Weniger Autos, mehr Attraktivität: Auch die Umgestaltung des Friedrichsplatzes steht auf der Agenda. Foto: Otto

"Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen."  Parkleitsystem kommt. Vorfahrt für Radfahrer.

Rottweil - Es ist eine Vision, der man sich in Rottweil mit kleinen Schritten nähert: Die Autofahrer werden mit einem "dynamischen Parkleitsystem" von der Bundesstraße weg direkt zu den drei großen Parkschwerpunkten Nord (Parkhaus am Kriegsdamm), Süd (noch zu bauendes neues Parkhaus) und Berner Feld (Testturm) geleitet, der Parksuchverkehr in der Innenstadt wird minimiert, der Friedrichsplatz vom Verkehr entlastet und umgebaut, für die Radfahrer gibt es neue, attraktive Wege und zunehmend Vorfahrt. Klingt gut.

"Nicht der große Wurf"

Allerdings: Vielen Stadträten sind die Schritte bis dahin zu klein, wie sich am Mittwoch bei der Sitzung des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses zeigte. Ein Jahr ist ins Land gegangen, seit das Thema ausführlich diskutiert wurde. Die nun vom externen Büro "Ingenieur Gesellschaft Verkehr" (IGV) und der Verwaltung vorgestellten Schritte waren "nicht der große Wurf", den sich zum Beispiel die Grünen erhofft hatten.

Immerhin: Erste konkrete Schritte sollen nun endlich umgesetzt werden. Bürgermeister Christian Ruf warb um Verständnis, dass man nun loslegen müsse, obwohl noch nicht alle Bausteine stehen. "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen", fasste er die Komplexität des Themas in Worte. Das neue dynamische Parkleitsystem hängt am neuen Parkhaus, der Radwegeausbau und das Thema Friedrichsplatz an den übrigen Verkehrsströmen, und aktuelle Zahlen konnten wegen der Corona-Ausnahmesituation nicht wie geplant erhoben werden.

Die Menschen im Blick

Rudolf Mager, der künftig die Aufgaben von Fachbereichsleiter Lothar Huber übernehmen wird, zeigte weitere Zusammenhänge auf. So würden die Autofahrer mit der Einführung des neuen Tarifkonzepts im Zuge des Parkleitsystems versuchen, in den Seitenstraßen kostengünstigere Parkplätze zu nutzen. Dem müsse man mit der Ausweisung weiterer Anwohnerparkflächen entgegenwirken. Außerdem werde derzeit eine Verlagerung des Busknotenpunkts am Friedrichsplatz zum Nägelesgraben geprüft, daran hängen wiederum die Fahrpläne. Ziel sei es, Platz für die Menschen in der Stadt zu schaffen, ihnen einen Mehrwert zu bieten.

Als besonders knifflig erweist sich die Ausweisung von neuen Radfahrstrecken durch die Stadt. Und die sind dringend nötig. "Momentan kann man keinen Radfahrer guten Gewissens über den Friedrichsplatz schicken", verdeutlicht Peter Sautter von der IGV. Geplant ist nun als ein Schritt die Ausweisung der Körnerstraße zur Fahrradstraße. Radfahrer haben dann Vorfahrt, dürfen nebeneinander fahren, nur Anliegerautos sind zugelassen. Knackpunkte wie die Überquerung der Heerstraße sind noch ungelöst. Auch der östliche Teil der Heerstraße soll für Radler attraktiv gestaltet werden.

Etwas weiter ist man beim Parkleitsystem, das die jeweiligen freien Plätze an den Parkschwerpunkten zeigen wird. Die Beschilderung zu den kleinen Parkmöglichkeiten wie am Kapuziner, an der Duttenhofer-Anlage oder im Stadtgraben fällt komplett weg. Hier sollen nur noch Ortskundige parken.

Noch ein weiter Weg

Während das Parkleitsystem als "konsequent" (Günter Posselt, CDU) und gelungen bezeichnet wurde, gab es auch einige Kritik. "Es kam seit dem letzten Mal nichts Neues hinzu", zeigte sich Karl Häring (FWV) enttäuscht. Die Grünen hätten sich laut Ingeborg Gekle-Maier eine deutlichere Verdrängung des Autoverkehrs aus der Innenstadt gewünscht. Das Radwegekonzept sei Stückwerk. Es sei "nicht viel Greifbares", so ihre Kollegin Ira Hugger.

"Es ist noch ein weiter Weg, aber wir müssen jetzt mal anfangen", meinte Jürgen Mehl (SPD+FFR). Die Hoffnung von FWV-Stadtrat Peter Schellenberg, dass der Friedrichsplatz womöglich schon ab 2021 umgebaut werden könnte, musste der IGV-Fachmann trüben: Angesichts der nötigen Planungen und Fördergelder-Anträge werde das wohl nichts. Das Parkleitsystem soll bis 2022 umgesetzt werden.

Konkret wurden dann doch per einstimmigem Beschluss Gelder für das Parkleitsystem (280.000 Euro) und Fahrradstraßen (240.000 Euro) freigegeben. Nächste Woche muss noch der Gemeinderat abstimmen. In kleinen Schritten geht es weiter voran.