Ob Finanzkrise, Corona-Pandemie oder Ukraine-Krieg: Die Welt taumelt seit rund 15 Jahren von einer Krise in die andere. Das hat Auswirkungen auf Wirtschaft und Finanzen bis hin zu den regionalen Banken.
Offensichtlich hat man inzwischen gelernt, mit Krisen fertig zu werden. So hat die Vereinigte Volksbanken eG 2022 vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklung „ein erfreulich zufriedenstellendes Ergebnis erzielt“, wie Wolfgang Klotz bei der Jahrespressekonferenz in Böblingen sagte.
Wenn der Vorstandsvorsitzende der Bank allerdings auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) schaut, schwillt ihm der Kamm. Klotz, ein Mann der klaren Worte, sprach von einer „gesteuerten Geldvernichtung“. Schon seit zwei Jahren hätten vor allem Genossenschaftsbanken und Sparkassen vor der allzu lockeren Geldpolitik der EZB gewarnt – letztlich vergebens. Allzu lange habe die Zentralbank die Zügel schleifen lassen und dadurch ein Inflationspotenzial aufgebaut. Es sei zwar richtig, die Zinsen zu erhöhen, die Art und Weise sei aber falsch. Klotz kurz und bündig: „Wir sind stinkig.“
Die EZB-Politik wirkt sich nämlich ganz unmittelbar auf die Bankkunden aus. „Die Menschen merken das und schränken ihre Konsumausgaben ein“, so der Volksbank-Chef. Zu spüren bekam sein Haus das beispielsweise durch einen deutlichen Rückgang bei den privaten Baufinanzierung gegen Ende des vergangenen Jahres.
Auch im Anlageverhalten zeigten sich Auswirkungen: Trotz schlechterer Realverzinsung sei es zu einem „Comeback“ verzinslicher Bankanlagen mit vereinbarter Laufzeit gekommen, so Vorstandsmitglied Anette Rehorsch-Hartmann. Das weise darauf hin, dass die Kunden angesichts volatiler Finanzmärkte nach Sicherheit suchten. Aus dem gleichen Grund ist das Bausparen wieder gefragt.
Vorsichtig bei Investitionen
So ist das Provisionsgeschäft, auf 36,8 (2021: 38) Millionen Euro zurückgegangen. „Damit sind wir im Krisenjahr zufrieden“, sagte Vorstandsmitglied Jörg Niethammer. Kunden seien bei Neuinvestitionen vorsichtig geworden.
Insgesamt können sich die Zahlen der Vereinigten Volksbanken eG sehen lassen. Laut Rehorsch-Hartmann stieg die Bilanzsumme gegenüber 2021 um 4,1 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, das Einlagenvolumen um fünf Prozent auf knapp vier Milliarden Euro, das Kreditgeschäft um 9,4 Prozent auf nahezu 3,9 Milliarden Euro. Rehorsch-Hartmann wies darauf hin, dass „die Einlagen unserer Kunden fast vollständig in Kredite investiert werden“. Man sehe sich deshalb als Motor für den Wirtschaftskreislauf in der Region.
Zum Erfolg der Bank im vergangenen Jahr haben vor allem die Niederlassungen beigetragen, die sich in die Regionen Calw/Weil der Stadt/Sindelfingen, Böblingen/Schönbuch und Reutlingen aufgliedern. Und nicht nur die Niederlassungen werden gestärkt, die Bank engagiert sich in hohem Maße auch im Crowdfunding, so Klotz, um in der Region Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Zu den geförderten Projekten zählt das „Alte Feuerwehrhaus Stammheim“. In dem Calwer Stadtteil entsteht auf ehrenamtlicher Basis ein inklusives Café.
Hohes Wachstum
Die drei Niederlassungen Calw, Sindelfingen und Weil der Stadt, geleitet von Regionalvorstand Michael Rapp, haben ein erfreulich hohes Wachstum bei den Krediten verzeichnet. Ein starkes Ergebnis haben diese Niederlassungen im Wertpapiergeschäft verzeichnet, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Thomas Krätschmer sagte.
Der Zinsanstieg hatte in der Bilanz durchaus positive Auswirkungen. Dadurch ist der Zinsüberschuss um 22,2 Millionen auf 84,1 Millionen Euro gestiegen, wie Vorstandsmitglied Martin Riegger sagte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit nahm um 21,6 Millionen auf 46,1 Millionen Euro zu. Der Generalversammlung empfiehlt der Vorstand die Ausschüttung einer Dividende in Vorjahreshöhe von einem Prozent.