Vom Schicksal zusammengewürfelt, helfen sich die Jugendlichen auch gegenseitig. Foto: Edith Kirchmann

Die Vorsitzende des Vereins Kinderhilfe Rumänien und der Stiftung „Ajutati Copiii“ besuchte wieder alle Familienhäuser und das Therapiezentrum.

Auf ihren Fahrten durch den westlichen Teil Rumäniens bis Siebenbürgen sah Edith Kirchmann ausgedehnte Flächen verdorrter Mais- und Sonnenblumenfelder. An den Laubbäumen waren vertrocknete Kronen deutlich sichtbar.

 

Der Fluss Marosch, ständiger Begleiter auf der Strecke zwischen dem Kreis Arad und Siebenbürgen ist normalerweise ein fischreicher, gefährlicher Fluss. Er ist durch die lange Dürre zu einem trägen, breiten Bach geschrumpft.

In den Gärten der Familienhäuser gab es in diesem Jahr im Gegensatz zu Deutschland kein Obst und nur wenig Gemüse. Diese, Produkte waren in früheren Jahren immer reichlich für den täglichen Bedarf vorhanden. Ein heftiger Frost im Frühjahr war schuld daran, dass alles teuer eingekauft werden muss.

Verein muss Geld für Nahrungsmittel bereitstellen

Arme Länder wie Rumänien leiden besonders unter den Problemen der Weltwirtschaft. Da die Kinderschutzbehörden in diesem Jahr die finanziellen Zuschüsse für soziale Einrichtungen drastisch gekürzt haben, muss der deutsche Verein jetzt häufiger Geld für Nahrung zur Verfügung stellen.

Die Einrichtungen für Minderjährige sind einem ständigen Wandel unterworfen. Positiv wurde dem Gast aus Deutschland berichtet, dass das Drogenproblem in einem Familienhaus sich auflöste, nachdem einige Jugendliche das Haus verließen. Das Problem Schulverweigerung konnte dadurch eingedämmt werden, dass einige Jugendliche am Programm „2. Chance“ teilnehmen.

Adoption kann Glücksfall sein

In einem Familienhaus, wo nur Jungen untergebracht sind, mussten fünf Minderjährige neu aufgenommen werden, weil eine andere Nichtregierungsorganisation im Kreis Arad wegen Verdachts auf Kindesmissbrauch ihre Tore schloss. Kirchmann stellte fest, dass sich diese jungen Menschen zwischen acht und 22 Jahren völlig selbstverständlich gegenseitig helfen, vom Schicksal in einem Haus zusammengewürfelt.

In letzter Zeit wurden vermehrt Kinder aus den Familienhäusern adoptiert, was für die Betroffenen ein Glücksfall sein kann. Nach rumänischem Recht können Kinder auch nach längerer Zeit wieder in staatlicher Obhut landen.

Die Last der eigenen Vergangenheit

Ein kleiner Junge wurde zweimal hintereinander adoptiert und ist jetzt erneut in einem Familienhaus des Vereins. Dort kommt der Sechsjährige gut mit der Pflegefamilie und seinen großen Geschwistern zurecht. Ein älterer Jugendlicher berichtete, wie schwer es für ihn war, nach einer misslungenen Adoption wegen „Missfallens seiner Person“ wieder in einer Einrichtung zu landen.

Kinder, die nicht in der Obhut ihrer Eltern aufwachsen können, brauchen besondere Fürsorge, die auch in Familienhäusern nicht selbstverständlich ist. Es hängt von jedem einzelnen Kind ab, ob es mit Pflegeeltern, sogenannten Geschwistern und der Last seiner Vergangenheit zurechtkommt. Der Verein und die Stiftung können Hilfen nur anbieten.

In den 33 Jahren des Bestehens fanden in den zehn Familienhäusern mehr als 200 Kinder ein zeitweiliges Zuhause. Momentan wohnen dort 64 Kinder und Jugendliche zwischen neun Monaten und 22 Jahren.