Ein großer "Schilderwald" weist in Aichhalden darauf hin, wer die Gemeindeverbindungsstraße nutzen darf und wer nicht. In Hinterlehengericht fallen die Hinweise etwas dezenter aus. Ignoriert werden sie hier wie dort von vielen. Foto: Wegner

Nach "jedem Strohhalm" greift der Ortschaftsrat, um vor allem den Überlandverkehr von der Gemeindeverbindungsstraße nach Aichhalden runterzubekommen. Die zündende Idee war bei der Sitzung am Montag aber nicht dabei. Kann ein Planungsbüro weiterhelfen?

Schiltach-Hinterlehengericht - Seit Langem sorgt die Strecke durchs "Aichhalder Loch", für Diskussionen. Die Anwohner beschweren sich über zu viel Verkehr und zu hohe Geschwindigkeiten, mit denen viele auf dem meist schmalen Sträßchen unterwegs sind. Immer wieder "verirren" sich auch große Lastwagen auf der für 2,5 Tonnen beschränkten Straße und fahren sich fest – zuletzt vor knapp vier Wochen. Viele Echtzeit-Navis zeigen die Strecke als schnellere Alternative zur Bundesstraße an.

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2016, 2017, 2018 und jetzt im Frühjahr hatte es dort Verkehrsschauen gegeben – mit dem Ergebnis: Die Rechtslage gibt eine Geschwindigkeitsbegrenzung nicht her. Die sei, so erklärte Ortsvorsteher Thomas Kipp in der Sitzung am Montag, auch dann nicht möglich, wenn der Status als Gemeindeverbindungsstraße aufgehoben werde. Dann könne die Straße allerdings auf "Anlieger frei" begrenzt werden. Andererseits verlören die Stadt Schiltach und vor allem die Gemeinde Aichhalden, auf deren Gemarkung der weit größere Teil der Strecke verläuft, dann auch die jährlichen Zuschüsse vom Land. Aichhaldens Bürgermeister Michael Lehrer habe ihm in einem Gespräch bereits signalisiert, dass er einer Änderung des Straßen-Status kritisch gegenüberstehe, so Kipp. "Es gibt an der Einfahrt ins ›Aichhalder Loch‹ bereits einen ganzen Schilderwald, der tagtäglich von vielen ignoriert wird", erläuterte der Ortsvorsteher – es sei also fraglich, ob das bei einem "Anlieger frei"-Schild anders sei.

"Aus den Navis raus"

Martin Schuler sah die Aufhebung des Status als einzige Möglichkeit, den Verkehr zu reduzieren. "Dann kommt die Strecke aus den Navis raus" und der überregionale Verkehr bliebe weg. Allerdings, stellte Kipp klar, dürften auch die Pendler von der Höhe ins Tal und andersrum, um die es eigentlich nicht gehe, das "Aichhalder Loch" nicht mehr nutzen. Kay Bauer sah die Umstufung der Straße als "letztes Mittel" an. Er fürchtete, dass "wir das Problem dadurch nur auf andere Strecken verlagern".

Matthias Balkau, der an der Straße wohnt, berichtete, dass bei einer Verkehrszählung 1000 Autos an einem Tag erfasst worden seien. "Und das war im Winter und nicht in der Ferienzeit" – derzeit sei deutlich mehr los auf der Strecke. Darunter Autos mit Wohnwagen hinten dran und Sprinter mit ausländischem Kennzeichen.

"Was wäre möglich, plakativ zu installieren, um den ein oder anderen von der Durchfahrt abzuhalten?", regte der Ortsvorsteher zu weiteren Überlegungen an – etwa Höhenbegrenzungsbalken, ein Blinklicht oder ein großes Plakat, auf dem alle Verbotsschilder groß abgedruckt sind. "Das ist alles nur der Griff nach dem Strohhalm und ich weiß auch nicht, was davon verkehrsrechtlich überhaupt zulässig ist – aber wir sollten einfach mal weiterkommen", sagte Kipp.

Kein vorschnelles Handeln

Die Höhenbegrenzung sah Michael Pflüger kritisch: "Sie mus wegen Räum- und Müllfahrzeugen sicherlich so hoch sein, dass sie keinen Sprinter abhält." Balkau befürchtete, dass ein plakatives Banner ebenfalls nur die Lastwagen abhalten könne. Hans Schuler regte an, Lastwagenfahrer bereits an der Bundesstraße in Sulgen darauf hinzuweisen, dass das "Aichhalder Loch" für diese gesperrt ist. Wenn sie mal in Aichhalden stünden, sei das oftmals zu spät.

Pflüger riet davon ab, den Status vorschnell aufzugeben – "wenn’s dann nichts bringt, ist das Rückgängigmachen wahrscheinlich schwierig". Kay Bauer regte an – auch in Zusammenarbeit mit Aichhalden –, ein Planungsbüro ins Boot zu holen, "das sich die Situation anschaut und sagt, ob und was möglich ist". Diese Idee traf auf breite Zustimmung im Ortschaftsrat. Deshalb will er jetzt bei der Stadt Schiltach einen Antrag stellen, Mittel dafür bereitzustellen, ein Büro zu zu beauftragen.