Auf der Halbmarathon-, Marathon- und 50-Kilometer-Strecke fühlt Verena Cerna sich wohl. Bald startet sie bei der Aktiven-Weltmeisterschaft. Ihre Wurzeln hat sie in St. Georgen.
Verena Cerna ist die Frau für die langen Strecken: Egal ob Halbmarathon, Marathon oder die 50 Kilometer – die 44-Jährige, die für den SSV Ulm 1846 an den Start geht, ist über die großen Distanzen top. Und das, obwohl ihre läuferische Karriere erst recht spät, nämlich mit 30 Jahren, anfing.
Während ihrer Kindheit und Jugend habe sie nie Leichtathletik betrieben, erklärt Cerna, die in Peterzell aufwuchs und in St. Georgen das Gymnasium besuchte. Hier kenne man sie besser unter ihrem Mädchennamen Kohnle.
Denn in der Bergstadt wohnt sie längst nicht mehr: Zum Studium ging es zunächst nach Konstanz, mittlerweile lebt, arbeitet und läuft sie – nach diversen Stationen – in Ulm, wo sie eine Professur für Physik an der Technischen Hochschule hat.
Da ihre Eltern hier leben, komme sie aber durchaus öfter in ihre alte Heimat, sagt Cerna – und auch am Schwarzwald-Marathon in Bräunlingen habe sie schon teilgenommen.
Zum Einstieg gleich ein Halbmarathon
Das Laufen habe sie für sich entdeckt, während sie in Lausanne in der Schweiz ihre Doktorarbeit schrieb. „Eigentlich gibt es zwei coole Disziplinen“, meint sie mit Blick auf das sportliche Laufen, „die 100 Meter und den Marathon.“ Und da die kurzen Distanzen nicht ihr Ding seien, habe sie die langen Strecken für sich entdeckt.
Eher aus Spaß habe sie sich für einen Halbmarathon angemeldet – und sei direkt eine gute Zeit gelaufen. Im nächsten Jahr startete sie wieder – diesmal mit mehr Training und einem ambitionierten Ziel.
Ihr Talent zeigt sich schnell
„Was ich gut kann, ist lange und schnell laufen“, sagt Cerna. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich da ein Talent dafür habe.“ So folgten weitere Rennen mit starken Platzierungen – und über einen Trainer, der sie ansprach, schließlich der Schritt in den Leistungssport.
Zwar sei sie keine Profisportlerin – „aber es ist auch mehr als ein Hobby“, meint Cerna. „Ich richte mein Leben schon auf das Laufen aus.“ Sie steht früh auf, um ihren Tag mit einem Lauf zu beginnen. An der Hochschule arbeitet sie in Vollzeit, hat zudem einen neunjährigen Sohn – dennoch gehört eine zweite Trainingseinheit später am Tag für sie fest dazu. „Ja, ich bin schon ganz gut ausgelastet“, meint sie lachend.
Weltmeisterschafts-Norm knackt sie auf Anhieb
Halbmarathon und Marathon läuft Cerna schon länger, nun hat sie auch die 50 Kilometer für sich entdeckt. Und war damit gleich überaus erfolgreich: Im Februar knackte sie bei den deutschen Ultramarathon-Meisterschaften auf Anhieb die Norm für die Weltmeisterschaft. In 3:23,01 Stunden absolvierte Cerna die Distanz – damit lieferte sie nicht nur die viertschnellste Zeit einer deutschen Frau bis dato ab, sondern blieb auch deutlich unter der Norm von drei Stunden und 27 Minuten.
„Das war super und hat mich richtig gefreut“, blickt Cerna zurück. Nun freue sie sich darauf, Deutschland bei der Weltmeisterschaft der Aktiven am 7. Dezember in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi vertreten zu können.
Die letzten fünf Kilometer waren hart
Dass sie die Norm über die 50 Kilometer auf Anhieb schaffen würde, überraschte Cerna nicht sonderlich. „Ich war mir im Vorfeld ziemlich sicher, dass ich es schaffen kann.“ Viel mehr überrascht habe sie, wie hart die letzten fünf Kilometer gewesen seien. „Man hat mir das im Voraus gesagt. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so sehr stimmt“, sagt Cerna. „Das war wirklich ein Leiden. Wäre ich da gestolpert, hätte ich nicht mehr aufstehen können.“ Spaß habe es trotzdem gemacht, erinnert sie sich.
Besondere Bedingungen beim Wettkampf in Indien
Nun bereitet Cerna sich explizit auf die Bedingungen bei in Neu-Delhi vor. „Im Dezember kann die Luftfeuchtigkeit dort sehr hoch sein“ – und auch warm. „Ins Trainingslager fliegen kann ich nicht“, meint sie – und nutzt daher zum Beispiel Läufe im Fitnessstudio, um warme Bedingungen zu simulieren. „Außerdem habe ich viele Einheiten in der Dämmerung geplant“, berichtet Cerna. Denn der Wettkampf in Neu-Delhi werde früh morgens losgehen, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist.
Durch all das hofft die Professorin mit dem langen Atem auf eine gute Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften – und einen erfolgreichen Wettkampf im Dezember.