Ein Bus in Fahrt. In Bälde sollen neue Verstärkerbusse den Verkehr in Rottweil unterstützen. Foto: Ginter

Dicht an dicht eingepfercht im Bus stehen – das ist für viele Schüler Alltag. Besonders brisant wird die Problematik in Pandemie-Zeiten. Doch in Rottweil soll es nun schon bald wieder etwas Abhilfe geben.

Rottweil - Es ist ein Thema, dass die Gemüter erhitzt – die Rede ist von Bussen, die viel zu spät kommen oder Schüler überhaupt nicht erst mitnehmen. Sylvia Kiefer ist eine Mutter von zwei Schulkindern, die sich im vergangenen Schuljahr dafür eingesetzt hat, dass sogenannte Verstärkerbusse fahren. Doch in diesem Schuljahr gibt es von ihnen keine Spur mehr.

Ein Rückblick: Im vergangenen Jahr gab es immer wieder Eltern, die sich wegen überfüllter Busse an Kiefer als Elternbeiratsvorsitzende der Realschule Rottweil wandten. Das sei zwar schon vorher ein Problem gewesen, "aber durch Corona ist es bei vielen richtig aufgepoppt". Kiefer initiierte darauf eine Fragebogenaktion an der Realschule und den drei Gymnasien in Rottweil. "Ich habe dann ausgewertet, welche Buslinien besonders von der Überfüllung betroffen waren und wie viele Kinder schon einmal stehengelassen worden sind", erzählt sie.

Die Ergebnisse gab Kiefer an das Landratsamt und das zuständige Busunternehmen, die Stadtbus Rottweil GmbH, weiter. Mit Erfolg: Das Landratsamt ging der Bitte nach und genehmigte für einige Linien Verstärkerbusse, die dann das restliche Schuljahr in und rund um Rottweil unterwegs waren.

Pünktlich zum Schulstart ist es vorbei

Dann kamen die großen Ferien – und pünktlich zum Schulstart war es mit den zusätzlichen Bussen vorbei. Ende September hakte Kiefer abermals bei Stadtbus nach. Die Antwort: Das Landratsamt habe die Verstärkerbusse nicht weiter genehmigt, sondern die Busunternehmen dazu angehalten, eine Zählung durchzuführen, damit ermittelt werden könne, ob weiterhin Bedarf besteht. "Leider wurde an zwei Tagen gezählt, an denen schönes Wetter war und viele mit dem Fahrrad zur Schule gefahren sind", moniert Kiefer. Das Resultat: Die Verstärkerbusse wurden abgelehnt. Für Kiefer ein Unding: "Die Realität sieht anders aus. Jeden Tag werden Schüler stehen gelassen, da die Busse überfüllt sind."

Wichtig ist es Kiefer, zu betonen, dass sie mit den Busunternehmen eine gute und kooperative Zusammenarbeit erlebt hat: Aber: Wenn das Landratsamt die zusätzlichen Busse nicht bewillige, könnten auch die Busunternehmen nichts ausrichten. Weitere Kritikpunkte ihrerseits: Die Buszeiten passten nicht zu den Unterrichtszeiten. "Es sind keine Schulbusse, wenn sich die Fahrtzeiten nach den Abfahrtzeiten am Bahnhof richten", meint Kiefer.

Fehlende Fahrer und Fahrzeuge

Jörg Schürmann, Geschäftsführer der Stadtbus Rottweil, erklärt, dass die Lage nicht so einfach sei, denn nicht das Geld sei das Problem – auf die Förderungen vom Land könne man zurückgreifen –, sondern vielmehr fehlende Busse und Fahrer. Ohne sie seien keine Verstärkerbusse möglich. Auch finanziell müssten sich die Fahrten lohnen. Die Kalkulation sei kompliziert, sagt Schürmann.

Im vergangenen Schuljahr sei das noch einfacher gewesen, denn in Rottweil sei man gegenüber vom Reisebusunternehmen Hauser angesiedelt – und die Firma Hauser habe damals Reiseverbot gehabt. Sprich: Stadtbus konnte auf Busse des Reisebusunternehmens zurückgreifen. Das hatte für alle Beteiligten Vorteile: "Die Fahrer konnten fahren und die Leute mussten nicht in Kurzarbeit", erklärt Schürmann und fügt hinzu: "Hauser war unser Glück."

Momentan brauche die Firma Hauser ihre Busse jedoch wieder für eigene Zwecke. Im Moment werde geprüft, wie viele gestellt werden können. Vermutlich werde man auch mit Subunternehmen zusammenarbeiten. Ab dem 17. Januar sollen voraussichtlich zusätzliche Busse fahren, kündigt Schürmann an. In den nächsten Tagen will man kalkulieren, wie oft das der Fall sein kann.

"Es geht nicht darum, Profit zu machen", betont er. "Auch wir wollen das hinbekommen und möchten, das alles funktioniert. Nur wenn man weder Fahrzeuge noch Fahrer hat, wird es schwierig."

Prozedere erfordert Zeit

Auch die Personenzählung sei nicht ganz unkompliziert. Die Busbelegung variiere von Wochentag zu Wochentag. So könne es sein, dass ein Bus am Dienstag relativ leer, am Mittwoch recht voll ist. Und einen halb leeren Bus anzumelden, bringe natürlich nichts. "Im Winter sind die Busse voller", sagt Schürmann zudem. Aber eine einmal angeleierte Zählung könne auch nicht so einfach abgesagt werden, denn auch hier sei eine gewisse Vorbereitung vonnöten. "Daher kann man nicht einfach sagen, man lässt die Zählung dann sein. Man kann auch nicht jeden Tag zu den Fahrern sagen: Jetzt zählst du mal", erklärt er seinen Standpunkt. "Der Fahrer kann natürlich zählen, aber er muss auch fahren."

Die Voraussetzungen für Verstärkerbusse: Es müssten 100 Prozent der Sitz- und 40 Prozent der Stehplätze belegt sein, erläutert Schürmann. Erst dann könne man einen entsprechenden Antrag einreichen. Aber auch intern habe man nun Zählungen durchgeführt – und sei so zu dem Schluss gekommen, dass Verstärkerbusse nun doch nötig seien. "Gerade in den Wintermonaten kann man gut herausfiltern, welche Linien verstärkt werden können", erklärt er.

Viele Baustellen

Bezüglich der Verspätungen, die immer wieder vorkommen, klagt Schürmann über Baustellen: "Es gibt dadurch Verspätungen, die man nicht mehr herausbekommt. Wir lassen dann lieber Vor- und Nachsicht gelten." Die Buszeiten könnten sich zudem nicht nur nach den Schülern richten – es sei denn, es handle sich um reine Schulbusse. "Der Bus muss ja irgendwo losgeschickt werden", erklärt Schürmann.

"Zuversichtlich" sei er, dass die Verstärkerbusse schon bald wieder in Rottweil eingesetzt werden, betont Schürmann: "Die Zusammenarbeit zwischen Busunternehmen und Landratsamt funktioniert wirklich gut."