Überall auf der Welt verbergen Seen einstige Dörfer, die im Wasser versunken sind. Vor allem die steinernen Kirchen mit ihren Glockentürmen sind so hoch und massiv, dass sie an die früheren Bewohner erinnern. Wir stellen einige dieser geheimnisvollen „Lost Places“ vor.
Frühere Gefängnisse, verfallene Schulen, halb verschüttete Krematorien, verwaiste Schwimmbäder, baufällige Hotels: Orte, die einst belebt waren. Orte, die längst verloren, verlassen, verschwunden, verwünscht, vergessen sind. Orte, die heute ein beliebtes Ausflugsziel für Hobby-Fotografen und soziale Netzwerker sind. Orte voller Geschichte und Geschichten. Orte, perfekt für außergewöhnliche Fotos. Das sind . . . Lost Places.
Lost Places - zum Beispiel Berich: Versunken im Edersee
Das Dorf Berich versank 1914 in den Fluten des Ederstausees im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg und ist heute ein Lost Place. Die 200 Bewohner mussten ihr Zuhause verlassen und wurden an anderer Stelle angesiedelt. Bei lang anhaltender Trockenheit in besonders heißen Sommern sinkt der Wasserstand des Sees so stark, dass die versunkenen Ruinen des so genannten Edersee-Atlantis wieder zu sehen sind. Über die 1898 erbaute Aseler Brücke kann man trockenen Fußes die Überreste des Dorfes betreten.
Wenn Orte im Wasser verschwinden
Berich ist nur einer von vielen Orten, die wegen des Baus von Stauseen oder Naturkatastrophen überflutet wurden und verschwanden. In unserer Bildergalerie stellen wir einige dieser versunkenen Orte vor.
Kaljasin: 150 Kilometer nördlich von Moskau befindet sich der 140 Kilometer lange und fünf Kilometer breite Uglitscher Stausee an der Wolga. 1940 versank der Ort Kaljasin in seinen Fluten. Von der 1801 erbauten Nikolaikirche ragt nur noch der Glockenturm aus dem Wasser.
Petrolandia: Einst gab es eine kleine Gemeinde nahe des Flusses São Francisco im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco. Doch dann wurde Mitte des 20. Jahrhunderts der Luiz Gonzaga-Damm gebaut und der 160-Einwohner-Ort geflutet. Nur noch die Kirche ragt aus dem schlammigen Wasser heraus.
Atlantis: Sagenumwobene Mutter aller untergegangenen Städte
Das mythische Inselreich soll dem antiken griechischen Philosophen Platon (428/427-348/347 v. Chr.) zufolge um 9600 v. Chr. infolge einer Naturkatastrophe untergegangen sein. Platon beschreibt die Insel Atlantis in seinen um 360 v. Chr. verfassten Dialogen „Timaios“ und „Kritias“.
Atlantis war laut Platon eine Seemacht, die ausgehend von ihrer „jenseits der Säulen des Herakles“ gelegenen Hauptinsel große Teile Europas und Afrikas unterworfen hat. Nach einem gescheiterten Angriff auf Athen sei Atlantis schließlich infolge einer Naturkatastrophe innerhalb „eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht“ untergegangen.
Die Hauptinsel lag außerhalb der „Säulen des Herakles“ im „Atlantìs thálassa“, wie schon der antike griechische Geschichtsschreiber und Geograf Herodot (490/480 v. Chr. – um 430/420 v. Chr.) den Atlantik nennt. Als Säulen des Herakles bezeichnete man im Altertum zwei Felsenberge, welche die Straße von Gibraltar umrahmen: den Felsen von Gibraltar im Süden der Iberischen Halbinsel und den Berg Dschebel Musa (auch Jbel Musa geschrieben) in Marokko, westlich der spanischen Exklave Ceuta.
Info: Lost Places und Urban Exploring
Urban Exploration
Urban Exploration, Urban Exploring oder kurz Urbexing, Urbex nennt sich die alternative Form der Stadterkundung nach verschwundenen, geheimnisvollen Stätten. Die Fans dieses relativ neuen Genres der Ruinen-Fotografie nennen sich selbst Urbexer.
Lost Places
„Wir wollen als Fotografen den Verfall in Kunst transferieren. Wollen die Schönheit des Vergehenden herausarbeiten“, beschreibt einer der Lost-Places-Fahnder sein Hobby, das er mit Menschen auf der ganzen Welt teilt. „Urbexer“ wollen den morbiden Charme verfallener Gebäude auf Fotos und Videos festhalten.
Die Bilder werden auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder X etwa unter dem Hashtag #lostplaces gepostet. Auf den Fotos bröckelt oft der Putz von den Wänden, dicker Staub wölbt sich auf den Treppenstufen, Fenster sind eingeschlagen. Es sieht aus wie in Gruselfilmen oder Mystery-Serien.
Lost Places in und um Stuttgarts
Auf den Webseiten der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“ finden Sie unter dem Suchbegriff „Lost Place“ viele spannende und informative Artikel und Hinweise aus der Redaktion zu „Lost Places“ in und um Stuttgart.
Rechtliche Aspekte
Neben der spannenden Suche nach verlorene Orten darf man die rechtliche Seite nicht vergessen. Viele der brachen Gelände gehören privaten Eigentümern und das Betreten ist ohne deren Zustimmung nicht erlaubt.