Im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung in Freiburg wertet die Polizei knapp fünfeinhalb Monate nach der Tat weiter Spuren und Hinweise aus. Foto: dpa

Justiz sucht nach knapp fünfeinhalb Monaten Termine für Prozesse. Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.

Freiburg - Knapp fünfeinhalb Monate nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg sucht die Justiz Termine für Prozesse. Die Polizei ist unterdessen noch immer mit dem Fall beschäftigt.

Im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung in Freiburg wertet die Polizei knapp fünfeinhalb Monate nach der Tat weiter Spuren und Hinweise aus. Die im vergangenen Oktober gegründete Ermittlungsgruppe "Club" bleibe unverändert bestehen und arbeite an der weiteren Aufklärung des Falls, sagte eine Sprecherin der Polizei in Freiburg der Deutschen Presse-Agentur. Zudem seien Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) im Labor am Auswerten von Spuren. Es handele sich um ein umfangreiches und komplexes Ermittlungsverfahren. Ziel sei es, für die anstehenden Gerichtsprozesse Beweise zu sichern. Hierfür seien die Ermittler auch weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

Mitte Oktober war den Ermittlern zufolge eine 18-Jährige nachts in Freiburg nach einem Discobesuch in einem Gebüsch vor der Diskothek von mehreren Männern vergewaltigt worden. Nach der Tat hat die Polizei zehn Verdächtige festgenommen - acht Syrer im Alter von 18 Jahren bis 29 Jahren, ein 18 Jahre alter Algerier und ein 25-jähriger Deutscher ohne Migrationshintergrund. Alle sind in Untersuchungshaft.

Als Gründe für die noch laufenden Ermittlungen nannte die Sprecherin die vergleichsweise vielen Verdächtigen sowie die Vielzahl von Spuren und Hinweisen. "Wir versuchen, weiter Licht ins Dunkel zu bringen." Dies sei nicht einfach. Es gebe viele Spuren und Hinweise, die ausgewertet werden müssten. Dies brauche Zeit.

Einen möglichen elften, unbekannten, Verdächtigen sucht die Polizei seit Anfang Januar mit einem Phantombild, bislang jedoch ohne Erfolg. Von dem Mann gebe es keine konkrete Spur, sagte die Sprecherin. Es werde weiter nach ihm gesucht. Hinweise auf mögliche weitere Täter gebe es derzeit nicht.

Gegen die zehn Festgenommenen hat die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Freiburg Mitte Februar und Anfang März Anklagen erhoben. Diese werden derzeit von der zuständigen Jugendkammer des Gerichts geprüft, sagte ein Gerichtssprecher. Die dort geplanten Prozesse seien noch nicht terminiert. Den Männern werde unter anderem Vergewaltigung, gemeinsamer Drogenhandel und unterlassene Hilfeleistung zur Last gelegt (Az.: 6 KLs 181 Js 1138/19 AK 2/19 und 6 KLs 181 Js 35640/18 AK 3/19).

Hauptbeschuldigter in dem Fall ist den Ermittlern zufolge ein 22 Jahre alter Mann aus Syrien. Er soll die 18-Jährige vergewaltigt und andere Männer zum Vergewaltigen animiert haben. Der jungen Frau war laut Polizei in der Diskothek etwas ins Getränk gemischt worden. Sie habe sich daher in einem wehr- und willenlosen Zustand befunden.

Ermittler standen in dem Fall in der Kritik. Der Grund: Gegen den 22-Jährigen bestand wegen anderer Verbrechen bereits vor der Tat ein Haftbefehl, verhaftet wurde der Mann damals aber nicht. Neben der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung wird ihm vorgeworfen, gemeinsam mit zwei weiteren ebenfalls angeklagten Männern, bereits im September 2017 in seiner Wohnung eine 19-Jährige vergewaltigt haben.

Einen Prozess zu diesem Fall hat es laut Gericht bislang nicht gegeben. Auch diese Tat sei daher nun Teil der Anklage und soll vor der Jugendkammer des Freiburger Landgerichts verhandelt werden.

Die Tat ereignete sich in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 2018. Festgenommen wurden die ersten acht Männer im Zeitraum vom 20. bis zum 25. Oktober 2018. Der neunte Verdächtige wurde am 29. November, gegen 19.00 Uhr, festgenommen, der zehnte Verdächtige am 19. Dezember, gegen 12.15 Uhr.