Sie alle wollen ihr altes Kennzeichen zurück: Vertreter der Städte Schwäbisch Gmünd (GD), Donaueschingen (DS), Hechingen (HCH), Leonberg (LEO), Nürtingen (NT) und Crailsheim (CR) demonstrieren, wie die Autoschilder aussehen würden. Foto: Schütte

Uni-Professor kämpft seit Jahren für Wiedereinführung. Verkehrsminister wartet auf grünes Licht.

Horb/Heilbronn - Seit Jahren kämpft der Heilbronner Professor Ralf Borchert dafür, dass die mit der Landkreisreform 1972 verschwundenen Kfz-Kennzeichen wieder eingeführt werden. Jetzt erhält er Schützenhilfe von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Hermann sieht wie Borchert in Kennzeichen wie "HOR" für Horb oder "HCH" (Hechingen) ein gutes Marketinginstrument. Auch badische Städte wie Donaueschingen (DS) und Stockach (STO) liebäugeln mit der Wiedereinführung.

Glaubt man einer Studie von Borcherts Initiative "Kennzeichenliberalisierung" an der Heilbronner Hochschule, wollen 73 Prozent der Bevölkerung die Nostalgie-Kennzeichen wiederhaben. Das ist das Ergebnis einer Befragung von über 30 000 Personen in 144 deutschen Städten, die die Initiative 2010 und 2011 unter der Leitung des Studiendekans für Tourismusmanagement durchgeführt hat.

Unserer Zeitung sagte Hermann: "Wenn eine Kommune ein eigenes Kennzeichnen unbedingt wünscht, werden wir vom Ministerium da nicht auf die Bremse treten." Ob die Kreise wieder die alten Kennzeichen bekommen können, ist politisch indes noch nicht entschieden.

Im vergangenen Monat beschäftigte sich die Konferenz der Landes-Verkehrsminister mit dem Thema. Dort wurde Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) aufgefordert, dazu eine gesetzliche Regelung zu erlassen.

Hintergrund, so Hartmut Trümner, Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums: "Auf Bundesebene kann es sonst zu Überschneidungen von aktuell benutzten und historischen Kennzeichen kommen. Deshalb ist es Sache der Bundesregierung zu entscheiden, wie diese Überschneidung zu handhaben ist."

Parallel dazu haben sich Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann und der Landkreistag mit der Einführung der alten Kennzeichen beschäftigt. Die Mehrheit der Landkreise lehnte das ab. Argument unter anderem: "Der Verwaltungsaufwand ist zu hoch." Der Ostalbkreis sprach sich für die alten Kennzeichen aus, weil Schwäbisch Gmünd diese wieder einführen möchte.

Verkehrsminister Hermann zeigt sich dafür offen: "Wenn es eine Gesetzesvorlage des Bundes gibt, werde ich alle Beteiligten nochmal an einen Tisch bringen." Hermann stimmt mit Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold überein, dass die alten Kennzeichen ein gutes Marketinginstrument sind. "Wir können uns grundsätzlich eine Regelung wie die mit den Wunschkennzeichen vorstellen", sagt Hermann und greift damit die Idee Arnolds auf.

Jeder Bewohner könnte dann – gegen eine Extra-Gebühr – zum Beispiel in Horb (Kreis Freudenstadt) das "HOR" beantragen. Die derzeitige Extra-Gebühr für ein Wunschkennzeichen, das zum Beispiel die Initialen oder das Geburtsdatum des Fahrzeugbesitzers enthält, beträgt im Landkreis Freudenstadt derzeit 12,80 Euro.

Ralf Borchert kommt am Freitag nach Horb, um auf dem Marktplatz ein "Stimmungsbild" der Einwohner einzufangen. Borchert erklärt: "Wir empfehlen den Kommunen die Wiedereinführung der alten Kennzeichen. Wenn die Bewohner vor Ort das mittragen, ist das ein authentisches Symbol und hilft, die Marke Horb als Marketinginstrument einzusetzen. Und diese Werbung ist auch noch kostenlos."