Jahrzehntelang unternahm der Verein Kinder in Tschernobyl (KiT) Pfalzgrafenweiler Hilfsreisen nach Belarus. Vorsitzender Dietrich Galsterer organisierte die jährlichen Hilfsfahrten. Foto: Ade

Der Verein Kinder in Tschernobyl (KiT) Pfalzgrafenweiler wird nach 26 Jahren aufgelöst. Bei der Mitgliederversammlung fand sich keiner, der bereit gewesen wäre, den Vorstandsposten zu übernehmen.

Pfalzgrafenweiler - Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Pfalzgrafenweiler, Dietrich Galsterer, war zuletzt in Personalunion Vorsitzender, Kassierer und Geschäftsführer des Vereins. Aus gesundheitlichen Gründen stellte sich der 81-Jährige bei der Versammlung im Gasthaus Linde für diese Ämter nicht mehr zur Verfügung.

Der Zugang zu Belarus sei seit zwei Jahren blockiert, Hilfstransporte dorthin seien wohl auf längere Sicht nicht mehr möglich, glaubt der stellvertretende Vorsitzende Friedrich Haug. Nach kurzer Diskussion fassten die Anwesenden den Entschluss, den Verein aufzulösen. Dietrich Galsterer wurde beauftragt, die Auflösung beim Amtsgericht einzuleiten.

Vor einem Jahr war Friedrich Haug erstmals mit 11.000 Euro für vier Kinder- und Waisenheime in die Ukraine nach Lviv (Lemberg) gereist. Den Besuch hatten seine Forstkollegen vermittelt. Haug brachte damit ein letztes Mal humanitäre Hilfe aus Pfalzgrafenweiler. Das Restguthaben des Vereins von etwa 5000 Euro soll satzungsgemäß an den Krankenpflegeverein Pfalzgrafenweiler gehen.

Mehrere tausend Euro für bedürftige Kinder

Seit Jahrzehnten war Dietrich Galsterer treibende Kraft im Verein, war maßgeblich an der Entwicklung und den jährlichen Hilfsfahrten nach Weißrussland (Belarus) – letztmals 2019 – beteiligt. Im Laufe der Jahrzehnte flossen mehrere tausend Euro an Spendengeldern nach Weißrussland. Zwischen 1996 und 2019 waren es 440.000 Euro, davon mehr als 300.000 Euro in Form von Hilfsgütern.

"Der Verein ist eigentlich das humanitäre Lebenswerk von Dietrich Galsterer", betonte Frieder Haug. Galsterer sei seit Vereinsgründung Kassierer und seit über 15 Jahren Vorsitzender und Geschäftsführer und habe stets die jährlichen Hilfsfahrten organisiert. Ihm und dem Verein sei es stets wichtig gewesen, dass die Spenden nicht an Organisationen gehen, sondern direkt vor Ort notwendige Hilfsmittel eingekauft und an hilfsbedürftige Kinder- und Waisenheime oder Schulen übergeben werden.

Waisenhäuser und Schulen unterstützt

Die Eintragung des Vereins war nach der Gründungsversammlung am 4. April 1996 erfolgt. In der Vereinssatzung wurde festgehalten, dass der Verein Kindern, "die unmittelbar oder mittelbar durch den Atomunfall von Tschernobyl betroffen sind", hilft. Doch bereits seit 1993 waren Hilfsgüter aus Pfalzgrafenweiler nach Tschernobyl an Kinder geflossen, als Spenden in Lastwagen gepackt und in die betroffenen Gebiete in der Ukraine und Weißrussland gefahren. Anfangs waren es Sachspenden. Doch dies wurde im Laufe der Zeit immer schwieriger, so dass auf Geldspenden umgestellt wurde, die an hilfsbedürftige Organisationen und Einrichtungen wie die Schule in Gischenka, die Behinderten-Tagesstätte "Offene Tür" in Minsk oder das Waisenhaus und die Sonderschule in Rudensk übergeben wurden.

Immer wieder waren bei den jährlichen Hilfsfahrten nach Belarus auch Freunde und Förderer des Vereins dabei. Laut Dietrich Galsterer, hätten die Teilnehmer die Kosten für Fahrt, Unterkunft und Verpflegung stets selbst bezahlt.