Immer mehr Schneider-Mitarbeiter kommen mit den Rad zur Arbeit – der Weg ist aber nicht ganz ungefährlich. Foto: Dold

Die Große Kreisstadt Schramberg hat ihre Teilnahme an einem Online-Petitionsprogramm gestartet – und schon läuft die erste Petition: Es geht um Verkehr, genauer einen Radweg nach St. Georgen.

Schramberg-Tennenbronn - Gestartet wurde die Petition, die auf der städtischen Internetseite unter "Bürgerbeteiligung" einsehbar ist, von Martina Schneider, Marketing- und Presseverantwortliche bei der Schneider Schreibgeräte GmbH.

Als Einleitung schreibt sie: "Wir wünschen uns einen Fahrradweg von Schramberg nach St. Georgen, insbesondere für die Stecke nach dem Tennenbronner Ortsausgang ab Richtung St. Georgen bis nach St. Georgen. Viele unserer Mitarbeiter kommen aus Tennenbronn und Umgebung und fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit. Wir sind der Meinung – das muss unterstützt werden!"

Damit einher geht die Bitte an Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sowie den zuständigen Fachbereich, den Radweg in das Mobilitätskonzept zur Radverkehrsförderung aufzunehmen. "Ein Radweg wird das Fahrradfahren fördern und auch den Menschen, denen die Gefahr auf der L  175 zu groß ist, das Fahren ermöglichen, um nicht zum Auto, sondern zum Fahrrad zu greifen. Schützen Sie die Bürger der Stadt Schramberg und die Umwelt."

Kurvige Strecke

Die kurvige Strecke von Tennenbronn bis zum Stammhaus des Unternehmens weiter bis nach St. Georgen, begründet Schneider, sei an vielen Stellen unübersichtlich. Durch einen Radweg werde es nicht mehr zu gefährlichen Überholmanövern von Autofahrern kommen, die nicht genügend Geduld für die Fahrradfahrer aufbringen. "In der Rolle als größter Arbeitgeber in Tennenbronn fühlen wir uns verpflichtet uns um die Sicherheit der Bürger Tennenbronns, und somit einen Großteil unserer Belegschaft, zu kümmern und diese sicherzustellen."

Viele Rad-Kilometer

Das Unternehmen habe sich 2012 entschlossen, den Radverkehr zu fördern und unterstütze seither durch Leasingangebote Mitarbeiter, die vom Auto aufs Fahrrad "umsatteln", so Schneider. Daneben prämiere die Firma zusätzlich zurückgelegte Kilometer zur Arbeit. "2017 und 2018 wurden dadurch 13 340 Fahrten zurückgelegt, diese Zahl steigt seither kontinuierlich an." Doch immer im Hinterkopf sei die Gefahr, "die sich auf der L 175 birgt". Bei allen Vorteilen des Fahrradfahrens für Umwelt oder die eigenen Fitness dürfe "die Gesundheit unserer Mitarbeiter nicht gefährdet werden", stellt Schneider klar.

Im Hinblick auf das Thema Umweltschutz setze sich Schneider, wo es möglich ist, für die Mobilitätswende ein. Auch dabei habe sich das Fahrradkonzept bewiesen, denn "der ÖPNV ist in der ländlichen Gegend schlecht ausgebaut und ist somit keine Alternative zum Auto". Die 13 340 Fahrten ergäben eine Strecke von 138 000 Kilometern, die innerhalb von zwei Jahren statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden. "Nicht zuletzt gibt die Regierung mit Klimazielen und anderen Projekten vor, die Natur zu schützen, auch durch das Umstellen von Verbrennermotor auf E-Mobilität und die beste Variante – das Fahrradfahren", so Schneider.

"Einige schwere Unfälle"

Die Mobilitätskampagne koste Geld und bedeute einen erheblichen administrativen Mehraufwand und nicht zuletzt habe es leider auch schon einige, teils schwere Unfälle gegeben, die zu längeren Ausfällen unserer Mitarbeiter geführt hätten. "Durch einen sicheren Radweg können wir nicht nur die Fahrradfahrer schützen, sondern noch mehr Menschen die Angst vor dem Fahrradfahren nehmen und sie dazu motivieren. Wir sind überzeugt: Sichere Radwege tun der Umwelt etwas Gutes, entlasten die Straßen und fördern die eigene Gesundheit und Fitness. Außerdem integriert man automatisch einen sportlichen Ausgleich in den Arbeitsalltag", heißt es von Schneider abschließend.

Bislang hat die Petition (Stand Dienstagnachmittag) 631 Unterstützer gefunden, davon 376 aus Schramberg. Von Letzteren braucht es 430, um das nötige Quorum (siehe Info) zu erreichen. Dafür verbleiben noch 35 Tage.

Info: Petitions-Programm

Der Gemeinderat hat auf Antrag der ÖDP im Herbst 2021 die Teilnahme an dem Beteiligungs-Instrument "Open Petition" beschlossen. Bürger könnten dort in Form einer Petition Probleme und Forderungen benennen. Das Besondere: Wird die Petition von einer bestimmten Zahl Personen (in Schramberg beträgt dieses Quorum 430 Personen) per digitaler Unterschrift unterstützt, ist die teilnehmende Kommune dazu verpflichtet, das Thema in die Tagesordnung des betreffenden Ausschusses zu nehmen.

Die Teilnahme, hieß es seinerzeit, sei für die Stadt kostenfrei. Träger sei eine gemeinnützige GmbH. Die Seriosität, sei geprüft worden. Wenn eine Petition unklar oder falsch adressiert sei oder auf Unwahrheiten beruhe, werde sie nicht freigeschaltet, so die Stadt. Dennoch äußerten in der Folge einige Räte ihre Bedenken, dass statt ernsten Themen eher Unsinn vorgebracht würde.