Unzufrieden sind laut Befragung die Bürger mit dem öffentlichen Personennahverkehr in der Kurstadt. Foto: tx-foto.com

Wie ist es um die Mobilität in Bad Dürrheim bestellt? Dieser Frage wird derzeit ausführlich nachgegangen. Jetzt sind auch die Bürgerinnen und Bürger gefragt, sich einzubringen.

Wie ist der Sachstand beim Mobilitätskonzept für Bad Dürrheim? Darüber gaben jetzt im Technischen Ausschuss des Gemeinderats Vertreter des beauftragten Büros Brenner Plan Auskunft.

 

Die Stadt will ein ganzheitliches Mobilitätskonzept entwickeln. Dieses soll den zukünftigen Handlungsrahmen bilden und strategisch ausgerichtet sein. Dabei sollen alle Verkehrsmittel einbezogen werden, alle Stadtteile und alle Bürgerinnen und Bürger, die sich einbringen möchten.

Die Bevölkerung hatte dazu bereits im Rahmen einer Haushaltsbefragung die Gelegenheit. Der Rücklauf der 4000 verschickten Fragebögen mutet zunächst bescheiden an. Er betrug rund 20 Prozent – aber das ist nach Auskunft von Malte Novak vom Planungsbüro Brenner ein guter Wert im Vergleich zu anderen Befragungen dieser Art. Sogenannte Wegetagebücher wurden von den meisten der Teilnehmer der Befragung ausgefüllt.

Eines der Ergebnisse: Viele sind mit dem ÖPNV-Angebot unzufrieden. Was das Parken in der Innenstadt angeht, herrscht hingegen überwiegend Zufriedenheit und noch besser sieht es beim Rad-, Fußgänger- und Autoverkehr aus. Das Auto wird als wichtigstes Verkehrsmittel angegeben. Rund die Hälfte der Befragten gibt zudem an, dass das Fahrrad für sie eine gesteigerte Bedeutung hat. Es gibt einen großen Zuspruch dafür, dass die Aufenthaltsqualität an manchen Stellen verbessert werden soll und auch eine Verbesserung der Fuß- und Radinfrastruktur wird überwiegend für sinnvoll gehalten.

Bislang ging es vor allem um die Bestandsanalyse. Als nächstes soll nun das Maßnahmenkonzept für das Parkraummanagement, den Rad- und Fußverkehr und den ÖPNV erstellt werden. Damit will man im ersten Quartal 2026 fertig sein.

Möglichst eine gute Mischung

Auch eine Bürgerbeteiligung in Form einer „Werkstatt“ ist geplant. Sie soll am Mittwoch, 9. Juli, ab 18 Uhr im Haus des Bürgers im Siedersaal stattfinden. Hier will man Erfahrungen und Ideen sammeln und gemeinsam Lösungen entwickeln. Die bisherigen Beteiligungsformate sollen dafür als Grundlage dienen. Es soll in kleineren Gruppen zu ausgewählten Themenfeldern gearbeitet werden. Hierfür wünscht man sich eine möglichst durchmischte Zusammensetzung. Etwa 30 Bürgerinnen und Bürger sollen mitmachen. Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann erläuterte in diesem Zusammenhang, dass man sich „möglichst gute Ideen aus allen Altersgruppen“ wünsche.

Sie freute sich insgesamt über die gute Resonanz im Technischen Ausschuss zu den vorgestellten Ergebnissen. Die Frage, ob es denn eine Bürgerbeteiligung in dieser Form wirklich brauche, beantwortete sie so: Eine Bürgerwerkstatt sei nicht nur durchaus sinnvoll, sondern auch eine zwingende Voraussetzung für die Projektförderung.

Die Bestandsanalyse

Straßennetz
Mit Blick auf das Straßennetz ist laut der Erhebung des Planungsbüros zusammenzufassen: Mangels Schienenanschluss bleibt der Kfz-Verkehr mindestens mittelfristig wichtig für regionale Verbindungen und auch innerorts in der Kernstadt und den Ortsteilen ist der motorisierte Individualverkehr zentral. Als Defizite machten die Planer den Knotenpunkt Friedrichstraße, Schulstraße und Karlstraße aus. Außerdem wurde festgestellt, dass der verkehrsberuhigte Bereich Luisen- und Friedrichstraße verbesserungswürdig wäre.

Parken
Beim ruhenden Verkehr wurde unter anderem bemängelt, dass es keine einheitlichen Regeln zum Parken gibt und dass Parkstandsmarkierungen und ein Parkleitsystem fehlten.

Radverkehr
Was den Radverkehr anbetrifft, fehlt eine Radinfrastruktur im Gewerbegebiet. Häufig – zum Beispiel im Grünring – nutzen Radfahrer und Fußgänger die selben Wege und an anderen Stellen mischt sich der Rad- mit dem Kfz-Verkehr auf den Straßen.

Fußgänger
Mit Blick auf die Fußgänger wird kritisiert, dass es an Barrierefreiheit hapert, dass verkehrsberuhigte Bereiche oft nicht als solche erkennbar sind, dass es zum Beispiel Unebenheiten durch Baumwurzelschlag gibt, dass die Haupteinkaufsmöglichkeiten im Gewerbegebiet nicht fußläufig erreichbar und die Fußwege zwischen den Stadtteilen weit sind.

Öffentlicher Personennahverkehr
Der ÖPNV verfügt über viele Busverbindungen, hat aber keine Anbindung ans Schienennetz, außerhalb der Schulzeiten ein reduziertes Angebot und eine Lücke zwischen Kliniken, Solemar und Kurpark. Die Haltestellen sind großteils nicht mit Sitzmöglichkeiten und Wetterschutz ausgestattet und die Bushaltestellen sind weitgehend nicht barrierefrei.