Früh morgens zur ersten Stunde in der Schule sein? Für manche Jugendliche, die den ÖPNV im Südkreis nutzen, kann das eine Herausforderung sein. Foto: Reichart

Im Süden des Schwarzwald-Baar-Kreises hakt es nach wie vor gewaltig – die Probleme für viele Schüler, mit dem ÖPNV rechtzeitig zu Schulbeginn zur Schule zu kommen, dauern an.

„Leider ist das Brett mit den Zugausfällen noch nicht durchgebohrt“, so die Elternbeiratsvorsitzende Ramona Vogelbacher vom Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen, die seit Monaten „an vielen Fronten aktiv“ ist. Das Problem ist für viele Familien gewaltig: Wegen häufiger Zugausfälle bleiben Schüler, beispielsweise aus dem Wutachtal oder Döggingen, oft auf der Strecke. Die Folge: Eltern müssen Busfahrer spielen.

 

Immer wieder wurde Kritik am Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises laut. Ungehört bleibt das dort offenbar nicht: „Die Nahverkehrsabteilung des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis tauscht sich mit dem Gesamtelternbeirat GEB Donaueschingen schon seit vielen Jahren zu Fragen und Verbesserungsansätzen bei der Schülerbeförderung aus“, sagt die Pressesprecherin des Landratsamtes im Gespräch mit unserer Redaktion.

Was bislang geschah

Um Diskussionen „zu versachlichen“, sei mit dem GEB vereinbart worden, dass auftretende Probleme schriftlich erfasst und mit Datum, Uhrzeit, betroffene Linie/Verbindung und Art des Problems – etwa Verspätung oder Ausfall – dokumentiert werden. Nur so könne den Ursachen für die Probleme nachgegangen werden.

Ende November 2022 erhielt das Landratsamt eine erste Aufstellung. „Hierbei handelte es sich nicht um eine ’lange Liste’, sondern um weniger als zehn Beschwerden in einem Zeitraum von knapp zwei Monaten“, betont man im Landratsamt und weist damit die Kritik von sich, auf ein wirklich viele betreffendes Problem nicht in gebotener Weise reagiert zu haben.

Sie habe dem GEB am 8. Dezember 2022 Informationen zu den Beschwerden gegeben. Dabei sei auch über Verbesserungen in der Schülerbeförderung informiert worden, die vom GEB schon längere Zeit gefordert wurden und zum Fahrplanwechsel im vergangenen Jahr nun auch realisiert worden seien.

Mit Schreiben vom 22. Februar 2023 habe der GEB dem Landratsamt eine weitere Aufstellung zukommen lassen, in der ausschließlich Ausfälle und Verspätungen einer Zugverbindung von Neustadt nach Donaueschingen zur ersten Schulstunde, aufgelistet waren. Beim Landkreis habe man „umgehend mit der Suche nach den Ursachen und Hintergründen für diese gehäuften Ausfälle begonnen“, betont man im Amt. Und noch eines ist der Behörde wichtig: „In den allermeisten Fällen“ würden die Verbindungen im Bereich Schülerbeförderung problemlos funktionieren.

Die Ursache der Probleme

Mit der Umsetzung des Nahverkehrsplans sei zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 mit der Inbetriebnahme der Breisgau-S-Bahn die Ausrichtung der Busverkehre auf den neuen Umsteigeknoten in Döggingen erfolgt. Dies wurde flankiert durch den entsprechenden Auf- und Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur am Bahnhof Döggingen durch die Stadt Bräunlingen. „Seither bestehen in Döggingen Umsteigemöglichkeiten sowohl aus Richtung Bräunlingen als auch aus Richtung Mundelfingen und dem Wutachtal auf die Breisgau-S-Bahn in Richtung Villingen oder in Richtung Freiburg.“

Seit dieser Zeit gebe es auch eine Zugverbindung von Neustadt über Löffingen, Döggingen und Hüfingen nach Donaueschingen. Diese sollte ursprünglich von einem Ringzug-Fahrzeug erbracht werden und stelle nun eine isolierte Verbindung ausschließlich für Zwecke der Schülerbeförderung dar.

„Auf diese Verbindung ist auch die Buslinie Bonndorf – Wutach (Ewattingen) – Mundelfingen – Döggingen ausgerichtet“ – durch die Sanierung des Dögginger Tunnels hätten die Ringzug-Fahrzeuge aus technischen Gründen aber keine Zulassung mehr, um den Tunnel durchfahren zu können. Der Kern des Problems könnte demnach also gar nicht im hiesigen Landkreis, sondern sogar auf Landesebene liegen.

Diese Maßnahmen werden nun ergriffen

Auch die Elternbeiratsvorsitzende Ramona Vogelbacher wandte sich zwischenzeitlich an andere Stellen – der Landtagsabgeordnete Guido Wolf „hat sich der Sache persönlich angenommen“, erklärt sie. Zudem habe sie mit dem Bundestagsabgeordneten Michael Theurer darüber sprechen können – „er ist Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr“, und über diese Kanäle und von der zuständigen Dezernentin beim Landratsamt tieferen Einblick in den Sachverhalt gewonnen.

Aus dem Landratsamt ist zu hören, dass man auch regional nicht untätig sei, im Gegenteil: „In intensiven Gesprächen und Verhandlungen mit dem Land Baden-Württemberg“, das für den Schienenverkehr zuständig ist, sei erreicht worden, „dass diese Verbindung durch ein Fahrzeug der Breisgau-S-Bahn erbracht wurde“ – allerdings fehlte dieses Fahrzeug damit an anderer Stelle.

„Abgesehen von den bekannten Startschwierigkeiten der Breisgau-S-Bahn“, so die Kreisverwaltung, sei diese Verbindung seit dem Frühjahr 2020 „sehr stabil und zuverlässig“. Aufgrund von Kapazitätsproblemen in der morgendlichen Verkehrsspitze hat das Land zusammen mit der DB zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 beschlossen, das Fahrzeug an anderer Stelle einzusetzen. Seit dieser – „in der Sache nachvollziehbaren“ – Maßnahme, komme es nun „leider zu den zu Recht monierten häufigen Zugausfällen“. Und diese wiederum tangieren den Schülerverkehr im Südkreis.

Man stehe zur Lösung in engem Austausch mit dem Land. Die vom GEB angeregte direkte Busverbindung aus dem Bereich Wutachtal nach Donaueschingen sei kein gangbarer Weg, da die Zugverbindung auch Schüler aus dem Bereich Breisgau-Hochschwarzwald nutzten.

Diesen Vorschlag macht das Landratsamt

„Stundenlang am Gleis“ stünden die Schüler bei einem Ausfall im übrigen nicht. Die reguläre Abfahrtszeit des „Schülerzuges“ ist um 7.26 Uhr in Döggingen. „Bereits um 7.59 Uhr fährt dort der regulär im Takt fahrende nächste Zug ab“ und der als Schienenersatzverkehr eingesetzte Bus komme tatsächlich erst kurz vor 8 Uhr am Busbahnhof Donaueschingen an, bemerkt die Kreisverwaltung.

Deren Lösungsvorschlag für viele Schüler, deren erste Stunde am Donaueschinger Gymnasium beispielsweise bereits um 7.55 Uhr beginnt: „Es ist allerdings im Falle eines Ausfalls des Zuges auch möglich, den früheren Zug zu nehmen, der um 6.52 Uhr in Döggingen abfährt.“