Die B 294 in Höfen ist seit einigen Tagen frei. Foto: Krokauer

Noch rund eineinhalb Woche ist wegen des Baus des Kreisverkehrs in Höfen die Landesstraße 343 nach Langenbrand dicht. Die vielen Sperrungen in den vergangenen Jahren sorgen in Schömberg für großen Unmut.

Schömberg - In der jüngsten Sitzung des Technik- und Umweltausschusses von Schömberg hat CDU-Fraktionschef Joachim Zillinger die Koordination bei den Vollsperrungen in den vergangenen Jahren meist über die Sommermonate heftig kritisiert. Jede Verbesserung bei der Verkehrssicherheit und Sanierungen seien zu begrüßen, sagte Zillinger vorneweg. Die in den vergangenen Jahren immer wiederkehrenden Komplettsperrungen und großen Umleitungen meist über die Sommermonate seien aber meist nicht unbedingt gut koordiniert und auch nicht im Zeitfenster bleibend. "Schömberg mit seiner topografischen Lage wurde besonders belastet und betroffen", klagte Zillinger. "Wenn ich es richtig gezählt habe, waren dies fünf Umleitungen in vier Jahren, bedingt durch die Sperrung auf den Bundesstraßen im Tal links und rechts von uns", rechnete der CDU-Fraktionschef vor: "2022 war dies besonders prekär, waren doch beide Bundesstraßen talseits im Enz- und Nagoldtal über mehrere Monate gleichzeitig gesperrt und der gesamte Verkehr inklusive Schwer- und Pendlerverkehr lief durch unseren Ort", klagte Zillinger.

Pendler werden belastet

"Natürlich spielt die Verkehrssicherheit eine entscheidende Rolle. Trotzdem hat man den Eindruck, dass die Obrigkeit immer weniger Kompromisse anstrebt", so Zillingers Vorwurf. So gebe es bei Einschränkungen eine Vollsperrung und sonst nichts. Es würden keine großen Teil-Absperrungen mehr eingerichtet: "Berufspendler werden genötigt, auch sehr große Umleitungen in Kauf zu nehmen. Gigaliner fahren nachts durch Kurorte und stören die Ruhe und verpesten die Luft."

Damit nicht genug: "Lärmbelästigungen werden situativ gelöst und nicht mehr nach allgemein verbindlichen Regeln", schäumte Zillinger. Als Beispiel nannte er, dass in Igelsloch Tempo 30 gelte, in der Schwarzwaldstraße in Schömberg aber weiter Tempo 40. Im Übrigen würden die Landesstraßen durch die begrenzte Fahrbahnbreite gerade an den Rändern viel schneller abgenutzt und auseinanderbrechen. Als Beispiel nannte er die Landesstraße zwischen Igelsloch und Schömberg.

Geringe Alternativen

Zillingers Blick in die Zukunft ist eher düster. "Pragmatische Interimslösungen sind nicht opportun", klagte er, da sie viel Kompromissbereitschaft verlangten. Der Schwerverkehr habe nur geringe Alternativen, um von A nach B zu kommen. Der Holzeinschlag auf den Waldstraßen werde wegen des Klimawandels eher noch zunehmen. Zudem werde es innerorts zusätzliche Straßensanierungen wegen der E-Mobilität und der maroden Kanalsysteme geben. Aufgrund der schnelleren Abnutzung müssten verstärkt Überlandstraßen saniert werden.

Und dann ging Zillinger auf die wegen des Baus des Kreisverkehrs in Höfen noch andauernde Sperrung der Landesstraße nach Langenbrand ein. Die Aufhebung der Sperrung verzögere sich "wegen Bagatellen" noch um ein bis zwei Wochen. Dann fragte Zillinger: "Sind die arbeitenden Pendler von Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben die Looser all dieser Maßnahmen und Logistik- und Schwerverkehrstransporte ebenfalls?" Auch um den Tourismus sorgte er sich: "Wissen wir, wie unsere Gäste, die zu uns in den Sommermonaten kommen, das aufnehmen?"

Mehr Flexibilität gefordert

Zillinger meinte, dass über all diese Fragen dringend geredet werden müsse. Er forderte eine bessere und kreisübergreifende Koordination der Verkehrs- und Umleitungsflüsse. Dazu sei eine konzertierte Aktion zwischen dem Regierungspräsidium, der Verkehrsrechtsbehörde und den Rathäusern notwendig. Bei den rechtlichen Vorgaben verlangte er mehr Flexibilität: "Es kann nicht sein, dass bei uns jedes Jahr die Hauptverkehrsadern von Schömberg für Umleitungen von Bundesstraßen gleichzeitig inklusive Schwerlastverkehr herhalten müssen, die zudem noch an Kurhaus und Kurpark vorbeiführen." Es müssten auch ureigene Schömberger Interessen durchgesetzt werden.

Tempo gefordert

Die Sperrung von Höfen nach Schömberg sprach in der Ausschusssitzung auch Gemeinderat Helmut Schray (UWV) an. Es werde Zeit, dass die Ausfahrt Richtung Schömberg geöffnet werde, sagte er.

Bürgermeister Matthias Leyn ergänzte, dass auch das Rathaus gegenüber dem Landratsamt Calw deutlich gemacht habe, dass man mit der derzeitigen Situation nicht einverstanden sei. Er sei erstaunt, wie wenig noch zu tun sei. Leyn machte klar, dass es jetzt zügig weitergehen müsse.

Janina Dinkelaker, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, teilte dazu auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass in der Liebenzeller Straße in Höfen (L343) noch gepflastert, asphaltiert, geschnitten und bituminös vergossen werden müsse. Außerdem müsse eine Mauer hergestellt und der Oberboden auf künftigen Grünflächen eingebaut werden. "Die Baufirma ist mit Tatkraft dabei, alle Arbeiten im Bereich der Landesstraße abzuschließen", schrieb Dinkelaker per E-Mail. Für die abschließenden Arbeiten müsse die Straße noch für rund eineinhalb Wochen gesperrt werden: "Ziel ist auch hier eine schnellstmögliche Verkehrsfreigabe der L343."

Dinkelaker nahm auch zu Zillingers Vorwurf Stellung, wonach Lärmbelästigungen nur noch situativ und nicht mehr nach allgemein verbindlichen Regeln gelöst würden. Als Beispiel nannte Zillinger, dass in Igelsloch Tempo 30, in der Schwarzwaldstraße in Schömberg dagegen Tempo 40 gelte. Die Pressesprecherin des Landratsamtes sagte dazu, dass es bei einer Umleitung für Tempo 30 kreisweit gültige Kennzahlen gebe. "So wird Tempo 30 nur dann angeordnet, wenn sich die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke (DTV) während der Sperrung mindestens verdoppelt. Dies ist in Richtung Igelsloch/Siehdichfür der Fall, in der Schwarzwaldstraße beziehungsweise Lindenstraße jedoch nicht", schrieb sie.

Ferienzeit ist verkehrsärmer

Zu Zillingers Vorwurf der mangelhaften Koordination teilte Dinkelaker mit, dass der Landkreis Calw seit Jahren das Ziel verfolge, die Infrastruktur zukunftsfähig zu halten und auszubauen. Dazu gehörten auch gut befahrbare Straßen. Wer sicher und schnell von A nach B kommen wolle, müsse jedoch von Zeit zu Zeit auch Sperrungen und Umleitungen in Kauf nehmen, damit saniert oder die Verkehrssicherheit gewährleistet werden könne, so Dinkelaker. "Wir sind darum bemüht, größere Maßnahmen mit Vollsperrungen in die verkehrsärmere Ferienzeit zu legen, um die Einschränkungen – zum Beispiel für Pendlerinnen und Pendler – möglichst gering zu halten", schrieb Dinkelaker. Unterschiedliche Maßnahmen würden zudem zeitlich abgestimmt, auch über die Kreisgrenze hinweg, versicherte sie. Wenn kurzfristige Arbeiten notwendig seien, wie zum Beispiel wegen der Gewährleistung der Verkehrssicherheit, müssten sie jedoch direkt umgesetzt werden, so Dinkelaker abschließend.

Info

Kreisverkehr

Die Landesstraße 343 von Höfen nach Schömberg ist wegen des Baus des Kreisverkehrs in Höfen derzeit dicht. Die Sperrung soll nach Auskunft des Landratsamtes Calw in etwa eineinhalb Wochen jedoch aufgehoben werden. Dagegen ist die B 294 in Höfen bereits seit einigen Tagen frei befahrbar. Sie war über die Sommerferien gesperrt.