Deutschland kann es zusätzlich zu Wartezeiten kommen.

Besser Autobahn oder Nebenstrecken?

Stichwort Wartezeiten: Wenn bei der Reise keine Eile geboten ist, empfiehlt es sich laut Reimund Erbe, auf Nebenstrecken großer Routen umzusteigen: eine Passstrecke zu wählen anstatt eines Tunnels, oder eine Landstraße anstelle einer Autobahn.

Und wenn man auf der Autobahn plötzlich im Stau steht? Wichtig ist es in dem Fall, den Grund zu kennen. "Bei Unfällen oder wenn Gefahrgut ausläuft, kann dies stundenlangen Stillstand bedeuten", weiß Reimund Elbe. Dann solle man nach Möglichkeit die Autobahn verlassen und das Gebiet umfahren. Während der staureichen Zeit hat der ADAC auf den Straßen in Deutschland sogenannte Verkehrsberater im Einsatz, die Autofahrer über den aktuellen Stand informieren. Bei "normaler" Verkehrsüberlastung dagegen solle man besser auf der Autobahn bleiben.

Laut Experten lohnt es sich ausschließlich bei einer Vollsperrung oder wenn es der Verkehrsfunk ausdrücklich empfiehlt, die Autobahn zu verlassen. Die Ausweichstecken, etwa auf Landstraßen mit vielen Ortsdurchfahrten, seien meist ebenso verstopft. Wer dennoch abfährt: Verkehrszeichen mit orangem Pfeil auf weißem Grund geben in der Regel Umleitungsempfehlungen.

Laut dem baden-württembergischen Verkehrsministerium haben Baustellen auf Autobahnen übrigens "keine Sommerferien". "Die langen Sommertage und die günstigen Wetterbedingungen sind für den Straßenbau sehr hilfreich und verkürzen die Bauzeiten", teilte das Ministerium mit. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) appellierte an die Verkehrsteilnehmer, die bestehenden Baustellen bei der Reiseplanung zu berücksichtigen und genügend Zeit für die Anreise einzuplanen.

Was sollte ich vor der Abfahrt tun?

Planen ist auch laut Reimund Elbe das A und O. "Vor jeder Fahrt sollte man sich informieren - auch über die Strafkataloge am Reiseziel." Die Strafen im Ausland seien teilweise erheblich höher als in Deutschland, zum Beispiel bei Geschwindigkeitsüberschreitungen. Zudem werden fehlende Vignetten teurer. Mehr Infos und ein Bußgeldrechner fürs europäische Ausland gibt es auf der Website des ADAC unter diesem Link.

Teurer sind im benachbarten Ausland auch die Spritpreise. In der Schweiz, in Frankreich und in Italien etwa - und das, obwohl die Preise in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren erheblich angezogen haben. Deutlich günstiger ist das Tanken derzeit in Polen (Diesel: 1,15 €, Super: 1,15 €), etwas billiger in Österreich. (Diesel: 1,25 €, Super: 1,30 €). Eine Übersicht über die Spritpreise in Europa gibt es unter diesem Link auf der Website des ADAC.

Nicht zu vergessen bei der Budgetplanung sind außerdem die Autobahn-Vignetten sowie Maut-Gebühren für diverse Straßen. In Österreich etwa werden für die 10-Tages-Vignette aktuell 9 Euro fällig, die Jahres-Vignette kostet 87,30 Euro. Die Jahres-Vignette für die Schweiz kostet aktuell 40 Franken (35,75 Euro).

Auch die österreichische Brenner-Autobahn kostet extra (9,50 Euro), genauso wie der Arlberg-Tunnel (10 Euro) und die Tauern-Autobahn (11,50 Euro). In Italien werden ebenfalls Mautgebühren fällig, diese richten sich nach der gefahrenen Autobahnstrecke.

Um volle Raststätten und Parkplätze zu meiden, plant man am besten entlang der Route geeignete Pausenstationen abseits der Autobahn ein.

Vor der Abreise sollte man außerdem den Wagen checken. Sind die Reifen und Bremsen in Ordnung? Stimmen die Füllstände von Öl, Kühlwasser und Bremsflüssigkeit? Auch Scheibenwischer, Scheinwerfer bei voller Beladung und Reifendruck gehören überprüft.

Wie fährt es sich am besten?

Wer mit gemäßigtem Tempo reist und nicht ständig die Fahrspur wechselt, fährt sicherer. Zu beachten ist auch, dass das Auto sich mit voller Beladung ungewohnt verhält. Schwere Gepäckstücke gehören nach unten und vorne in den Kofferraum.

Auch wenn ein Zeitverlust ärgerlich ist: Autofahrer, die nach überstandenem Stau übertrieben ehrgeizig und hitzig an die Weiterfahrt gehen, leben gefährlich. Hinzu kommt: Kräftiges Bremsen und Beschleunigen kann nach Angaben des Autoclub Europa (ACE) zu sogenannten Phantomstaus führen. Auch die obligatorischen Ruhepausen sollten Autofahrer nicht ausfallen lassen.

Was nimmt man als Verpflegung mit?

Kleine und leicht verdauliche Snacks wie Obst und Müsliriegel halten Autofahrer munter, schwere Kost macht müde. Viel Trinken ist gerade bei sommerlicher Hitze auf langen Fahrten wichtig für die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, am besten Wasser oder dünne Saftschorle. Kaffee oder Energiedrinks sollten ebenso vermieden werden wie eisgekühlte Getränke.

Alle zwei Stunden ist eine kurze Pause fällig, rät der ADAC. Bei größeren Strecken sollte man längere Unterbrechungen einplanen. Experten raten dazu, Pausen zur Bewegung zu nutzen. Durch stundenlanges Sitzen steigt das Thrombose-Risiko an, vor allem für Menschen, die ohnehin gefährdet sind wie Raucher, Übergewichtige oder Frauen, die die Pille einnehmen. Bewegung, etwa gymnastische Übungen an Raststätten, wirkt der Gefahr entgegen.

Wie vermeidet man Langeweile auf langen Fahrten?

Warten im Stau kann nervig sein, und Kindern wird überhaupt auf längeren Fahrten schnell langweilig. Als guter Zeitvertreib während der Fahrt gelten Hörspiele, Bilderbücher oder auch Rate- und Zählspiele, empfiehlt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR). Kuscheltiere und Schmusekissen helfen beim Einschlafen. Ältere Kinder können sich mit portablen Spielkonsolen, DVD-Playern, Smartphone oder Tablet die Zeit vertreiben. Wenn man nichts davon dabei hat: Manchmal kann es auch interessant sein, einfach aus dem Fenster zu schauen und die Umgebung zu beobachten.

Was ist mit dem Rückreiseverkehr?

Ab spätestens Mitte August ist schon wieder mit vermehrtem Rückreiseverkehr zu rechnen, auch wenn dieser sich laut Reimund Elbe "erfahrugnsgemäß besser verteilt".