Die beiden Parkplätze in der Bahnhofstraße, kurz vor der Blauenstraße, gefährden den Verkehr, sagen die Gemeinderäte. So wollte es die Stadt, sagt das Landratsamt.
Der Schock sitze ihr immer noch tief in den Knochen. Als in der Gemeinderatssitzung die Sprache auf die beiden Parkplätze in der Bahnhofstraße kurz vor der Abzweigung Blauenstraße kommt, meldete sich die CDU-Fraktionssprecherin Ulrike Lerner energisch zu Wort, um ihrer Empörung Luft zu machen. Es sei mittlerweile sicher jedem bekannt, so Lerner, dass sie an genau dieser Kreuzung einen „richtig schweren Unfall“ hatte. Dieser ist fast vier Wochen her, erzählt sie später auf Nachfrage.
Am Abend des 3. September, berichtet die Bürgermeister-Stellvertreterin, sei sie gegen 18 Uhr mit ihrem Wagen auf der Kanderner Bahnhofstraße Richtung Riedlingen unterwegs gewesen. Kurz nach der Sparkasse (links) führt eine Abzweigung nach rechts in die Blauenstraße, in die Lerner abbiegen wollte. Wegen einer Baustelle gab es dort eine provisorische Ampel. Sie zeigte rot, Lerner hielt. Als die Anlage auf grün schaltete, fuhr sie los. Ein ungeduldiger Fahrradfahrer hatte das Warnsignal ignoriert, war auf den Gehweg ausgewichen und geradeaus gefahren – und landete direkt vor Lerners Auto. „Der Mann könnte tot sein!“, zeigte sich Lerner ihren Ratskollegen gegenüber betroffen und erleichtert zugleich.
Einen Riesenschreck habe sie bekommen. Zum Glück, erzählt sie, sei der Mann unverletzt geblieben, das Fahrrad habe einen Totalschaden. Im Gemeinderat forderte sie: „Wir sollten wirklich dafür sorgen, dass diese zwei Parkplätze verschwinden. Da muss ein Halteverbot hin!“ Ihr Unfall sei nicht der einzige, der dort passiert sei. Auch ohne Baustelle verstellten dort geparkte Autos den Blick, diese Unübersichtlichkeit habe dazu geführt, dass dort sogar schon Kinder angefahren wurden. „Was müssen wir tun, damit die Parkplätze wegkommen – einen Antrag stellen?“, schloss Lerner fragend ihren Appell an ihre Ratskollegen.
„Beinahe-Unfälle“ und „hochriskantes Verhalten“
Bürgermeister-Stellvertreterin und SPD-Fraktionssprecherin Gabriele Weber bestätigte: „Jeder von uns hat dort schon Beinahe-Unfälle erlebt.“ Oft schon habe sie dort „hochriskantes Verhalten“ beobachtet. Lerner gab sie recht, dort seien viele Kinder unterwegs. Ihre Forderung: „Wenn wir jetzt nicht energischer werden, ist es eine gewisse Fahrlässigkeit“. Sie rief auf zu „mehr Entschlossenheit in dieser Sache“. Bürgermeisterin Penner stimmte ihr zu: „Diese beiden Parkplätze müssen weg.“ Diese Forderung sei bereits im Rahmen der Verkehrsschau formuliert worden.
Das Landratsamt ist zuständig
Auch Weber zeigte sich ob des Verfahrens unschlüssig und fragte das Gremium: „Auf welchem Weg sollen wir auf das Landratsamt zugehen, damit sich hier endlich was ändert?“
Tatsächlich ist es so, dass das Landratsamt die für die Anordnung von verkehrsregelnden Maßnahmen zuständige Verkehrsbehörde ist. Auch dort ist das Thema nicht neu. Von dort heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung: Das Thema sei erstmals in der Verkehrsschau 2021 aufgetaucht und werde seither immer wieder thematisiert, „zuletzt im Juli 2025.“
Bürgermeisterin Simone Penner verwies auf die Vorgeschichte: Die Parkplätze hingen damit zusammen, dass dort ein Geschäft sei, dessen Anliegen es sei, dass am besten direkt vor der Tür geparkt werden könne. Die Geschäftstreibenden seien an die Verwaltung herangetreten, um gemeinsam mit dem Landratsamt eine Lösung zu finden. Die „Lösung des Problems ist nicht optimal“, so Penner. Sie könne es nur zum 100. Mal wiederholen, betonte die Bürgermeisterin „Wir sind dran an diesem Thema.“
„Die Stadt Kandern wünschte die Parkplätze“
Das Landratsamts antwortet auf die Frage, warum es der Forderung der Kanderner Gemeinderäte, dort, wo die Parkplätze sind, ein Halteverbot einzurichten, nicht Rechnung trägt, folgendermaßen: Früher hätten Kunden der Metzgerei Dosenbach – in der Bahnhofstraße Nummer 4 und damit nur vier Häuser von der Kreuzung entfernt – häufig direkt vor dem Geschäft auf dem Gehweg geparkt und dadurch „teils sehr lange Rückstaus auf der Bahnhofstraße“ verursacht.
„Um dies zu verhindern, wünschte die Stadt Kandern statt eines Halteverbots Parkplätze.“ Und weiter: „Die daraufhin eingerichteten Parkplätze befinden sich außerhalb des gemäß der Straßenverkehrsordnung frei zuhaltenden Bereichs um die Einmündung herum und erfüllen somit die gesetzlichen Vorgaben.“ Laut Landratsamt würden die vorgeschriebenen Sichtbeziehungen eingehalten. Laut der Verkehrsbehörde liegt der Ball bei der Stadt Kandern: „Sobald die Stadt Kandern ein Parkraumkonzept vorlegt, kann das Landratsamt dies prüfen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen.“