Im Jahr 2009 haben sich die Niedereschacher Landfrauen einheitliche T-Shirts angeschafft. Nun droht dem Verein das Aus. Foto: Albert Bantle

Die Landfrauen sind im Begriff sich aufzulösen. Gesucht werden „junge engagierte Frauen, die sich vorstellen können, den Verein nach ihren Anliegen und Wünschen weiterzuführen“.

Die Unterstützung der 45 Frauen, die den Landfrauen der Gesamtgemeinde Niedereschach derzeit angehören, wäre möglichen Neueinsteigerinnen sicher, betonen die derzeitige Vorsitzende Mechthilde Ketterer und Angelika Thoma. Ihnen blute zwar das Herz beim Gedanken, dass sich die Landfrauen ein Jahr vor ihrem 30-jährigen Bestehen, das 2024 hätte gefeiert werden können, voraussichtlich auflösen werden. Doch ohne engagierten Nachwuchs habe ein Weitermachen keinen Sinn.

 

Aufhören als Neuanfang?

Das hat Ketterer, die den Vorsitz der Landfrauen in der Nachfolge der verstorbenen Gründungsvorsitzenden Brigitte Frank im Jahr 2006 übernommen hat und seither mit viel Engagement erfolgreich führt, bereits im Dezember 2022 bei einer Mitgliederversammlung unmissverständlich klargemacht. Sie hatte angekündigt, dass der Verein aufgelöst werde, wenn bis September dieses Jahres keine jüngeren Frauen gefunden werden können, die bereit sind, bei den Landfrauen einzusteigen.

Sie habe die Sachlage bereits mit dem Landfrauenverband Südbaden mit Sitz in Freiburg besprochen. „Vielleicht ist Aufhören auch ein Neuanfang“, betonte Ketterer damals und verwies auf die Landfrauen in Sunthausen, wo der frühere Landfrauenverein ebenfalls aufgehört und nun wieder eine junge Truppe begonnen habe.

Keine Resonanz auf Appell

Vor diesem Hintergrund appellierte Ketterer im Dezember an alle Frauen aus der Gesamtgemeinde, sich Gedanken zu machen, ob sie sich bei den Landfrauen engagieren wollen. Eine Resonanz auf diesen Aufruf gab es nicht, bedauerte Ketterer nun auf Nachfrage. Unter Telefon 07728/91 99 59 stehe sie nach wie vor für nähere Informationen und Auskünfte zur Verfügung, ebenso Angelika Thoma, die unter Telefon 0176/42 71 00 31 erreichbar ist.

In einem Aufruf in der jüngsten Ausgabe des Niedereschacher Mitteilungsblattes verweist Thoma darauf, dass der Landfrauenverein fest in das Ortsgeschehen integriert sei und es Unterstützung vom Verband sowie vom Bezirk Villingen gebe. „Wir freuen uns auch dich/euch“, heißt es in dem Aufruf.

Verein vielfältig aktiv

Die Landfrauen sind seit ihrer Gründung vielfältig aktiv, pflegen das Miteinander, stehen finanziell auf gesunden Beinen und harmonieren über die Ortsteilsgrenzen hinweg bestens zusammen. Bürgermeister Martin Ragg betont immer wieder, dass die Landfrauen ein großer und wichtiger Aktivposten in der Gesamtgemeinde darstellen.

Viele Aktivitäten gehören zum jährlichen Ablauf. Beispiele sind Wanderungen, Kinoabende, Stadtführungen, Ausflüge, gemeinsames Basteln, der Neujahrsempfang, informative und lehrreiche Vortrags- und Informationsabende mit Experten aus vielen Gebieten oder Engagement im sozialen Bereich, zum Beispiel das Kürbissuppenkochen für die Bewohner des Pflegehauses am Eschachpark und vieles mehr. „Wir haben so viele schöne Sachen gemacht“, blickt Ketterer zurück.

Allerdings habe sich das Freizeitverhalten so verändert, dass sich immer weniger Menschen ehrenamtlich engagieren wollen, obwohl ein solches Engagement einen auch persönlich bereichern und weiterbringen könne. Auch im Alltag vieler Frauen habe es grundlegende Veränderungen gegeben. So seien viele Frauen heutzutage berufstätig und fänden im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf nicht mehr die Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Andererseits falle es vielen jungen Frauen durch deren Fitness am PC leichter, Dinge zu organisieren.

Versammlung im September entscheidet

Gefreut hat sich Ketterer, dass sich beim Eschach-Festival, an dem die Landfrauen erstmals nicht mehr teilnahmen, Jugendliche gefunden haben, die so wie früher die Landfrauen die Besucher mit Flammkuchen bewirtet haben. „Es gibt also doch noch Nachwuchs“, sagt Ketterer mit der leisen Hoffnung, dass sich nun, da die Auslösung des Landfrauenvereins unmittelbar bevorsteht, doch noch Nachwuchs meldet.

Im September wird man sich zu einer Mitgliederversammlung treffen. Dabei soll offiziell und formal die Auflösung beschlossen und die Liquidation des Vereins eingeleitet werden.

Der Verein

Mitglieder

Mitglieder bei den Landfrauen sind Frauen jeden Alters und jeden Berufs. Die Landfrauen sind überkonfessionell, agieren überparteilich, über alle Ortsteilsgrenzen hinweg,  und sie genießen vor allem auch das harmonische   Miteinander. Es  sind alle Frauen willkommen, auch wenn sie keinen Bezug zur Landwirtschaft haben.

Ziele
Zu den Zielen gehört es, die Situation von Frauen in Gesellschaft, Politik und Beruf zu verbessern, gleichberechtigte Mitsprache auf allen Ebenen zu erreichen, Frauen zu fördern und zu stärken durch persönliche und berufliche Weiterbildung sowie die Lebensqualität auf dem Land zu verbessern. Dazu gehört auch, den Dialog zwischen Verbrauchern und Erzeugern zu verbessern und die heimische Landwirtschaft zu stärken, wenngleich nur noch wenige tatsächlich in der Landwirtschaft tätig sind.