Es fehlt nur der Schnee: Der Skilift auf dem Kaltenbronn ist bereit. Foto: Kafka

Wasser spielt in Bad Wildbad eine große Rolle. Aber auch zum Beispiel im Hochmoorgebiet auf dem Kaltenbronn – und ebenso im Globalen Süden. Der Verein Menschen Miteinander startet ein Projekt, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

Bad Wildbad/Oberes Enztal - Die ersten Weihnachtsbäume sind bereits geschlagen und werden von Enzklösterle talabwärts gefahren. Am Wochenende lag in der Früh etwas Schnee auf den Baumwipfeln. "Viele Menschen treibt die Frage um: Wie wird der Winter? Wir haben uns umgehört", sagt Reinhard Kafka, Koordinator des Projektes "Klima: Wasser", das der Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal derzeit auf die Beine stellt.

Bürgermeister freuen sich auf den Winter

Bürgermeister Marco Gauger aus Bad Wildbad freut sich auf den Winter. "Ich bin gerne alpin beim Skifahren unterwegs." Sein Kollege Heiko Stieringer aus Höfen hat im Winter dagegen weniger sportliche Ambitionen. Er freut sich auf den Winter, aber Skifahren oder Langlauf sind – so verrät er – nicht so sehr sein Ding. Bürgermeisterin Sabine Zenker will in Enzklösterle gerne mit ihrem Hund Schlittenfahren. "Aber der Hund läuft neben dem Schlitten, er muss mich nicht ziehen!"

Noch ist der richtige Winter nicht da, aber es gibt Vorboten. Über mangelnde Kundschaft kann sich Barbara Zeitbös in der Enztal-Apotheke in Enzklösterle derzeit nicht beklagen. "Die Erkältungswelle hat gegenüber den Vorjahren sehr stark zugenommen. Das liegt wohl an den mangelnden Abwehrkräften dank dem bisher guten Virenschutz durch Masken. Das augenblickliche Schmuddelwetter trägt auch seinen Teil dazu bei. Wenn richtig Schnee liegen würde, wäre es um die Gesundheit vieler Menschen besser bestellt."

Skiausflüge nicht mehr planbar

Bernd Richter von der Skizunft Calmbach will sich auf eine Prognose nicht einlassen. "Skiausflüge und Freizeiten sind für uns im Winter nicht mehr planbar. Unsere Hauptaktivitäten als Skizunft sind derzeit ganzjährige Angebote im Bereich Kinderturnen, Skigymnastik, Triathlon, Mountainbiking und wöchentliche Radausfahrten. Nordisch sind wir mit vier Aktiven, die im Baden-Württemberg-Kader und im Kader des Schwäbischen Skiverbandes sind, recht gut aufgestellt."

"In den Monaten von September bis Dezember ist bei uns Hochsaison, Weihnachten und Neujahr sind wir regelmäßig ausgebucht." Steffen Frey, Mitinhaber des Enztalhotels in Enzklösterle, ist sehr zufrieden. "1990 hat das Enztalhotel noch Werbung mit Langlaufwochen in Wintermonaten gemacht, aber dann gab es zwei Jahre hintereinander keinen richtigen Schnee mehr. So haben wir erfolgreich unseren Schwerpunkt auf den Wellness-Urlaub verlegt. Da sind Winter und Schnee keine entscheidenden Kriterien mehr für unsere Gäste." Steffen Frey ist begeisterter Skifahrer, sein Lieblingsziel ist Tirol. "Aber da entscheide ich mich dann kurzfristig je nach Schneelage, ob ich losfahre. Planen lässt sich das nicht mehr."

Optimistischer Blick auf Saison

Jens Kleinert vom Skilift auf dem Kaltenbronn blickt optimistisch auf die Saison: "Die letzten Jahre waren allgemein eher schwierig, aber in der letzten Saison verlief der Liftbetrieb relativ reibungslos. Wir hatten nur wenige Einschränkungen im Gegensatz zu Beginn der Pandemie und unsere Gäste haben super mitgespielt, was die Kontrolle des Impfstatus anging. So konnten wir vier Wochen Liftbetrieb durchführen!" Der Skilift hat sogar einige Attraktionen vorbereitet. "Ein neuer Kinder- und Übungslift ist an unserem Übungsgelände ab der kommenden Saison für alle neuen Wintersportler eingerichtet." Da fehlt nur noch der Schnee. "Aber Schwankungen beim Klima gab es die letzten Jahre immer mal mehr und mal weniger, aber wir beobachten die Situation natürlich."

Für Ramin Majidi (Name von der Redaktion geändert) wird der Winter wieder eine Herausforderung. Er ist mit seiner Familie aus Afghanistan geflohen und lebt in einer vom Landkreis bezahlten Wohnung in Bad Wildbad. "Ich will mich nicht beklagen und wir sind Winter gewohnt. Aber die Fenster in unserer Wohnung sind alt und die Heizkörper werden nur teilweise warm. Der Vermieter könnte sich etwas mehr darum kümmern. Wir sind aus unserem Herkunftsland auch viel Kälte gewohnt."

Wie wird der Winter?

Die Frage, wie denn nun der Winter wird, quält Menschen schon seit Urzeiten. Aber die Vorfreude auf den kommenden Winter ist Umfragen zufolge diesmal geschmälert. Mehr als jeder Vierte (26 Prozent) der potenziellen Winterurlauber wolle demnach auf Ferien im Schnee verzichten, so Kafka; ein weiteres knappes Viertel (23 Prozent) denke über Sparmaßnahmen beim Winterurlaub nach. Dies ermittelte laut Kafka kürzlich das britische Markt- und Meinungsinstitut Yougov.

Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch habe kürzlich in einem ZDF-Interview zur Zukunft des Wintersports gesagt: "Die Entwicklung mit der Klimaerwärmung ist natürlich nicht positiv fürs Skifahren. Dass es eine gewisse Problematik gibt, ist jedoch nicht wegzudiskutieren. Jetzt spielen Nachhaltigkeit, Umwelt und die Energiekrise eine größere Rolle als noch vor ein paar Jahren."

Klimawende ist da

Tatsächlich seien in den vergangenen 30 Jahren die Temperaturen in Europa mehr als doppelt so schnell angestiegen wie im globalen Durchschnitt, im Zeitraum von 1991 bis 2021 durchschnittlich um 0,5 Grad pro Jahrzehnt, erzählt Kafka. Besonders schnell sei der Anstieg demnach in der Arktis und in höheren nördlichen Breiten der Erde verlaufen, und er fügt an: "Der Meeresspiegel steigt. Die Klimawende ist da."

Mit den Auswirkungen vor Ort im Oberen Enztal und Regionen im Globalen Süden wird sich eine Arbeitsgruppe rund um den Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal im nächsten Jahr intensiv befassen. Der Vorsitzende Hubertus Welt hat dem Projekt den Titel "Klima:Wasser" gegeben: "Wir werden uns bei diesem Vorhaben schwerpunktmäßig auf den Bereich Wasser konzentrieren, der für den Bäderkreis Calw, das Hochmoor auf dem Kaltenbronn und die Quellen und Thermen ohnehin von besonderer Bedeutung ist." Gefördert werden die geplanten Vorhaben wie eine Ausstellung, Stationenbesuche in der Region und Gesprächsrunden ("Wasser-Stammtische") unter anderem von der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg.