Hier fahren noch Autos, wenige Meter weiter Richtung Ortsmitte ist kein Durchkommen mehr: Hochwasser in Bisingen am 2. Mai 2024 Foto: Gern

In dieser Woche jährt sich das verheerende Hochwasser, das Bisingen am 2. Mai 2024 traf, zum ersten Mal. Unsere Redaktion blickt auf das Unwetter zurück.

Es war ein Donnerstag, der 2. Mai 2024. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für den Zollernalbkreis eine Vorabinformation Unwetter vor schwerem Gewitter herausgegeben, wieder einmal. Typisch für das Frühjahr, in regelmäßigen Abständen wurde und wird zu dieser Jahreszeit gewarnt.

 
Weg entlang des Klingenbachs in Steinhofen damals Foto: Kauffmann
Weg entlang des Klingenbachs in Steinhofen heute Foto: Kauffmann

Was dann jedoch folgte, war nicht abzusehen: In einer Stunde fallen pro Quadratmeter geschätzt etwa 60 bis 70 Liter Regen, teils ist von mehr die Rede. Der Himmel: grau-schwarz. In den Häusern gehen die Lichter an. Der Regen prasselt. Die Pegel steigen, Bäche treten über die Ufer, Wassermassen bahnen sich ihren Weg – ein Hochwasser, ein Jahrhundertereignis.

Blick Richtung Rathaus während des Hochwassers damals Foto: Gern
Blick auf das Rathaus heute Foto: Gern

Auf dem DWD-Radar ist es um 16:25 Uhr zu sehen. Eine Gewitterzelle, violett eingefärbt. „Die erwartete Wetterentwicklung ist extrem gefährlich“, heißt es dazu laut DWD-Farbskala. „Bereiten Sie sich auf außergewöhnliche Maßnahmen vor.“

Unwetter trifft Bisingen und Ortsteile

Sirenen heulen. Die Ortsmitte Bisingens steht unter Wasser, Zimmern, Thanheim, Steinhofen – kein Durchkommen. Gebiete sind durch das Wasser abgeschnitten, die Menschen dort erst einmal auf sich gestellt. Die Einsatzkräfte tun, was immer sie können.

Kreisbrandmeister Sven Röger berichtet, dass gegen 21:15 Uhr etwa 250 Mitglieder von Feuerwehr, DRK, THW, DLRG aus dem Zollernalbkreis sowie Überlandhilfe aus Reutlingen und Mengen im Einsatz sind. Taucher sind einsatzbereit, Schlauchboote sind zu sehen, ein Polizeihubschrauber fliegt.

Blick auf die Ortsdurchfahrt auf Höhe der Hohenzollernhalle damals Foto: Kauffmann
Blick auf die Ortsdurchfahrt auf Höhe der Hohenzollernhalle heute Foto: Gern

Wie durch ein Wunder kommt niemand ums Leben. Bürgermeister Roman Waizenegger erklärt bei einer Pressekonferenz am nächsten Tag: „Man kann sich auf viel vorbereiten, aber nicht auf alles.“ Er verspricht, Lehren aus dem verheerenden Unwetter zu ziehen.

Landrat Günther-Martin Pauli betont im Bisinger Feuerwehrhaus: „Gegen solch ein Ereignis kann man sich nicht wappnen.“ Er kritisiert Katastrophentouristen, Gaffer, die in den Ort hineingefahren sind, erinnert an die Eigenverantwortung der Menschen.

DWD-Experte: Verlagerung der Gewitterzellen war langsam

Eine genaue Messung des Niederschlags am Boden über offizielle Stationen des Wetterdiensts wird später nicht vorliegen, in Bisingen ist keine Station verfügbar. DWD-Experte Andreas Pfaffenzeller sagt unserer Redaktion jedoch zu den Gründen: „Die Verlagerung der Gewitterzellen war langsam.“ Die Zugrichtung lag von Südost nach Nordwest.

Dadurch verteilte „sich eine große Niederschlagsmenge auf eine recht kleine Fläche“. An das Unwetter, das folgte, werden sich viele jahrzehntelang erinnern; es war eines, wie es Bisingen hoffentlich nie mehr erleben muss.

Unsere Artikel und Bildergalerien zum Unwetter in Bisingen finden Sie auf unserer Themenseite im Internet unter www.schwabo.de/p6n.